Volkswagen VW-Designer müssen Kosten drücken – CEO Diess setzt seinen Sparkurs durch

In der Design-Abteilung setzt VW-Chef Diess den Rotstift an.
Potsdam Peter Wouda streicht mit seinen Fingern über den „Volkswagen“-Schriftzug, der auf dem Selbstfahrmodell Sedric prangt. Früher, erklärt der VW-Designer, habe man auch die Markennamen für die Prototypen in Handarbeit gefertigt. Heute kommt der Schriftzug aus dem 3D-Drucker. „Auch wir müssen mit unseren Ressourcen sparsam umgehen“, sagt Wouda.
Die Ersparnis durch VW-Logos aus dem 3D-Drucker mag überschaubar sein: Doch sie sind Vorboten wichtiger Veränderungen für die Kreativabteilung des VW-Konzerns. Verantwortlich dafür ist der neue Vorstandsvorsitzende Herbert Diess, der dem Unternehmen seinen Stempel aufdrückt.
Der langjährige VW-Markenchef gilt als Kostendrücker – und das Design ist einer der ersten Bereiche, in denen er mit seinem Sparkurs ansetzt. Doch mit Einsparungen in der Designabteilung allein wird Diess seine ambitionierten Margenziele kaum erreichen können. Andere Bereiche wie Einkauf oder Entwicklung dürften schon bald folgen.
Auch Michael Mauer stellt sich darauf ein, dass dem Konzerndesign bald die nächsten Veränderungen ins Haus stehen. Seit knapp drei Jahren ist er Chefdesigner des VW-Konzerns. Der damals kurzfristig auf den Posten des VW-Vorstandsvorsitzenden berufene Matthias Müller hatte ihn aus Stuttgart von Porsche mit nach Wolfsburg gebracht.
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Bislang ist auch bei VW der Bau von Prototypen noch stark verbreitet. Diese Modelle sind allerdings aufwendig und teuer. Die Ausgaben dafür starten bei einem einfacheren Modell bei 50.000 Euro, können aber auch schnell bei 200.000 oder 300.000 Euro enden.
Das VW-Konzerndesign wird künftig stärker sparen müssen, das steht für Mauer außer Frage. Die Antwort auf teure Prototypen heißt „Virtual Reality“ (VR). Die Modelle werden künftig nur noch in reduzierter Zahl tatsächlich von Hand gefertigt. „Wahrscheinlich nur das wirklich finale Modell“, sagt er.
Eine deutlich größere Zahl von Prototypen soll in naher Zukunft ausschließlich am Computer entworfen werden. Damit erreicht die Designabteilung, was Diess vom gesamtem Konzern einfordert: den sparsamen Umgang mit Ressourcen.
Chefdesigner Mauer muss sich noch auf eine weitere Veränderung einstellen: In Konzernkreisen gilt es schon heute als sicher, dass die Verantwortung für den Bereich im Vorstand verschoben wird. Bis zur Absetzung von Matthias Müller im April war das Design beim Vorstandsvorsitzenden angesiedelt. Doch Herbert Diess wird diese Verantwortung abgeben.
Stattdessen soll Porsche-Chef Oliver Blume die Zuständigkeit für das Design übernehmen; im Konzernvorstand ist er schon jetzt für die Produktion verantwortlich. Außerdem liegt die Verbindung zu Porsche nahe: Michael Mauer ist in einer Doppelfunktion auch für das Porsche-Design verantwortlich.
Doch Mauer macht sich keine Sorgen, dass das Design etwa wegen des Kostendrucks an Bedeutung verlieren könnte, im Gegenteil: „Das Design wird mit darüber entscheiden, welche Automarken auf Dauer überleben werden“, sagt der Chefdesigner aus dem VW-Konzern.
Seine Begründung: Den Autoherstellern würden immer mehr Vorgaben gemacht – seien es Gesetze oder die tägliche reale Situation auf den Straßen mit vielen Staus. „Für die Autokonzerne wird es immer schwieriger, sich voneinander zu unterscheiden“, betont Mauer.
Außerdem würden die Entwicklungszyklen für neue Modelle immer kürzer. Die nötigen Differenzierungsmerkmale könne in dieser Situation das Design schaffen.
Der Wandel der Automobilhersteller zu Mobilitätskonzernen werde zudem auch im Design für neue Verantwortlichkeiten sorgen. Es gehe künftig nicht mehr nur darum, neue Autos zu entwerfen – in den Mittelpunkt rücke das Design einer gesamten Marke. „Design ist viel mehr als nur die reine Form“, so Mauer.
Im Elektrozeitalter zähle es auch zu den Aufgaben der Autohersteller, für eine verlässliche Ladeinfrastruktur zu sorgen. Autonom und selbstständig fahrende Autos müssten so konstruiert sein, dass der Autokäufer diese Fahrzeuge auch wirklich einfach nutzen könne.
Wenn das Design solche zusätzlichen Aufgaben übernehme, lasse sich darüber die Identität eines Herstellers stärken. Das Volkswagen-Design profitiere von der Größe des Konzerns. Die hohe Internationalität mit zwölf Marken sorge dafür, dass die VW-Designer wichtige Veränderungen schneller erkennen könnten.
Gleichwohl haben die Designer aus dem VW-Konzern mit einem ganz besonderen Problem zu kämpfen – mit der Dieselaffäre. Auch bald drei Jahre nach der Aufdeckung des Skandals sind Volkswagen und Audi aus den Schlagzeilen nicht herausgekommen. Ein Ende der Affäre ist noch lange nicht absehbar, Rückschläge drohen mit gewisser Regelmäßigkeit.
Für Audi-Chefdesigner Marc Lichte gibt es darauf nur eine Antwort: neue Autos. Er verspricht Audi-Kunden für die nächste Zeit ein „Modellfeuerwerk“. Lichte will dafür sorgen, dass Audi mit gutem Design und ansprechenden Modellen wieder überwiegend positive Schlagzeilen macht.
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