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VW Bei Volkswagen soll das autonome Fahren zum „Gamechanger“ werden

Doch bevor VW-Chef Herbert Diess den Konzernabend auf der IAA mit Robotaxis eröffnen kann, muss er sich zunächst mit Greenpeace auseinandersetzen.
06.09.2021 - 04:02 Uhr Kommentieren
Der VW-Chef hält es für möglich, dass VW 2030 schon etwa 15 Prozent seines Konzernumsatz mit Robotaxis und anderen neuen Mobilitätsdiensten verdient. Quelle: dpa
Herbert Diess

Der VW-Chef hält es für möglich, dass VW 2030 schon etwa 15 Prozent seines Konzernumsatz mit Robotaxis und anderen neuen Mobilitätsdiensten verdient.

(Foto: dpa)

München Eigentlich sollte es im Eventzentrum „Isarpost“ in der Münchener Innenstadt vor allem um das autonome Fahren gehen. Doch Volkswagen hat auf seinem Konzernabend zum Start der IAA Mobility zusätzlichen Besuch bekommen. Greenpeace war da. Die Umweltorganisation wollte Konzernchef Herbert Diess die am vergangenen Freitag vorgelegte Zivilklage wegen zu geringer Anstrengungen in Sachen Klimaschutz direkt überreichen.

„Ich habe ein Exemplar persönlich für Sie“, sagte Marion Tiemann, Verkehrsexpertin von Greenpeace. Herbert Diess scheute die Diskussion nicht, ging direkt auf die Aktivistin zu. Der Umgang miteinander war sogar freundlich, der VW-Chef erzählte von einem zurückliegenden Wochenendausflug in die Alpen.

Doch in Sachen Klimaschutz gab es keine Annäherung. „Ich finde es ungerecht, dass Sie mit Ihrer Klage bei den Autoherstellern anfangen“, beschwerte sich der VW-Chef. Volkswagen versuche alles, um möglichst schnell klimaneutral und umweltfreundlicher zu werden. Greenpeace solle stattdessen gegen Unternehmen vorgehen, die extrem viel Kohlendioxid emittierten. Ölkonzerne nannte Diess an erster Stelle.

Greenpeace-Aktivistin Tiemann verteidigte die Klage gegen VW, ihre Organisation werde daran festhalten. Sie und Diess gingen danach auseinander, die kurze kamerawirksame Protestaktion vor der „Isarpost“ war schnell wieder beendet. Und Herbert Diess konnte sich im Inneren des Gebäudes dann doch um das autonome Fahren kümmern.

Nicht nur für Volkswagen, sondern für die gesamte Automobilindustrie hängt sehr viel am autonomen Fahren. Es ist so etwas wie die Königsdisziplin im immer größer werdenden Software-Einsatz in einem Auto. Der Pkw ist tatsächlich auf dem Weg, zum „Smartphone auf vier Rädern“ zu werden. Wenn sich die autonomen Systeme bis zum Ende des Jahrzehnts durchsetzen sollten, könnte dann eine größere Zahl von Autos komplett selbstständig und ohne Fahrer unterwegs sein. Robotaxis sollen in Städten wie Hamburg und München eingesetzt werden.

Die Umweltorganisation wollte dem VW-Chef ihre Zivilklage persönlich überreichen. Quelle: Reuters
Herbert Diess

Die Umweltorganisation wollte dem VW-Chef ihre Zivilklage persönlich überreichen.

(Foto: Reuters)

Der VW-Chef hält es für möglich, dass der Wolfsburger Autohersteller im Jahr 2030 schon etwa 15 Prozent seines Konzernumsatz mit Robotaxis und anderen neuen Mobilitätsdiensten bestreitet. 15 Prozent des Konzernumsatzes wären eine gewaltige Summe, nach heutigem Stand sind das an die 40 Milliarden Euro.

„Autonomes Fahren wird die Welt verändern“, sagte VW-Chef Diess. Es werde zum „Gamechanger“, der völlig neue Geschäftsmodelle und hohe Renditen erlaube. Die Greenpeace-Aktivisten vor der „Isarpost“ dürften das vielleicht nicht so gern gehört haben – Klima- und Umweltschutz spielten in der Diess-Präsentation zum autonomen Fahren keine ganz so große Rolle.

Volkswagen unternimmt die Versuche in Sachen autonomes Fahren nicht allein. Vor etwa zwei Jahren haben die Wolfsburger rund 2,6 Milliarden Dollar in das US-Start-up Argo AI investiert, das für den deutschen Konzern die autonomen Computersysteme in den kommenden Jahren entwickeln soll.

Seitdem hält Volkswagen 40 Prozent an Argo AI und ist damit einer von zwei maßgeblichen Anteilseignern. Weitere 40 Prozent liegen bei Ford, dem zweitgrößten Autohersteller in den USA, der Rest bei Argo-Gründer Bryan Salesky und den Mitarbeitern des amerikanischen Start-ups.

Produktentwicklung könnte Generationenaufgabe sein

Salesky, seit Jahren als CEO von Argo AI der oberste Entwickler des Unternehmens, wird auf absehbare Zeit liefern müssen, wenn er seine großen Anteilseigner Volkswagen und Ford dauerhaft zufriedenstellen will. Auf dem Konzernabend des Wolfsburger Konzerns verbreitete er jedenfalls Optimismus. Im gemeinsamen Verbund hätten Volkswagen, Ford und Argo AI gute Chancen, in den kommenden Jahren leistungsfähige autonome Autos auf die Straßen zu bringen.

„Die Nachfrage ist besonders groß in den Städten“, sagte Salesky, „da müssen wir hin.“ Dort lohne der Einsatz von Robotaxis. Taxi-Unternehmen könnten viel Geld sparen, wenn der Computer künftig den Wagen fährt und Fahrer nicht mehr gebraucht werden. Wenn es dann noch gelinge, Computerprogramme für das autonome Fahren in großen Stückzahlen herzustellen, dann sollte sich auch der wirtschaftliche Erfolg einstellen. Ford und Volkswagen kommen zusammen auf eine Jahresproduktion von rund 16 Millionen Fahrzeugen. Salesky sah darin ausreichend großes Potenzial für den Einsatz autonomer Systeme.

Ein Erfolg der aktuellen Entwicklungsarbeit ist allerdings nicht garantiert. Bryan Salesky stellt sich noch auf das eine oder andere Problem ein, bis am Ende fertige Produkte herausgekommen sind. „Die Welt unterschätzt, wie komplex das Ganze ist“, meinte er. Die Entwicklung autonomer Systeme sei eine Aufgabe für mehrere Generationen, vielleicht würden die Produkte auch nie endgültig fertig sein.

Erste Ergebnisse sind inzwischen auch in Deutschland zu sehen: Argo und Volkswagen testen erste autonome Kleinbusse auf einer Teststrecke am Münchener Flughafen. Tests auf öffentlichen Straßen soll es schon in Kürze geben. Der erste kommerzielle Einsatz ist frühestens 2023 in Hamburg bei der VW-Mobilitätstochter Moia geplant, dann allerdings noch mit Sicherheitsfahrer. Zwei Jahre später wollen Volkswagen und Argo dann komplett auf den Menschen am Steuer verzichten.

Basis-Fahrzeug für die ersten autonomen Einsätze ist der neue vollelektrische ID.Buzz, den Volkswagen im nächsten Jahr – dann noch ohne autonomes System – für eine größere Kundschaft auf den Markt bringen wird. Für seine ersten vollautonomen Versuche verlässt sich der Wolfsburger Konzern also auf ein Elektroauto. Etwas, was doch eigentlich Greenpeace besänftigen sollte.

Mehr: VW-Chef Herbert Diess glaubt, dass sich die Digitalisierung für den Autobauer auszahlt. Bis 2025 soll die Rendite des Konzerns deutlich steigen.

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