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Volkswagen Truck & Bus VW wagt den Neustart in Brasilien

VW hat für Brasilien eine neue Lkw-Generation entwickelt. Mit dem „New Delivery“ zielt der Konzern auf die kleinen Spediteure und Lieferanten in den Städten. Doch das Modell gilt auch als globale Elektro-Hoffnung.
22.11.2017 - 18:00 Uhr Kommentieren
Flexibler Lieferwagen und Elektro-Hoffnung. Quelle: VW
VWs „New Delivery“

Flexibler Lieferwagen und Elektro-Hoffnung.

(Foto: VW)

Resende Platzprobleme gab es nicht, als MAN Lateinamerika kürzlich die neue Transporter-Serie „New Delivery“ in Brasilien präsentierte. Obwohl der Konzern die komplette Palette der sechs neuen Stadttransporter von 3,5 bis 13 Tonnen Nutzlast vor den Fachmedien aus Lateinamerika vorstellte, verloren sich Publikum und Exponate in der Halle von der Größe eines Flugzeughangars, die zum MAN-Werk in Resende gehört, einem Ort auf halber Strecke zwischen Rio und São Paulo.

Noch vor vier Jahren wäre dort für solch eine Veranstaltung kein Platz gewesen: MAN Lateinamerika ließ in drei Schichten, sechs Tage die Woche Lkws und Busse montieren. Doch nachdem der brasilianische Nutzfahrzeugmarkt seit 2013 um 75 Prozent eingebrochen ist, hat die VW-Tochter in Resende die Produktion zeitweise bis auf eine Schicht und vier Tage die Woche runtergefahren. Viele Hallen blieben leer. Bis heute hält die Krise an: Der Absatz an Nutzfahrzeugen wird auch in diesem Jahr erneut leicht schrumpfen, schätzt der Autoverband Anfavea.

Umso erstaunlicher, dass VW gerade jetzt den „New Delivery“ in Brasilien lanciert. Umgerechnet 260 Millionen Euro investierte der Konzern dafür in das Segment der Stadttransporter. Es ist das größte Investment in ein Lkw-Modell seit mehr als einer Dekade in Brasilien. Dafür entwickelte Albert-Johann Kirzinger, Design-Chef von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) in Wolfsburg zusammen mit brasilianischen Ingenieuren einen völlig neuen Kleinlastwagen. „Eine schwierige Aufgabe“, so Kirzinger, „denn das Vorgänger-Modell Delivery war enorm erfolgreich in Brasilien.“

Das rustikale Vorgängermodell mit seinen Blattfedern und dem spartanischem Interieur hat mit den neue Kleinlastwagen kaum noch etwas gemein. Es bleibt jedoch bis auf Weiteres auf dem Markt – und wird parallel zu den 7 bis 10 Prozent teuren Nachfolgern verkauft. Es stellt sich die Frage, was sich VW von nun mindestens zwölf Modellen im Einstiegssegment der Transportbranche verspricht.

Für Roberto Cortes, CEO von MAN Lateinamerika folgt Brasilien damit einem weltweiten Trend: Das Segment der leichten Nutzfahrzeuge werde dort künftig am stärksten wachsen. MAN wolle den Anteil am Gesamtumsatz mit Klein-Lkw von derzeit knapp einem Drittel auf 40 Prozent steigern. Doch auch die Konkurrenz setzt auf diese Nische: Auf der Nutzfahrzeugmesse Fenatran in São Paulo wurden vor allem Neuerungen bei leichten Nutzfahrzeugen vorgestellt.

Der Grund für die schneller wachsende Nachfrage nach Kleinlastern ist der wachsende Konsum der Brasilianer in den Städten: Transporter bis 13 Tonnen Nutzlast werden dort als Lieferanten für den Einzelhandel, Restaurants und Shopping-Malls eingesetzt. Zudem boomen Zustell- und Paketdienste auch in Brasilien wegen des rasant wachsenden Internethandels. Großkunden wie Bergbaukonzerne und die Bauwirtschaft werden dagegen noch länger brauchen, bis sie schwere Trucks für ihre Flotten ordern. Auch staatliche Investitionen in der Infrastruktur kommen nur langsam vom Fleck. Die Verkäufe der großen Trucks dürften noch länger vor sich hindümpeln. Neue Dynamik verspricht allein das Einstiegssegment. 

So setzen die Lkw-Hersteller vor allem auf die kleinen und mittleren Unternehmer in den konsumgetriebenen Branchen, die jetzt ihre Kapazitäten vergrößern müssen, um die wachsende Nachfrage decken zu können. Die Kleinunternehmer werden damit gelockt, dass sie den Kauf mit Ratenzahlungen von Laufzeiten bis zu sechs Jahren finanzieren können. Das seien nicht mehr als „30 Real am Tag“ – also knapp acht 200 Euro im Monat, heißt es im Werbefilm für die Kundschaft. Der „Delivery-Express“, das Einstiegsmodell kann gar mit einem normalen Pkw-Führerschein gefahren werden. „Das ist ein Kleintransporter mit dem Design und der Ladekapazität eines richtigen Lkw“, sagt Robert Queiroz, ein unabhängiger Nutzfahrzeugexperte anerkennend.

VW hat große Pläne mit dem New Delivery. 30.000 Fahrzeuge wolle man davon künftig im Jahr in Brasilien und Lateinamerika verkaufen. 100.000 sei das mittelfristige Ziel für den Verkauf weltweit – und deshalb wird das für Brasilien entwickelte Modell auch in den nächsten Jahren in Europa angeboten. Unter welcher Marke des VW Nutzfahrzeugreiches ist dabei völlig offen: „In den Emerging Markets wird das Modell eher unter der VW-Flagge laufen“, vermutet Queiroz. „In Europa könnte der Delivery dann in die Modellpalette von MAN eingereiht werden.“

Doch dann vermutlich als elektrisch angetriebenes Modell: Zehn Prototypen sollen in den nächsten zwei Jahren in Brasilien und Europa getestet werden. Bis 2025 hofft Andreas Renschler, CEO von Volkswagen Truck & Bus, dass fünf Prozent der Lieferwagen in Brasilien elektronisch betrieben werden. Bei Reichweiten von weniger als 200 Kilometer am Tag, bieten sich die E-Lkw gerade für Getränkelieferanten an. In Brasilien ist der Bierbrauer Ambev auch der erste Tester des E-Delivery. 

Das neue Modell von VW könnte überraschenden Rückenwind beim Start bekommen: Die Konjunktur zieht an. Die Zulassungen neuer Lkw in Brasilien haben sich im September auf monatlich 213 fast verdoppelt. Zweimal im Monat wird bei MAN/VW in Brasilien nun schon samstags gearbeitet. Die Werksferien sind gestrichen. Für 2019 erwartet CEO Cortes, dass der Absatz an Lkw in Brasilien wieder brummen wird. Möglich, dass künftige Produktvorstellungen bald keinen Platz mehr in den Werkshallen haben.

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