Der Abgas-Skandal kratzt nicht nur am Image des Volkswagen-Konzerns - er dürfte vor allem sehr teuer werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Kosten des Skandals und wie VW sie stemmen könnte.
Quelle: dpa
Darüber rätseln Beobachter derzeit. Bislang bekannt ist: Volkswagen hat 6,5 Milliarden Euro für Kosten aus dem Abgas-Skandal zurückgelegt. Das Geld ist aber wohl in erster Linie für eine technische Umrüstung der Autos mit Manipulations-Software bestimmt, wie Finanzchef Hans Dieter Pötsch laut dem Fachblatt „Auomobilwoche“ kürzlich vor VW-Managern erklärte. Unklar ist, welche Strafzahlungen auf VW zukommen. Dazu dürften noch mindestens drei andere mögliche Kostenblöcke kommen: Strafzahlungen, Schadenersatzforderungen, Anwaltskosten. Wie hoch diese Ausgaben sein werden, lässt sich derzeit nur grob schätzen. Die Landesbank Baden-Württemberg rechnet derzeit mit einem Schaden von 47 Milliarden Euro für den Konzern. Ein möglicher Imageverlust und damit verbunden ein Rückgang der Autoverkäufe ist dabei noch nicht eingerechnet. Allerdings werden die Kosten wohl nicht auf einmal anfallen, sondern sich über Jahre verteilen.
Vergleichsweise viel. VW hat sich in den vergangenen Jahren ein stattliches Kapitalpolster zugelegt. Zur Jahresmitte hatte der Konzern rund 18 Milliarden Euro Bargeld auf dem Konto. Das ist mehr als ganze Dax-Konzerne wie Adidas oder Lufthansa einzeln an der Börse wert sind. „Über den Daumen gepeilt kann VW davon die Hälfte verwenden, um mögliche Kosten zu begleichen“, sagt Nord-LB-Analyst Frank Schwope. Dazu kommen bei VW noch schnell veräußerbare Wertpapiere über 15 Milliarden Euro und Schätzungen zufolge mindestens 5 Milliarden Euro aus dem Verkauf der Beteiligungen am ehemaligen Partner Suzuki und an einer niederländischen Leasingfirma.
Das ist sehr unwahrscheinlich. VW könnte sich über Anleihen und Kredite Geld leihen, auch wenn einige Ratingagenturen ihre Bewertungen der Kreditwürdigkeit des Konzerns zuletzt angepasst hatten. Wenn es irgendwann hart auf hart käme, könnte Volkswagen immer noch sein Tafelsilber verkaufen. Am einfachsten ließen sich wohl die Luxusmarken Bentley, Bugatti und Lamborghini aus dem Konzern herausnehmen. Nord-LB-Analyst Schwope schätzt den möglichen Verkaufserlös für die drei Marken und den Motorradhersteller Ducati auf 5 bis 10 Milliarden Euro. Durch einen Verkauf der Lastwagenbauer MAN und Scania ließen sich nach seinen Berechnungen sogar 30 bis 35 Milliarden Euro erzielen. Das wertvollste Juwel in der Sammlung, den Sportwagenbauer Porsche, dürften die VW-Anteilseigner kaum abgeben wollen.
Nur begrenzt. Eine Kapitalerhöhung - also die Ausgabe neuer Aktien - ist bei VW nicht so leicht wie in anderen Konzernen. Damit die Familien Porsche und Piëch sowie das Land Niedersachsen als Anteilseigner ihre Macht im Konzern nicht verlieren, darf sich deren jeweiliger Anteil an den Stammaktien nicht stark verringern. Vor allem Niedersachsen dürfte aber derzeit kaum ein Interesse daran haben, weitere Stammaktien zu kaufen und Geld in den VW-Konzern zu stecken. VW könnte deshalb wohl höchstens neue Vorzugsaktien ausgeben, das sind Aktien ohne Stimmrecht auf der Hauptversammlung des Konzerns. Laut Aktiengesetz darf die Zahl dieser Vorzugsaktien die Zahl der Stammaktien allerdings nicht übersteigen. VW könnte deshalb höchstens rund 114 Millionen neue Aktien ausgeben und damit auf Basis derzeitiger Kurse rund 11 Milliarden Euro einsammeln.
In der Regel setzen Sparmaßnahmen bei großen Konzernen zuerst bei den Mitarbeitern an: Weniger Gehalt, Einstellungsstopps, bis hin zu Stellenstreichungen und Entlassungen. Bei Volkswagen wäre das allerdings nicht so einfach. Die Arbeitnehmervertreter haben in Wolfsburg deutlich mehr Macht als in anderen Konzernen. Einfacher wäre die Kürzung geplanter Investitionen. Hier hatte Volkswagen angepeilt, bis 2019 eine Summe von mehr als 100 Milliarden Euro in Standorte, Modelle und Technologien zu stecken. Laut Experte Schwope könnte VW hier den Rotstift ansetzen und so 2 Milliarden Euro jährlich sparen, vor allem bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Nur: Dann besteht die Gefahr, von der Konkurrenz abgehängt zu werden. Der Zeitpunkt wäre denkbar ungünstig - die Autoindustrie steht durch Digitalisierung und Elektroantriebe vor einem Umbruch.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Mein lieber Herr Metz, die Bedeutung der USA für die deutsche Exportwirtschaft ist mehr als beträchtlich. Die USA haben sich zum Markt Nr. 1 für den deutschen Export entwickelt. Die Zahlen für die ersten neun Monate 2015, die beim Stat. Bundesamt vorliegen, zeigen das deutlich: deutscher Export 85,4 Mrd. Euro, deutscher Import 43,8 Mrd. Euro. Damit wird ein Positivsaldo von 41,6 Mrd. Euro generiert.
Zu Ihren Anmerkungen noch folgendes: Zölle kann Deutschland nicht erheben, die EU ist ein einheitliches Zollgebiet und jedwede Einnahmen aus Zöllen fließen nach Brüssel.
Aus Bayern stammende Spruch: Wer betrügt, der fliegt. Und der VW-Konzern ist nicht aus dem US-Markt geflogen - siehe Verkaufserfolge von AUDI und Porsche.
Nochmals, wie schon an anderer Stelle: Die Kernmarke VW hat betrogen, produktspezifische Zusagen gemacht, die schlicht bewusst falsch angegeben wurden. Reaktionen in den USA haben weder etwas mit Scheinheiligkeit noch mit Kleinhalten von VW zu tun. Wer sich am amerkanischen Markt bewegt, muss wissen, dass hier andere Regeln gelten, als in Europa. Wer das nicht realisiert, sollte um die USA einen Bogen machen.
Nicht die Amis gnädig zu stimmen, muss das Ziel sein, sondern damit drohen, sie vom deutschen Markt oder noch besser vom EU-Markt auszuschließen. Dazu muss man allerdings Eier in der Hose haben.
Eine deutsche Regierung mit Eiern würde damit drohen, TTIP sofort auf Eis zu legen, und im Gegenteil sogar Zollbeschränkungen hochzufahren. Aber die Deutschen sind ja nun einmal Profis im Schuld eingestehen . Die tragen auf ihrer Stirn schon das Schild: "Ich bin schuldig!"
Das mag man jetzt unfair finden, aber so sind nun mal die Gegebenheiten und wenn man die nicht ändern will oder kann, passt man sich ihnen an oder bleibt dem Markt fern. Das abzuwägen ist halt gutes Management, wozu die VW-Manager offensichtlich nicht fähig sind. Das die Amis diese moderne Form von Tributzahlungen unterworfener Vasallen praktizieren, ist ja hinreichend bekannt, da muss man sich ihnen nicht auch noch unnötigerweise unterwerfen. Naiv von den VWlern ist übrigens auch, zu glauben mit einer 900Mio$ -Investition in Chattanooga, die Amies gnädig zu stimmen
Sicherlich hat VW nicht richtig gehandelst und muß bestraft werden aber mit Maß. Der ganze Abgasskandal zeigt doch den Zynismus der Amis. Die machen eine Geschiss wegen der Abgase der VW Diesel verpesten aber mit ihren Schweinetracks die Umwelt. Pure Scheinheiligkeit, ja noch mehr ist es das Bestreben VW klein zu halten damit ihre Autoindustrie weniger Konkurenz zu fürchten hat. In den USA geht es nur um die wirtschaftliche Dominaz und die Weltmärkte, auf diesem Altar wird betrogen, gelogen, getäuscht und getrickst und nun ist gerade mal VW mal an der Reihe.
Viel wichtiger als die Frage "wieviel" "der" "bekommt", ist die Frage wieviel an gesundem Menschenverstand ein Spitzenmann wie Müller mitbekommen hat, entweder durch gute Kinderstube, Erziehung, Selbstaneignung, oder ererbte bzw.erworbene Intelligenz
Auch wenn der viel zu viel bekommt, die Amerikaner kriegen noch mehr, schauen sie sich mal die Rankinglisten an, bei den TOP-20 waren gerade mal 2 Deutsche (einer davon Winterkorn), bei den TOP-Ten gar keiner
@herr richard roehl :
>>domestizierten Tiger in die freie Wildbahn<<
Wenn VW man überhaupt "Tiger" im Käfig hat!?!
Jedenfalls kann man nach dieser betrieblichen Riesensauerei (so der Eindruck in weiten Teilen der Öffentlichkeit und in Fachkreisen) doch niemanden aus dem eigenen Stall/Käfig holen, um die ganze Angelegenheit dauerhaft und nachhaltig zu bereinigen.
Das hat bei der Deutschen Bank nicht funktioniert und wird es bei VW erst recht nicht!
Was steht denn eigentlich in den amerikanischen Abgasvorschriften drin. Wenn da nämlich stehen sollte, dass das Auto im Test bestimmte Werte zu erfüllen hat, dann hat VW ja auch nicht geschummelt wenn die Softare sagt "ich bin nun im Testmodus". Vielleicht steht ja nirgendwo, dass die Werte auch im Betrieb auf der Strasse den Testwerten entsprechen müssen?
Als die Frage nach der "Ethik" kam, hätte Müller sofort und ohne Umstände darauf eingehen müssen, indem er diese Frage hätte bejahen müssen
.
"Selbstverständlich nicht nur eine" technische Seite des Problems" sondern auch eine "ethische", so hätte die Antwort lauten müssen, ganz gleich, was Müller denkt, wenn er für sich die Gesamtproblematik analysiert.
Dummheit wird immer bestraft, nicht nur die Dummheit beim Schummeln sondern auch die Dummheit beim Geben von Interviews.