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Volkswagen Nach Kundenbeschwerden: VW Golf bekommt eine neue Software

Mit der aktuellen Software beim Golf hat Volkswagen Kunden verärgert. Zum Jahreswechsel soll es für das wichtigste VW-Modell ein neues Paket geben.
15.12.2021 - 16:13 Uhr Kommentieren
VW Golf: Bestseller bekommt eine neue Software Quelle: dpa
Volkswagen

Ein frisch produzierter VW Golf aus Wolfsburg: Die Software des seit zwei Jahren verkauften Autos ist nicht gut genug, deshalb muss der Konzern jetzt eingreifen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Golf-Fahrer sind Kummer gewohnt. Mal fällt das Navigationssystem aus, das andere Mal bleibt der Bildschirm schwarz. Wenn es ganz schlecht läuft, dann stellt das Auto von allein auf Notprogramm um und erlaubt nur eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern. „Eine Katastrophe“, urteilt ein Volkswagen-Händler aus dem Rheinland.

Seit zwei Jahren wird das aktuelle Golf-Modell aus der achten Generation in Deutschland verkauft. Anfänglich versuchte Volkswagen noch, die Software-Probleme nach außen hin kleinzureden. Doch intern im Konzern ging es mit der Schuldzuweisung schon bald hin und her. Ein VW-Vorstand musste gehen, weil er sich für einen späteren Verkaufsstart ausgesprochen hatte – vor allem wegen der Probleme mit der Software.

Doch jetzt reagiert Volkswagen und gesteht die Schwierigkeiten ein. Volkswagen ruft zum Jahreswechsel alle Fahrzeuge des neuen Modells in die Werkstätten, um ein großes Software-Update aufzuspielen, sagte ein Konzernsprecher am Mittwoch. Betroffen seien in Deutschland rund 220.000 Fahrzeuge, die seit dem Start vor zwei Jahren verkauft wurden.

Mit dem Softwarepaket sollen Steuerungs- und Bedienprobleme der Vergangenheit angehören. „Die Wünsche und Rückmeldungen unserer Kunden haben wir ernst genommen“, sagte Axel Heinrich, Leiter der Elektronikentwicklung bei der Marke Volkswagen Pkw, in einem Pressegespräch. Und: „Wir mussten eine Menge an Lehrgeld zahlen.“

Nicht nur die neu produzierten Golf-Modelle erhalten das umfassende Softwarepaket. Auch die mehreren Hunderttausend Bestandsfahrzeuge, die in den vergangenen zwei Jahren verkauft worden sind, sollen die neue Software bekommen. Die Käufer dieser älteren Golf-Modelle müssen sich allerdings noch etwas gedulden: Volkswagen will im Frühjahr über die Händler mit dem Update beginnen. Für die Golf-Fahrer soll die Software kostenlos sein.

Lange Rechenzeiten, Probleme mit der Spracherkennung

Neue Golf-Modelle bekommen im nächsten Jahr mehr Rechenkapazität und zudem neue Chips, was beispielsweise die Navigation deutlich beschleunigen soll. Bislang dauert die Rechenzeit manchmal bis zu 40 Sekunden, in Zukunft sollen fünf Sekunden genügen.

Große Probleme hatte Volkswagen in der Vergangenheit mit der Spracherkennung. Manchmal verstand die Golf-Technik die Sprachbefehle überhaupt nicht, die Wünsche des Fahrers konnten nicht umgesetzt werden. „Wir brauchen endlich eine Spracherkennung, die diesen Namen auch verdient“, gestand ein VW-Manager ein.

Elektronik-Chef Axel Heinrich versprach deutliche Verbesserungen, die neue Technik werde den Autofahrer künftig gut verstehen. „Die Erkennungsquote liegt bei 95 Prozent“, sagte er. Das Auto werde bald wirklich das machen, was der Fahrer wolle.

Heinrich verglich die Leistungsfähigkeit der neuen VW-Spracherkennung mit der MBUX-Technik von Mercedes, die in der Autobranche gemeinhin als Maßstab gilt. Volkswagen erreiche dasselbe Niveau. Was Mercedes im Premiumbereich eingeführt habe, werde über Volkswagen nun zum ersten Mal auch bei einer Volumenmarke zum Standard.

Vom kommenden Jahr an sollen beim Golf erstmals auch drahtlose Software-Updates „over the air“ möglich werden. Heinrich nannte als möglichen Anwendungsbereich das Infotainment-System samt Navigation.

Bislang mussten die Golf-Modelle immer zwingend zum Händler gebracht werden, wenn ein Software-Update anstand. Allerdings gehen die drahtlosen Update-Fähigkeiten bei klassischen Verbrennermodellen wie dem Golf nicht so weit wie bei den neuen Elektroautos aus der ID-Baureihe von Volkswagen. Die Technik der Verbrenner ist einfach noch nicht so weit wie bei den Elektromodellen.

„Wenn es VW nicht schafft, wer dann?“

Stefan Bratzel, Professor am Center of Automotive Management (CAM) der Fachhochschule Bergisch Gladbach, bezeichnet die Software-Herausforderung für etablierte Autohersteller wie Volkswagen als „Herkulesaufgabe“. Als einer der weltweit größten Autokonzerne müsse der VW-Konzern dieses Thema in den Griff bekommen. „Wenn es Volkswagen nicht schafft, wer dann?“, so Bratzel.

Die Autobranche dürfe dieses Feld nicht IT-Riesen wie Apple und Alphabet sowie Newcomern wie Tesla und Nio überlassen. „Volkswagen muss aber erst noch unter Beweis stellen, dass sie es wirklich können“, sagte der Hochschullehrer mit Blick auf die Anfangsschwierigkeiten mit der Software-Ausstattung wie beim aktuellen Golf. Für einen Autohersteller wie Volkswagen sei es ein „Langfrist-Thema“, in den nächsten Jahren das erforderliche Know-how bei IT und Software aufzubauen.

Zusätzlich setzt der akute Chipmangel dem Golf von Volkswagen besonders zu. Weil im Oktober und im November extrem viele Halbleiter fehlten, konnten nur sehr wenige Autos produziert werden. VW hat die Golf-Fertigung vollständig im Stammwerk in Wolfsburg konzentriert.

Der Golf ist über Jahrzehnte das wichtigste Modell von Volkswagen gewesen. Das Auto war auch immer das meistverkaufte Modell in Europa – über alle Hersteller und Marken hinweg. Im Oktober dieses Jahres hat es der Golf nicht einmal mehr unter die ersten zehn der meistverkauften Autos in Europa geschafft.

Mehr: Volkswagen und Bosch stehen vor Kooperation bei Auto-Software

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