Weltgrößter Passagierjet Airbus stellt Produktion des Riesenfliegers A380 ein
Paris Airbus hat am Donnerstag kurz vor Veröffentlichung der Resultate für 2018 bekanntgegeben, dass die Produktion des Superjumbos A380 im Jahr 2021 eingestellt wird. Diese Entscheidung war bereits lange erwartet worden, da es zuletzt mehr Ab- als Neubestellungen gegeben hatte. Der wichtigste Kunde Emirates hatte seine Bestellungen von 163 auf 123 reduziert.
„Als Konsequenz und angesichts des mangelnden Auftragsbestands anderer Kunden werden wir die Auslieferung des A380 2021 beenden“, schrieb Airbus in einer Mitteilung. Potenziell seien bis zu 3500 Arbeitsplätze betroffen, von denen aber viele auf die Herstellung von Mittelstreckenflugzeugen der A320-Familie umgelenkt werden könnten.
Das Ende des größten Flugzeuges der Luftfahrtgeschichte kratzt am Prestige von Airbus, wirtschaftlich gesehen ist es für den europäischen Flugzeugbauer eher eine gute Nachricht. Gewinne konnte der Hersteller mit dem bei Passagieren sehr beliebten Doppeldeck-Flieger nicht erzielen. Im vergangenen Jahr wurden bereits viele Arbeitsplätze abgebaut, um sich auf die verringerte Nachfrage einzustellen.
Das Modell mit einem Listenpreis von 450 Millionen Dollar sollte ein Problem lösen: die begrenzten Kapazitäten der Flughäfen. Doch aufgrund seiner Größe löste es neue Schwierigkeiten aus, zwang die Airports zu kostspieligen Anpassungen der eigenen Infrastruktur. Die maximal 853 Fluggäste fassende Maschine mit vier Motoren stieß bei den Airlines nicht auf die erwartete Begeisterung. Rentabel ist der Riesenjet nur zu betreiben, wenn er voll ausgebucht ist. Das war aber längst nicht immer der Fall.
Deshalb wurden zweimotorige Großraum-Flugzeuge wie die 777 von Boeing oder die A350 von Airbus zu Rennern: Sie sind mit einer Kapazität von 350 bis 450 Sitzen leichter zu füllen und verbrauchen weniger Treibstoff als die A380.
Immer wieder versuchte Airbus, mit neuen Kabinengestaltungen die Nachfrage anzuheizen. Als der wichtigste Kunde Emirates vor wenigen Jahren eine überarbeitete Version mit neueren Motoren verlangte, stand Airbus kurz davor, diesen kostspieligen Entwicklungsschritt zu wagen, verzichtete dann aber doch. Im Nachhinein gesehen eine weise Entscheidung.
313 Exemplare wurden vom Superjumbo in zwölf Jahren bestellt, 234 davon bislang ausgeliefert. Zum Vergleich: Boeing hat von der 747, dem Flieger mit Doppeldeck an der Nase, mehr als 1500 Stück ausgeliefert. Das allerdings über einen Zeitraum von 50 Jahren, gegenwärtig produziert auch Boeing nur noch sechs Exemplare pro Jahr. Auf diese Rate musste Airbus bei der A380 noch nicht zurückgehen, in Toulouse ist man zurzeit noch bei acht Einheiten.
Doch ist für das kommende Jahr bereits die Rate von sechs Maschinen pro Jahr in Aussicht gestellt worden – eine halbgare Lösung, die mehr als Hinauszögern des nun verkündeten Produktionsstopps gelten kann.
Tatsächlich könnte die Einstellung des größten Flugzeugs der Welt das Image des europäischen Luftfahrtkonzerns beschädigen. Doch die wenigen Riesenvögel binden Produktionskapazitäten, die man für die deutlich rentablere A350 oder andere Modelle brauchen kann.
Auch bei den Zulieferern dürfte keine Depression ausbrechen. Wie die französische Zeitschrift „Nouvelle Usine“ in dieser Woche schrieb, würden viele Unternehmen erleichtert auf das Aus für die A380 reagieren, weil es sie von einem Kostenblock befreit und die Möglichkeit eröffnet, sich auf ertragreichere Programme zu konzentrieren.
Trotz hoher Belastungen durch die Einstellung der A380 und Kosten für den Militärtransporter A400M erzielte Airbus im vergangenen Jahr einen deutlichen Gewinnsprung. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 3,05 Milliarden Euro und damit 29 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz legte um acht Prozent auf 63,7 Milliarden Euro zu.
Die Sonderbelastungen durch A380 und A400M summierten sich auf rund 900 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen eine um zehn Prozent auf 1,65 Euro erhöhte Dividende erhalten. Analysten hatten im Schnitt jedoch mit einer stärkeren Anhebung gerechnet.
Für 2019 nimmt sich das Management um den scheidenden Vorstandschef Tom Enders weitere Zuwächse vor. Der bereinigte operative Gewinn soll um etwa 15 Prozent steigen. Dazu will das Unternehmen 880 bis 890 Passagierjets ausliefern. Im vergangenen Jahr hatte Airbus 800 Maschinen an seine Kunden übergeben.
Wie der A380 vor zehn Jahren bei seinem ersten transatlantischen Linienflug im Dienst von Air France gefeiert wurde, können Sie hier sehen.
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„mit einem weinenden Auge“ – bestimmt bei jedem der das Vergnügen schon mal hatte mit dem A380 eine Reise zu beginnen.
Wie in vielen Artikeln zu der Entscheidung wird von „Prestige“, von Unwirtschaftlichkeit, usw. gesprochen – Nein, der A380 hat gezeigt was AIRBUS kann und was AIRBUS in der Zukunft können wird. Auch wenn der A380 dann nicht mehr gebaut wird, so sind die Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Entwicklung und Fertigung durch nichts zu ersetzten. Eine sehr gute Basis für eine weiterhin sehr erfolgreiche europäische Luftfahrtgeschichte.
Der 380 könnte ja seine Karriere als Transportflieger fortsetzen, wie die Lockheed 1101?
War der A380 wirklich ein Verkalkulieren seitens Airbus, oder hat Boeing hier wie damals bei der Concorde seine Lobbyarbeit spielen lassen.... wer weiß?! :-)