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VW-Quartalszahlen Historisch guter Jahresstart: Volkswagen trotzt dem Chipmangel

Der Chipmangel bremst weltweit die Autoproduktion – doch bei VW laufen die Geschäfte blendend. Das hat der Konzern auch seinen Premiummarken zu verdanken.
06.05.2021 Update: 06.05.2021 - 13:51 Uhr 1 Kommentar
Der Autokonzern verdient gut, auch wenn die Montage wegen des Chipmangels manchmal stockt. Quelle: Reuters
Volkswagen-Produktion im Stammwerk Wolfsburg

Der Autokonzern verdient gut, auch wenn die Montage wegen des Chipmangels manchmal stockt.

(Foto: Reuters)

Düsseldorf Trotz Corona-Pandemie und weltweitem Chipmangel: Beim Volkswagen-Konzern sind die Geschäfte zu Jahresbeginn blendend angelaufen. Weil sich Umsatz und Ertrag im ersten Quartal besser als zunächst erwartet entwickelten, hebt der Wolfsburger Autokonzern den Ausblick für das gesamte Jahr an. Demnach wird sich die operative Rendite noch einmal leicht verbessern. Volkswagen profitiert vor allem vom starken Chinageschäft und seinen Premiumtöchtern.

Im Vergleich zum Vorjahresquartal hat der VW-Konzern den weltweiten Umsatz in den ersten drei Monaten um gut 13 Prozent auf rund 62 Milliarden Euro gesteigert, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Die Zahl der verkauften Fahrzeuge ist sogar um mehr als 20 Prozent auf 2,4 Millionen gestiegen.

Durch den Beginn der Pandemie ziemlich genau vor einem Jahr und den damit verbundenen Einbruch ist der starke Anstieg Anfang 2021 allerdings keine besonders große Überraschung. Die weltweite Erholung hilft nicht nur Volkswagen, sondern allen Autoherstellern.

Am operativen Ergebnis ist hingegen besser ablesbar, dass sich der VW-Konzern wirklich grundlegend von der Corona-Pandemie erholt hat. Der Überschuss im operativen Geschäft ist im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres von rund 900 Millionen auf mehr als 4,8 Milliarden Euro gestiegen. Die operative Marge verbesserte sich dadurch von 1,6 auf 7,7 Prozent. Volkswagen schneidet damit besser ab, als in Finanz- und Börsenkreisen erwartet worden war.

Diese 7,7 Prozent sind der beste Hinweis darauf, dass der VW-Konzern mit der aktuellen Geschäftsentwicklung mehr als zufrieden sein kann. Denn mit dieser vergleichsweise hohen Rendite setzt der Wolfsburger Autohersteller die Entwicklung aus dem Rekordjahr 2019 fort und überspringt einfach den Corona-bedingten Einbruch aus dem vergangenen Jahr.

Trotz der guten Zahlen legte die Volkswagen-Vorzugsaktie am Donnerstag zunächst nur leicht zu. Bis zum Mittag gab das Papier seine Gewinne ab und notierte etwa 2,3 Prozent im Minus bei 212,90 Euro.

Auch beim Nachsteuerergebnis schlägt sich die positive Geschäftsentwicklung nieder: Aus rund 500 Millionen Euro im ersten Vorjahresquartal sind jetzt gut 3,4 Milliarden geworden. Positiv schlägt dabei auch zu Buche, dass der VW-Konzern mit immer niedrigeren Belastungen aus der Dieselaffäre rechnen muss. Zum ersten Mal seit Bekanntwerden des Skandals im Herbst 2015 musste Volkswagen in einem Quartal keine neuen Rückstellungen für Dieselbelastungen bilden.

VW will Chipmangel im Blick behalten

„Wir sind mit viel Momentum ins Jahr gestartet und operativ stark unterwegs“, kommentierte Konzernchef Herbert Diess das Quartalsergebnis. Die Elektrooffensive nehme weiter an Fahrt auf und bei der Transformation komme Volkswagen ebenfalls gut voran.

„Im weiteren Jahresverlauf ist noch viel von uns zu erwarten“, ergänzte der Vorstandsvorsitzende, dessen persönliche Position im Konzern durch die guten Zahlen auch weiter gestärkt wird. Der Mangel an Computerchips habe sich im Auftaktquartal noch nicht so stark ausgewirkt, so Diess weiter.

Auch der Zulieferer Continental äußerte sich in Bezug auf die Unsicherheiten rund um den Mangel an Halbleiter-Chips am Donnerstag besorgt. Vorstandschef Nikolai Setzer sagte: „Die kommenden Monate bleiben sehr herausfordernd. Denn die globale Wirtschaft kommt erst nach und nach auf Touren – dies nicht zuletzt wegen der Engpässe bei der Lieferung von Elektronikbauteilen.“

Der neue VW-Finanzvorstand Arno Antlitz sprach in Bezug auf die ersten drei Monate zwar von einer „starken Performance“, sagte aber ebenfalls, der Konzern müsse den weltweiten Chipmangel im Blick behalten: „Die Unterversorgung mit Halbleitern in der gesamten Industrie wird im zweiten Quartal voraussichtlich etwas deutlichere Auswirkungen haben als bisher.“ Der bereinigte Netto-Cashflow von 5,5 Milliarden Euro beweise eindrucksvoll „die Robustheit unseres Unternehmens auch unter herausfordernden Rahmenbedingungen“.

Grafik

Im ersten Quartal konnte Volkswagen wegen des Chipmangels etwa 100.000 Autos nicht wie geplant produzieren. Im zweiten Quartal dürften mindestens noch einmal ähnlich viele Fahrzeuge wegfallen, wenn nicht gar mehr. Immer wieder muss der Konzern derzeit die Fertigung an verschiedenen Standorten wegen fehlender elektronischer Bauteile unterbrechen.

Zuletzt waren die VW-Fabrik in Emden und der für mehrere Konzernmarken extrem wichtige Standort im slowakischen Bratislava betroffen. Volkswagen hofft darauf, dass ein Teil der Produktion dann später im zweiten Halbjahr bei einer verbesserten Versorgungslage mit Chips nachgeholt werden kann.

Dass sich der Produktionsausfall im ersten Quartal nicht negativ in der Bilanz niedergeschlagen hat, geht auch auf ein geschicktes Management des Chipmangels zurück. Der VW-Konzern hat die Produktion so gesteuert, dass vor allem Autos mit niedriger Marge ausgefallen sind. Dem Unternehmen ist es damit gelungen, den Durchschnittspreis all seiner verkauften Fahrzeuge zu steigern. Das wird deutlich an einem Vergleich zum ersten Quartal 2019, als noch vergleichsweise normale Verkaufsbedingungen herrschten und als es noch keine Corona-Pandemie gab.

Anfang 2019 hatte der Konzern wie jetzt ein fast identisches operatives Ergebnis von 4,8 Milliarden Euro ausgewiesen. Die Rendite ist nahezu gleich. Beim Fahrzeugabsatz gibt es im Zwei-Jahres-Vergleich jedoch einen auffallend großen Unterschied: In den ersten drei Monaten von 2021 hat der Konzern mehr als 200.000 Fahrzeug weniger verkauft. Gelingt es Volkswagen, das Preisniveau im Rest des Jahres hoch zu halten, dürfte sich auch ein andauender Chipmangel nicht besonders negativ auf die Ertragskennziffern auswirken.

Porsche und Chinageschäft sind die Ertragstreiber

Bei seinem Jahresausblick ist der Volkswagen Konzern traditionell vorsichtig. Von dieser Zurückhaltung weicht der Wolfsburger Autohersteller jetzt wegen der guten Zahlen des ersten Quartals ab. Bislang hatte VW für das gesamte Jahr für die operative Rendite eine Spanne zwischen 5,0 und 6,5 Prozent angekündigt. Dieses Intervall hebt der Konzern jetzt leicht auf den Bereich zwischen 5,5 und 7,0 Prozent an. Der Absatz soll im Vergleich zu 2020 unverändert „deutlich“ steigen, der Umsatz „signifikant“.

Mit der guten Entwicklung des ersten Quartals im Rücken wird Volkswagen auch beim Cashflow und bei der Netto-Liquidität mutiger. Der Netto-Cashflow soll nun „stark steigen“, die Netto-Liquidität „deutlich“. Allein in den ersten drei Monaten ist die Netto-Liquidität im Automobilbereich von 26,8 auf 29,6 Milliarden Euro gestiegen.

Volkswagen hat im ersten Quartal von der guten Entwicklung seiner Premiummarken profitiert. Ein wesentlicher Ertragstreiber ist dabei die Stuttgarter Sportwagentochter Porsche. Sehr gut entwickelt sich auch die Leasingtochter VW Financial Services.

Einen wesentlichen Anteil am starken Aufwärtstrend hat das starke Chinageschäft. In der Volksrepublik hat der Konzern seine Verkaufszahlen im ersten Quartal um mehr als 60 Prozent verbessern können. Der VW-Konzern ist in China unangefochtener Marktführer. Das bevölkerungsreichste Land der Welt hat sich außerdem schneller von der Corona-Pandemie erholt als andere Regionen.

Unter Autoanalysten sorgten die VW-Quartalszahlen für eine positive Resonanz. „Das außerhalb Chinas erzielte operative Ergebnis entwickelte sich trotz Pandemie und Chipmangel auch sehr stark“, sagte Frank Schwope von der NordLB in Hannover.

Von den guten Zahlen konnte die Volkswagen-Vorzugsaktie nur anfänglich profitieren. Im weiteren Handelsverlauf gab das Papier nach und verlor etwa zwei Prozent. Unter Investoren wuchs die Sorge, dass Volkswagen im zweiten Quartal doch stärker vom weltweiten Chipmangel getroffen werden könnte.

Mehr: Die autonome Bewegung: Diess verordnet VW nach der E-Mobilität schon die nächste Revolution.

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1 Kommentar zu "VW-Quartalszahlen: Historisch guter Jahresstart: Volkswagen trotzt dem Chipmangel"

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  • Es ist beglückend zu beobachten wie gut "Corporate Germany" diese Krise gemeistert hat. Biontech,VW,Mercedes,Linde,Siemens u.v.m. In der Wirtschaft gilt: "Germany rules" An diesem Vorsprung kommt in den nächsten Jahren fast niemand vorbei. Vor allem kein anderes europäisches Land.
    Als Ausländer mit Erstwohnsitz in Deutschland, bewundere ich diese Leistung ganz ausserordentlich. Umsomehr verwundert mich die piefige Miesepetrichkeit vieler deutscher Bürger, die sich manchmal, in leidenschaftlichem Masochismus und Selbsthass, zu sehr an negativer Energie laben.
    Hey, Chin up.

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