Volkswagen Nutzfahrzeuge VW-Kunden testen erste Elektro-Transporter – neuer Absatzrekord

Ab September soll eine Elektro-Version des VW-Transporters in den Handel kommen.
Hannover Die Elektrifizierung kommt auch in der Transportersparter von Volkswagen an. „Jede neue Modellgeneration von Volkswagen Nutzfahrzeuge wird eine Variante mit E-Antrieb erhalten“, sagte Eckhard Scholz, Vorstandschef der Sparte VWN, am Freitag auf der Bilanzpressekonferenz in Hannover.
Kunden testen bereits die erste Elektrovariante des Transporter-Modells Crafter, der Verkaufsstart ist für den September geplant. Mit konventionellen Antrieben verdient VW-Transportertochter weiterhin sehr gut: Für 2017 verzeichnete die Sparte den höchsten operativen Gewinn ihrer Geschichte.
Vorstandschef Scholz erwartet in den kommenden Jahren einen Antriebsmix bei Transportern. Der Batterieantrieb werde zwar von Jahr zu Jahr an Bedeutung gewinnen, doch klassische Verbrennungsmotoren wie der Diesel blieben unverzichtbar. In den Städten werde sich jedoch wahrscheinlich der Elektroantrieb durchsetzen. Neue Lösungen für den Stadtverkehr seien „eine riesige Chance, wenn wir es richtig machen“, betonte Scholz.
Auf kürzeren Entfernungen bis 150 Kilometer biete der Elektroantrieb die größten Vorteile. Mit dem Elektroantrieb könnten Unternehmen Geld und Zeit sparen – weil tagsüber Tankstopps überflüssig würden. Die E-Transporter würden stattdessen über Nacht aufgeladen, außerhalb der gewöhnlichen Arbeitszeiten.
Mit jeder Einführung einer neuen Modellgeneration will die VW-Transportersparte zugleich auch die Elektrifizierung angehen. Beim wichtigsten Modell aus Hannover, dem VW Bulli, steht der nächste Modellwechsel voraussichtlich in zwei Jahren an.
Dann könnte Volkswagen also auch beim Transporter zusätzlich eine batteriegetriebene Variante anbieten. Scholz wollte sich allerdings nicht festlegen, ob es einen VW-Elektro-Bulli schon in zwei Jahren geben wird.
Weil die VW-Transportersparte auf die klassischen Antriebe nicht verzichtet, verlangt das in der Produktion ein hohes Maß an Flexibilität. Die künftig in Hannover gefertigten Transporter sollen so konstruiert werden, dass sowohl ein Diesel- als auch ein Elektromotor Platz darin haben. Zugleich will sich die Nutzfahrzeugsparte konzernintern um die Produktion eines prestigeträchtigen Modells bewerben: um die Fertigung des ID Buzz.
Der Kleinbus gehört zur neuen Elektrobaureihe ID des Volkswagen-Konzerns, die ausschließlich für rein batteriegetriebene Fahrzeuge entwickelt worden ist. VW hat bereits entschieden, dass die Pkw der ID-Baureihe in der Anfangszeit von 2019 an ausschließlich im Volkswagen-Werk in Zwickau produziert werden.
Der ID Buzz ist etwas größer. Deshalb könnte das Fahrzeug nach Hannover zu den Transportern gehen. Dort gibt es die erforderlichen Produktionsanlagen, auf denen etwas größere Fahrzeuge von den Bändern laufen können. Die Entscheidung darüber steht allerdings noch aus.
Die Transporter-Sparte von Volkswagen erreichte im vergangenen Jahr mit fast 498.000 Fahrzeugen einen neuen Absatzrekord, ein Plus von 4,2 Prozent gegenüber 2016. Der Umsatz stieg um 7,1 Prozent auf 11,9 Milliarden Euro. Im operativen Geschäft verdienten die VW-Nutzfahrzeuge 853 Millionen Euro, fast 90 Prozent mehr als 2016.
„Das ist der höchste Gewinn unserer Unternehmensgeschichte“, betonte Scholz. VWN profitiert immer stärker vom neuen Transportermodell Crafter, das in einem polnischen Werk des Konzerns von den Bändern läuft. Zusätzliche Varianten sind zudem geplant, wie etwa der neue E-Crafter. In Polen profitiert Volkswagen besonders von den vergleichsweise günstigen Löhnen.
Im laufenden Jahr will die Transportersparte ähnlich viele Autos wie 2017 verkaufen. Der Auftragseingang liege im Moment um vier bis fünf Prozent über dem Vorjahr, sagte Vertriebschef Heinz-Jürgen Löw. In den ersten beiden Monaten sei der Absatz leicht rückläufig gewesen. Das habe mit dem zwischenzeitlichen Auslieferungsstopp beim Bulli T6 wegen dessen Abgas-Problemen zusammengehangen.
Wegen zu hoher Stickoxidwerte hatte das Kraftfahrtbundesamt einen Verkaufsstopp für Dieselmodelle durchgesetzt. Das Problem ist nach Angaben von Scholz gelöst, seit Anfang März darf Volkswagen den T6 mit Dieselmotor und Pkw-Zulassung wieder ausliefern.
Die verschärfte Abgas-Gesetzgebung sowie zunehmende Einfahrbeschränkungen in den Großstädten seien „extrem große Herausforderungen“ – ebenso die Umstellung auf das neue verschärfte Abgas- und Zulassungsverfahren WLTP.
Einen möglichen Börsengang der VW-Lastwagensparte sieht Scholz mit Gelassenheit. Noch gehören die Transporter aus Hannover zu diesem Bereich. Bei einem gemeinsamen Börsengang der Schwestermarken MAN und Scania wären die leichteren Nutzfahrzeuge und Transporter jedoch nicht mehr dabei – und müssten sich innerhalb des Konzerns eine neue Heimat suchen.
Denkbar wäre etwa, dass sie der Pkw-Sparte von Volkswagen angegliedert würden. „Wir haben ein gutes Verhältnis zu den Pkw-Kollegen“, sagte Eckhard Scholz dazu.
Trotz aller wirtschaftlichen Erfolge von VW Nutzfahrzeugen sieht der Betriebsrat noch erheblichen Verbesserungsbedarf für die Beschäftigten. „Wir müssen die flexiblen Arbeitszeitmodelle vorantreiben“, sagte die Betriebsratsvorsitzende Bertina Murkovic auf einer Betriebsversammlung in Hannover. Arbeitsleben und Freizeit seien noch immer nicht gut genug aufeinander abgestimmt.
Bertina Murkovic, erst seit wenigen Wochen im Amt und bei Volkswagen die einzige Frau an der Spitze eines großen Betriebsrates, beklagte sich darüber, dass die gängigen Schichtmodelle nicht flexibel genug seien – und dass dadurch die Gesundheit der Beschäftigten leide. „Wer 25 Jahre am Band gestanden hat, für den muss es selbstverständlich sein, dass er gesund in Rente geht“, sagte Murkovic.
Bei der Transportersparte von Volkswagen sollen deshalb erste Pilotmodelle mit flexibleren Arbeitszeiten erprobt werden, etwa in der Fahrzeugmontage. Dazu gehöre, dass Schichtarbeitern längere Ruhepausen zugesichert würden. Mitarbeiter könnten auch Geld in zusätzliche Freizeit umwandeln. „Unsere Mitarbeiter werden das annehmen“, betonte Murkovic. An Wochenenden sollte es flexiblere Startzeiten bei den Schichten geben. „Nicht immer starr um 6 Uhr.“
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"Der Wolfsburger Autobauer verkaufte im Februar deutlich mehr Autos und Nutzfahrzeuge – trotz Diesel-Debatte. "
Soso, der Autobauer, dem wir die Dieseldiskussion, massive Wertverluste, Steuerdiskussionen, Fahrverbote wohl primär zu verdanken haben, verkauft immer mehr. Wie viele Ignoranten gibt es auf dieser Welt eigentlich, die den Betrug an Staat und Kunden noch mit dem Kauf der Produkte belohnen? Unglaublich.