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Affe im Versuchslabor

Die Politik hat empört auf Dieseltests mit Tieren reagiert.

(Foto: Science Photo Library)

VW, BMW und Daimler in der Kritik Die düstere Wahrheit über die Affenexperimente der Autoindustrie

Ein Studienbericht liefert Einblicke, wie genau die Experimente der Autohersteller mit Tieren abliefen. Affen, die Dieselabgase einatmen mussten, wurden dabei deutlich mehr geschädigt als erwartet.
31.01.2018 Update: 31.01.2018 - 10:42 Uhr 23 Kommentare

Düsseldorf Affen, die in Glaskästen über Stunden Abgase eines VW-Dieselmotors einatmen mussten: Alleine die Anordnung der Tierversuche im Auftrag der deutschen Autoindustrie hat in den vergangenen Tagen viel Empörung und lautstarke Kritik hervorgerufen. Die „Bild“ zitiert nun aus dem geheimen Bericht der Forscher und enthüllt weitere Details, die den Diesel der deutschen Hersteller ins Zwielicht rücken. Über die Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) hatten BMW, Daimler und Volkswagen die Tierversuche mit 649.000 Dollar finanziert.

Laut dem 58-seitigen Abschlussbericht, der im Lovelace-Labor in Albuquerque erstellt wurde, mussten die Affen über Stunden Abgase einatmen, wurden dabei mit Cartoons beruhigt. Trotzdem sollen die Affen sehr gestresst reagiert haben. Dabei lieferte das fragwürdige Experiment nicht die Ergebnisse, die sich die Hersteller erhofft hatten.

Denn für den Test ließen die Forscher nicht nur die Abgase eines modernen VW Beetle (Baujahr 2015) in die Glaskästen strömen, auch die Abgase eines alten Ford Pickups (Baujahr 1997) mussten die Affen einatmen. Eigentlich hatten sich die Forscher erhofft, dass die Affen auf den modernen Motor besser reagieren würden. Stattdessen wurden bei den Affen, die Abgase des modernen Diesels einatmen mussten, sogar mehr Entzündungsanzeichen festgestellt.

Ein Ergebnis, das die gekauften Wissenschaftler mächtig ins Schwitzen brachte. Die „Bild“ zitiert aus einer internen Mail des Forschungsleiters Jacob McDonald. „Es sind nicht die Ergebnisse, die sie erwartet haben“, schrieb der Professor. Er habe versucht, die Wucht der Ergebnisse abzuschwächen. Doch das gelang nicht. Ein Abschlussbericht erschien nie, die EUGT stellte die Finanzierung ein.

Dabei atmeten die Affen noch vergleichsweise saubere Abgase, denn auch der eingesetzte VW Beetle war mit einer Schummelsoftware ausgestattet und stieß bei den Tests deutlich weniger Stickoxid aus als auf der Straße. Für die betroffenen Hersteller sind die neuen Details außerordentlich peinlich. Die Studie, die eigentlich den Diesel entlasten sollte, belegte am Ende seine gesundheitsschädliche Wirkung. Nicht umsonst versuchten die Hersteller die Studie unter Verschluss zu halten.

Volkswagen kämpft in den USA mit harten Bandagen gegen die Verwendung von Dokumenten zu Abgas-Experimenten mit Affen bei einem Gerichtsverfahren. Seit Monaten schon liefert sich die US-Tochter des deutschen Autobauers einen juristischen Schlagabtausch mit Klägeranwälten, um zu verhindern, dass die Unterlagen zu den Tierversuchen bei einem Prozess zum Einsatz kommen. Das geht aus Gerichtsdokumenten hervor, über die am Dienstag der NDR berichtete, und die auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. „Wir werden den Rechtsstreit nicht kommentieren“, teilte VW auf dpa-Nachfrage mit.

Bereits am 13. Oktober 2017 stellten die VW-Anwälte einen Antrag, die Studie vom Verfahren auszuschließen. Darin hieß es: „Das einzige Ziel des Klägers ist es, eine scharfe und emotionale Reaktion der Jury hervorzurufen, in der Hoffnung, dass diese VW Amerika für etwas bestrafen, dass mit den Klägern gar nichts zu tun hatte“.

Den letzten solchen Antrag reichte VW am 26. Januar ein. Klägeranwalt Michael Melkerson hält dem entgegen, die Studie sei ein wichtiges Beweismittel, da sie ein vorsätzliches Schema des anhaltenden Betrugs belege. Zudem zeige sie einen Mangel an Reue und sei deshalb notwendig, um Strafen und Schadenersatz durchzusetzen.

Dass die Affen-Experimente öffentlich wurden, lag laut Melkerson vor allem am Dokumentarfilmer Alex Gibney, der die Ermittlungsakten für die Netflix-Doku „Dirty Money“ auftrieb. Nachdem auch die „New York Times“ Zugang erhielt, veröffentlichten am Freitag beide gemeinsam das Material.

Der Prozess ist für den 26. Februar beim Bezirksgericht Fairfax County im US-Bundesstaat Virginia angesetzt. Ob es so weit kommt, hängt aber davon ab, ob sich die Parteien zuvor noch außergerichtlich einigen. Trotz der Milliardenvergleiche im „Dieselgate“-Skandal streitet VW in den USA immer noch mit vielen Dieselkunden, die statt auf dem Wege einer Sammelklage auf eigene Faust vor regionalen Gerichten Entschädigung erstreiten wollen.

Trotz der Abgastest-Affäre will VW-Konzernchef Matthias Müller einem Interview zufolge weiter versuchen, den Dieselmotor zu rehabilitieren. „Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass unsere Kunden an der Stelle ein weiteres Mal verunsichert sind“, sagte Müller dem Sender n-tv. „Nichtsdestotrotz werden wir weiter in die Diesel-Technologie auf absehbare Zeit investieren.“ Über die Schadstofftests an den Affen äußerte er sich „erschüttert“ und entschuldigte sich erneut. Er könne nur Sorge dafür tragen, Prozesse im Unternehmen so zu reformieren, dass „solche Zustände eben in Zukunft nicht mehr eintreten“, erklärte Müller.

  • dpa
  • bay
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23 Kommentare zu "VW, BMW und Daimler in der Kritik: Die düstere Wahrheit über die Affenexperimente der Autoindustrie"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Richtig, Herr Horn, Affen sind wichtig sowie stinkende gesundheitsgefährdende Motoren. Eigentlich ist alles wichtig, außer die in der EU lebenden Menschen. Lebt ein Zeitgenosse in den USA, dem Land der Freiheit, des Rechtes u.s.w. bekommt er Schadensersatz. Wie gut für die Kriminellen , daß es die Loser-EU gibt.

  • Man sollte den Diesel verbieten und wieder die erfolgreichen Zweitakt-Trabbis aus DDR-Zeiten einführen, das wäre ein echter Technologie-Sprung. Zudem sind Tierverbote meines Wissens hierzulande seit 1989 verboten. Zumindest in der Kosmetik-Industrie.
    Etwaige Gesundheitsschäden in der Bevölkerung sind doch leicht über Statistiken zu evaluieren, da sollte man die armen Affen dann in Ruhe lassen.

  • Ohne selbst weiter kommentieren zu wollen, zitiere ich aus einem Interview (Quelle dpa)

    „Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hat der deutschen Politik in der Debatte über umstrittene Diese-Abgastests "ein Affentheater" vorgeworfen.“

    "Statt über Affen "müsste man darüber sprechen, dass mehrere tausende Menschen über Jahre hinweg zu viel Stickoxid in der Luft atmen mussten und damit klaren Gefährdungen ihrer Gesundheit ausgesetzt wurden"

    „Doch jetzt echauffierten sich Regierungssprecher Steffen Seibert, der Verkehrs- und Landwirtschaftsminister Christian Schmid (CSU) "mit seiner Massentierhaltung mit Millionen von Tieren" und der niedersächsische Ministerpräsident und VW -Aufsichtsrat Stephan Weil (SPD) über einen vierstündigen Tierversuch 2015 in den USA. Leider mit Erfolg: "Alle sind auf die Affen reingefallen."

  • @Schumann, Sie sollten in Ihrem Kommentar noch ergänzen, dass VW nicht nur eine Technologie gebaut hat, die die Amerikaner nicht beherrschen, sondern darüber hinaus eine Technologie genutzt hat, die nicht erlaubt war ... dann passt es.

    Evtl. erschließt sich mir dann auch, warum Merkel daran schuld ist ...

  • Schade Herr Bast, da hat der Tobias Blanken in Ihrem verlinkten Text tatsächlich gute Ansätze und disqualifiziert sich dann mit Lügen und Halbwahrheiten am Schluss doch wieder selbst.

    Wieso vergleicht er den heutigen 5er BMW mit einem Trabant, der wesentlich weniger NOx ausstößt? Und was soll der Vergleich der Gerüche der 70er Jahre? Schade ...

  • Tja mal ein Beispiel wie Grüne und Linke Politik machen..
    Einfach mal die Unwahrheit sagen.. aber das haben Sie ja mit einem ganz Großen momentan - jeden Tag eine Fake News.. - https://medium.com/@tobias_b/horrormaerchen-luftverschmutzung-1a89d4fb049d

    viel spass beim lesen..

  • @Berger
    Nein Herr Berger VW hat nur Autos gebaut mit einer Dieseltechnik die speziell die Amerikaner nicht beherschen deswegen muss man da was unternehmen indem man völlig unsinnige Grenzwerte vorschreibt

  • Faszinierend sind die im Artikel verwendeten Ausdrücke "düstere Wahrheit"... Ich nehme an die links-grüne Politikerschicht hyperventiliert.

    Der Ansatz eine Herausforderung wie die Abgase und deren Wirkung auf Menschen toxikologisch/wissenschaftlich zu untersuchen um damit sachlich sinnvolle Grenzwerte und Lösungen zu suchen ist das Mittel einer aufgeklärten, modernen Gesellschaft. Mittelalterlich erscheinen mir die Reaktionen der Qualitätsmedien und der linken Politiker inklusive Fr. Merkel. Anscheinend sucht man hier willkürliche (öko)religiöse Massstäbe zu setzen ähnlich der zukunftsträchtigen Kernenergie wo Landschaftsgärtner Behörden führen und Regeln setzen und Theologen über Endlager für die Abfälle entscheiden sollen.


  • VW (und andere) haben gelogen und betrogen. Die Wahrheit wurde immer nur scheibchenweise zugegeben.

    Man muss nicht blind den Täter zum Opfer machen, nur weil man mit der inländischen Politik unzufrieden ist! Der Schaden ist im Ausland entstanden. Die Hand, die die Politik über VW hält, hat wohl eher das Leben des Konzerns gerettet ...

    Tatsache ist ja, dass unsere Politiker so gut wie alles, was sie anfassen schlechter statt besser machen. Aber VW hat man jahrzehntelang geschützt und deren Lobby hat jedes Gesetz mitgeschrieben um ausländische Hersteller klein zu halten ... das konnte nicht ewig gut gehen.

  • "Affen, die Dieselabgase einatmen mussten, wurden dabei deutlich mehr geschädigt als erwartet".
    Die betroffenen Affen sollten sofort in den USA (da geht das womöglich) auf Schadensersatz und Schmerzensgeld in Milliardenhöhe klagen. Nachdem die Skandalisierung des Dieselmotors nicht ausreichend gewirkt hat, muss es doch ein Mittel geben, VW und andere (deutsche) Autohersteller klein zu kriegen - oder zumindest dazu zu bringen, auf Fahrradproduktion umzustellen. Was für ein Affentheater!

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