Porsche kündigt an, beim weitaus größeren VW-Konzern einsteigen zu wollen. Zunächst ist von rund 20 Prozent der Aktien die Rede, im Laufe des Jahres 2006 wird der Anteil aufgestockt. Porsche will Zugriff auf die Kasse von VW und die Entwicklungsleistungen bekommen.
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking spricht sich dafür aus, das VW-Gesetz zu kippen. Dieses räumt Niedersachsen, das 20 Prozent der VW-Anteile besitzt, eine Sperrminorität ein. Bei den VW-Beschäftigten, die Porsches Einstieg zunächst begrüßt hatten, stößt Wiedeking auf Ablehnung.
Porsche überspringt bei VW die Hürde von 30 Prozent und legt ein Pflichtangebot vor, das auf wenig Resonanz stößt.
Der Porsche-Aufsichtsrat gibt grünes Licht, den VW-Anteil auf mehr als 50 Prozent aufzustocken und damit Europas größten Autobauer zu einer Tochter von Porsche zu machen. Die Absicht zur Beherrschung dementiert Porsche.
Nach jahrelangem Streit mit der EU bringt die Bundesregierung ein neues VW-Gesetz auf den Weg, das Einwände der EU ausräumen soll. Niedersachsen erhält jedoch weiter ein Vetorecht, zudem kann die Arbeitnehmerseite Entscheidungen über Werksstandorte blockieren. Der Streit dauert an.
Der Paukenschlag: Porsche teilt mit, sich über Aktien und Optionen 74 Prozent der VW-Anteile gesichert zu haben. Ein Beherrschungsvertrag wird für 2009 angekündigt. Die VW-Aktie schießt auf mehr 1000 Euro hoch: Hedge-Fonds, die beim Handel mit geliehenen Aktien auf fallende Kurse gesetzt hatten, müssen die Papiere nun um jeden Preis zurückkaufen und setzen dabei mehrere Milliarden Euro in den Sand.
Mit 50,76 Prozent der Anteile hat Porsche die Mehrheit an VW. Den Kauf dieser Anteile hat die Stuttgarter 23 Milliarden Euro gekostet.
Wegen seiner Schuldenlast muss Porsche um die VW-Übernahme bangen. Für die Nettoschulden von fast zehn Milliarden Euro werden hohe Zinsen fällig, die Autokrise sorgt für Druck.
Die Porsche-Eigentümerfamilien Piech und Porsche sind zerstritten, Porsche-Chef Wiedeking sucht mit dem Emirat Katar einen Verbündeten, der später tatsächlich Stammaktien übernimmt und frisches Geld zuschießt.
Porsche scheitert mit einem Antrag bei der Staatsbank KfW auf einen Kredit von 1,75 Milliarden Euro.
Nach einem 14-stündigen Verhandlungsmarathon in der Nacht zum 23. Juli setzt der Aufsichtsrat von Porsche Firmenboss Wiedeking und Finanzchef Holger Härter vor die Tür. Die Porsche Holding soll mit einer Kapitalerhöhung über fünf Milliarden Euro am Leben erhalten werden, VW schießt mit der Übernahme von knapp der Hälfte des Fahrzeuggeschäfts frisches Geld zu. Ein Fusionsfahrplan wird ausgearbeitet: Bis Ende 2011 wollen beide Konzerne per Aktientausch mit einander verschmelzen.
Die Staatsanwaltschaft nimmt Ex-Porsche-Chef Wiedeking und Finanzchef Härter ins Visier: Sie sollen den Börsenhandel mit gezielten Falschinformationen manipuliert haben. Die Ermittlungen sind Anlass für zahlreiche Investoren in Deutschland und den USA, milliardenschwere Schadenersatzklagen gegen Porsche anzustrengen.
VW erhöht das Kapital für die Übernahme von gut der Hälfte der Porsche AG. Die Vorzugsaktionäre laufen Sturm, können sich aber nicht durchsetzen. Porsche verliert damit die alleinige Kontrolle über das lukrative Fahrzeuggeschäft.
Porsche beschließt die bereits 2009 anvisierte Kapitalerhöhung über fünf Milliarden Euro, um die Schulden zu reduzieren und damit eine Voraussetzung für Fusion mit VW zu schaffen, bei der mit einer Steuerlast von gut einer Milliarde Euro gerechnet wird.
VW begräbt die Fusionspläne, da den Wolfsburgern das finanzielle Risiko der vielen Schadenersatzklagen gegen die Porsche Holding zu hoch erscheint. Als Plan B verfolgen die Unternehmen nun die bereits 2009 verabredete Alternative, dass Porsche sich in eine Holding ohne operatives Geschäft umwandelt und die Fahrzeug-Entwicklung und Produktion ganz in die Hände von VW legt. Erstmals wäre diese Transaktion, die die Holding ebenfalls entschulden würde, ab Ende 2012 möglich. Allerdings drohen bis Mitte 2014 Steuerzahlungen.
VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch lotet Alternativen für einen Schulterschluss mit Porsche aus und sucht nach Möglichkeiten, die Steuerlast zu drücken.
Porsche-Großaktionär und VW-Aufsichtsrat Piëch hat einem Urteil des OLG Stuttgart zufolge bei den umstrittenen VW-Optionsgeschäften von Porsche gegen seine "Kardinalpflichten" als Mitglied des Aufsichtsrats des Autobauers verstoßen. Er habe sich keine Klarheit über die Risiken der Optionsgeschäfte verschafft und sei auch nicht gegen die milliardenschweren Geschäfte, die die Porsche Holding im Zuge der Finanzkrise 2009 an den Rand des Ruins brachten, eingeschritten.
VW-Finanzvorstand Pötsch dämpft die Erwartungen auf eine schnelle Integration mit Porsche. Die Experten steckten noch mitten in der Prüfung, wie sich ein Zusammenschluss schnell und günstig realisieren lasse. Garantiert steuerfrei wäre die Übernahme erst ab August 2014.
VW und Porsche entdecken ein Schlupfloch in der Besteuerung von Unternehmenszusammenschlüssen, durch das sie Porsche übernehmen können, ohne Steuern in Milliardenhöhe zu zahlen. Nun soll das Zusammengehen so schnell wie möglich realisiert werden. Porsche erringt vor Gericht einen Etappensieg gegen zwei auf millionenschweren Schadenersatz klagende Anteilseigner. Der Richter konstatiert "hohe Hürden" für den Vorwurf, Porsche habe die Anleger über die Absicht zur Beherrschung von VW im Jahr 2008 getäuscht.
VW und Porsche kündigen überraschend an, schon zum 1. August zusammenzugehen. Die Porsche Holding bekommt rund 4,5 Milliarden Euro und eine VW-Stammaktie, damit geht der fast Fiskus leer aus.
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