Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Europas größter Autobauer Volkswagen hat für die lange blockierte Komplettübernahme des Porsche-Sportwagengeschäfts eine Lösung gefunden. Der Deal ist aus Sicht der Unternehmen ein Meisterstück, das Wirtschaftsgeschichte schreiben dürfte. Fragen und Antworten zu einer Hochzeit der besonderen Art.
Mehr Geld. Bisher waren VW und Porsche im Alltag beim Autobauen noch keine vollwertigen Partner, da das Sportwagengeschäft nicht zu 100 Prozent unter dem Dach der Wolfsburger stand. Aus rechtlichen Gründen war daher vieles unmöglich. So liefert VW etwa Motoren für den Porsche Cayenne und den Panamera - doch Freundschaftspreise sind dabei verboten, da Aktionäre dagegen klagen könnten. Das bedeutete enorme Bürokratie: Bei der Entwicklung des neuen Porsche Macan beispielsweise greifen die Schwaben ins VW-Regal. Eine Kommission muss dabei jeden Schritt absegnen, um die Rechtssicherheit zu wahren. Das hat jetzt ein Ende. „Die Synergiepotenziale können von nun an in vollem Umfang genutzt werden“, sagt Porsche-Chef Matthias Müller. Es geht um mindestens 700 Millionen Euro Einsparmöglichkeiten pro Jahr.
Vor rund vier Jahren griff die Porsche-Dachgesellschaft Porsche SE (PSE) nach der Macht bei VW. Doch die Schwaben verhedderten sich bei dem Übernahmeversuch im Dickicht heikler Finanzgeschäfte und türmten 11,4 Milliarden Euro Schulden auf. Am Ende war ausgerechnet VW die letzte Rettung. Die bizarre Folge: Bis heute hält die PSE haarscharf die Mehrheit an VW, musste sich aus Geldnot aber schon von knapp der Hälfte ihrer Kronjuwelen trennen: Ende 2009 verkaufte die PSE 49,9 Prozent des Porsche-Sportwagengeschäfts aus der Porsche AG an VW. Die einstigen Kontrahenten einigten sich auf eine gemeinsame Zukunft.
Es gab ein Dilemma. Der Kauf der zweiten Hälfte hätte enorme Steuerlasten ausgelöst. Diese Hürde wäre erst nach einer Wartezeit bis Mitte 2014 gefallen. Eine rasche Umsetzung des Plan B hätte also wegen der Steuerlast - es ging um bis zu 1,5 Milliarden Euro - in keinem Verhältnis gestanden zu den so gewonnenen Sparmöglichkeiten. Daher ließ das Duo monatelang fieberhaft nach Alternativen suchen.
Anfangs hatte es eine Fusion geben sollen, also eine komplette Verschmelzung zu einem neuen Konzern. Doch milliardenschwere Klagen aus der Finanzwelt vereitelten diesen ursprünglichen Plan. Anleger im In- und Ausland fühlen sich rückblickend während des Übernahmekampfes fehlinformiert und fordern Milliarden an Wiedergutmachung. Dieses Klagerisiko hätte sich VW mit der Fusion aufgehalst. Daher kam Plan B ins Spiel, nur die noch fehlende Hälfte der Porsche AG zu übernehmen.
Die Verschachtelung von VW und Porsche macht - vereinfacht gesagt - alle Beteiligten zu einem Großunternehmen. Damit greifen Bestimmungen aus dem Steuergesetz, die ein Riesenvorteil sind. VW darf den grundsätzlich steuerpflichtigen Kauf der noch ausstehenden Hälfte der Porsche AG als eine Umstrukturierung ausweisen. Die ist steuerfrei.
Normalerweise fließt bei einem Deal dieser Art kein Geld, sondern es werden Anteile getauscht. Für das Sportwagengeschäft hätten also eigentlich VW-Aktien zum Gegenwert fließen sollen. Nun aber wandert eben nur eine Aktie plus 4,46 Milliarden Euro in den Süden. Es ist nämlich erlaubt, den Umbau statt mit Anteilen auch mit Geld zu verrechnen und Aktien und Bares dabei in der Waagschale zu variieren. Einzige Bedingung: Der die Anteile übernehmende Partner - in diesem Fall die PSE - muss nach dem Deal die Mehrheit am anderen Partner haben. Doch die PSE hielt diese Mehrheit ja sowieso schon vorher. Die geniale Folge ist damit: Eine einzige Aktie spendet den Ehesegen.
VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch sprach von gut 100 Millionen Euro Transaktionssteuern. Sie fielen trotz des genutzten Schlupfloches an - VW und Porsche sprechen bei dieser Lösung übrigens von einem „beschleunigten Integrationsmodell“. Das alles sei keine Trickserei.
VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh sieht viele Vorteile: „Nicht zuletzt entstehen auch durch die Zusammenarbeit zwischen Volkswagen, Audi und Porsche neue Arbeitsplätze bei der Porsche AG. Und unser Werk in Osnabrück wird beispielsweise durch die Produktion des Boxster besser ausgelastet.“ Osterlohs Kollege bei Porsche, Uwe Hück, betont: „Die Vorteile aus dem Gesamtkonzern, ergänzt um die Vorteile durch unsere Eigenständigkeit, sind für Porsche eine großartige Basis für eine erfolgreiche Zukunft. Wir sind sehr froh, diese Lösung, von der alle profitieren werden, beschlossen zu haben.“
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Wo bitte ist das Steuerschlupfloch für mich? Ich bin Kfz-Mechaniker, meine Vergütung geht zu ca. 50% an den Staat!
Ich verstehe das alles nicht mehr.
Der VW Konzen ist schon viel zu groß.Wieso eine solche Übernahme nicht verboten wird ist mir ein Rätsel.Die Riesenkonzerne sind heute ein Riesenproblem und das nimmt noch rasant zu.Das wird uns allen auf die Füße fallen.
Die bestimmen schon heute wieviel sie an Abgaben zu zahlen bereit sind.Der Staat ist da längst nicht mehr der Mächtigere.
Haha!
Bitte lasst Euch weiter verar...!
Vielen Dank!
Eure etablierten Parteien
P.S. Immer schön sauber bleiben
Dieser abgefuckte Staat macht die Gesetze und nicht VW.
Der Betriebsrat von VW, zum Kaputtlachen.
Ich sage nur Klaus Volkert, Peter Hartz usw. !
Alle gekauft ?
Und heute ?
Herr Osterloh ist ein williger Dummschwätzer. Herr Piech reorganisiert sein Schattenreich zu Lasten von VW.
Der Deal wird bewusst vorgezogen, denn Porsche wird ansichts der Klagen und der Konjunkturentwicklung in 2 Jahren deutlich weniger wert sein. Die späteren Goodwillabschreibungen werden es ans Tageslicht bringen, nur dann sind die Täter längst im Ruhestand.
Das Strafdelikt heisst verdeckte Gewinnausschüttung!
Es ist schon komisch, wenn es zu "Lasten" des Fiskus gehe sprich ihm Einnahmen entgehen, dann regen sich die Herrn Politiker gleich auf obwohl einfach nur das Gesetz ausgenutzt wurde was ja schließlich durch diese Koryphäen in Berlin beschlossen wird. Bei erstrittenen Urteilen zu Gunsten des Steuerpflichtigen werden dann diese Urteile mit einem Nichtanwendungserlass versehen. Politiker mit steuerfreien Aufwandentschädigungen und andere Vergünstigungen bei der Steuer: was ist damit??? Kurzer Aufreger in der Presse und es wird einfach so weiter gemacht weil es einzeln gesehen nur "Peanuts" sind. Die Summe auf die Jahre??? VW hat vollkommen Recht. Sollte die Regierung evtl. einen findingen Steuerberater anstellen und keine Möchtegernberater die den Gesetzeswahnsinn eh nicht überschauen und nur an Ihre Diäten denken.
Das nennt man Politik und nicht Steuertrick. Was glauben Sie denn, warum nie Gesetze greifen, wenn Politiker und deren Finanziers beteiligt sind? In der Bevölkerung nennt man diese Personen Mafiosi.
Die informationen, die zu dem Vorgang veröffentlicht wurden, lassen doch gar nicht die Auslegung zu, der Konzern hätte ein Steuerschlupflich genutzt. Die Politiker sollten nicht mit billiger Polemik aufwarten, sondern mehr Kompetenz zeigen. Wer zahlt denn in diesem Land freiwillig mehr Steuern, wenn auf der Basis der geltenden Gesetzes keine Steuern zu zahlen. Außerdem hat sich der Gesetzgeber bei der Formulierung der Gesetzestexte doch auch was gedacht. Die Anmerkung, dass einem Handwerker die Vergünstigung nicht zustünde, ist auch falsch.
Ein "Steuertrick"?
Eigentlich sollte hier kein Trick nötig sein.
Denn nei einem Steuerrecht daß im Effekt Unternehmensübernahmen oder -zusammenschlüsse besteuert stimmt 'was nicht.