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Zement-Ehe von Holcim und Lafarge „Das kann nicht gut gehen“

Wolfgang Reitzle ist am Ziel: Über 90 Prozent der Holcim-Aktionäre stimmen der Kapitalerhöhung zur Übernahme von Lafarge zu. Doch Kleinaktionäre und Analysten stehen der Elefantenhochzeit weiter kritisch gegenüber.
08.05.2015 - 12:47 Uhr Kommentieren
Für den Holcim-Präsidenten ist das Votum der Aktionäre ein großer Erfolg. Quelle: dpa
Wolfgang Reitzle

Für den Holcim-Präsidenten ist das Votum der Aktionäre ein großer Erfolg.

(Foto: dpa)

Zürich 93,74 Prozent. So eine überwältigende Mehrheit für die umstrittene Fusion mit Lafarge hatte Holcim-Präsident Wolfgang Reitzle selbst nicht erwartet. „Das ist ein großer Vertrauensbeweis, für den ich mich auch ganz persönlich bedanken möchte“, sagte Reitzle mit bewegter Stimme auf der außerordentlichen Hauptversammlung in den Zürcher Messehallen.

Dieser Sieg ist vor allem sein Sieg. Als neuer Holcim-Präsident hatte der Deutsche den Deal von seinem Amtsvorgänger geerbt. Quasi auf der Zielgeraden musste Reitzle die Eckpunkte der Fusion in einem Kraftakt verändern, wie zum Beispiel das Tauschverhältnis beider Aktien. Und: Reitzle gelang es, Lafarge-Chef Bruno Lafont auszureden, auch den fusionierten Konzern zu leiten. Lafont wird nun Co-Präsident im Verwaltungsrat. „Das Projekt ist wichtiger als Einzelpersonen“, sagte Lafont den Aktionären in Zürich.

Mit diesen Änderungen ist die Fusion aus Holcim und Lafarge nun Reitzles Projekt. Daher legte er sich auf der entscheidenden Hauptversammlung mächtig ins Zeug – auch mit ungewöhnlichen Mitteln. Denn normalerweise stellt der Präsident einer Aktiengesellschaft den Leistungsausweis des eigenen Unternehmens immer in rosaroten Farben dar. Nicht so Reitzle. „Holcim hat in den vergangenen zehn Jahren keine Werte geschaffen“, rief Reitzle den gut 700 anwesenden Aktionären zu. „Das muss ich hier mal so klar sagen, trotz aller zum Teil glorifizierenden Darstellungen in der Schweizer Presse.“ Ein Kurs-Chart mit einem seit Jahren stagnierenden Aktienkurs unterstreicht Reitzles Aussage.

Die wichtigsten Zementhersteller der Welt
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In der Zementindustrie bahnt sich eine denkwürdige Fusion an: Die beiden Hersteller Lafarge und Holcim wollen sich zusammenschließen. Es soll eine Partnerschaft unter gleichen werden. Schon jetzt zählen die beiden Unternehmen zu den größten in der Zementindustrie: Nach Angaben von Statista haben sie im vergangenen Jahr den meisten Umsatz erzielt. Handelsblatt Online listet die Kennzahlen der beiden Firmen und die wichtigsten Konkurrenten des künftigen Großkonzerns nach Umsatz auf.

(Foto: picture alliance / dpa)
Cement bags are pictured at Switzerland's Holcim cement production plant in Siggenthal
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Holcim

Umsatz 2013: 16,1 Milliarden Euro

Der Schweizer Zementhersteller existiert bereits seit 1912. Heutzutage hat Holcim sein Geschäft in mehr als 70 Länder ausgeweitet. Als Kernbereiche gelten die Geschäfte mit Zement, Kies und Beton. Gemessen am Umsatz, ist Holcim derzeit der größte Zementproduzent der Welt. Die geplante Fusion sichert diesen Status weiter ab.

(Foto: Reuters)
Lafarge Zement
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Lafarge Group

Umsatz 2013: 15,2 Milliarden Euro

Die französische Lafarge Gruppe erzielte im vergangenen Jahr nur etwas weniger Umsatz als ihr künftiger Partner. Das Unternehmen bezeichnet sich auf seiner Webseite als die Nummer eins im Zementgeschäft. Mehr als zwei Drittel des Portfolios der Gruppe bestehen demnach aus dem Handel mit dem Baustoff. Lafarge ist nach eigenen Angaben in 64 Ländern unterwegs. Die Fusion mit dem bisherigen Konkurrenten aus der Schweiz hat auch Auswirkungen auf den Namen: Künftig firmieren die beiden Branchenführer unter dem Namen LafargeHolcim.

(Foto: dpa)
huGO-BildID: 15874066 ARCHIV - Zementsaecke der Firma HeidelbergCement liegen am 7. August 2007 im Werk in Leimen bei Heidelberg. Der Baustoffherstel
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Heidelberg Cement

Umsatz 2013: 13,9 Milliarden Euro

Die Konkurrenz kann bei diesen Zahlen kaum mithalten. Der noch gefährlichste Rivale der beiden Konzerne kommt aus Heidelberg. Der Dax-Konzern mischt seit der Übernahme von Hanson 2007 im oberen Segment der Zementhersteller mit. Heidelberg Cement ist in 40 Ländern aktiv, in vielen davon nach eigener Aussage auch Marktführer. Das könnte sich mit der Fusion seiner ärgsten Konkurrenten ändern.

(Foto: ap)
CEMEX OstZement GmbH Rüdersdorf
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Cemex

Umsatz 2013: 11,1 Milliarden Euro

Die Mexikaner produzieren bereits seit 1906 Zement und haben inzwischen mehr als 50 Produktionsstätten auf der ganzen Welt. Am meisten Zement verkauft Cemex in Mexiko, rund ein Drittel seiner Geschäfte macht der Konzern dort. Wichtig ist auch das US-Geschäft, das etwa ein Viertel des Umsatzes ausmacht. Der mexikanische Konzern wollte eigentlich Beteiligungen mit Holcim tauschen. Während Cemex die Holcim-Tochter Csesko kaufen wollte, wollte der Schweizer Konzern die Geschäftsteile der Mexikaner in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden übernehmen. Ob das Geschäft durch die anstehende Fusion gefährdet ist, ist bisher nicht bekannt. Allerdings hatten die Wettbewerbshüter ohnehin schon Bedenken angemeldet.

(Foto: picture-alliance)
Zement
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Anhui Conch Cement

Umsatz 2013: 6,6 Milliarden Euro

Mit deutlichem Abstand im Ranking der wichtigsten Zementhändler der Welt folgt Anhui Conch Cement. Das chinesische Unternehmen existiert zwar erst seit 1997, hat sich in dieser Zeit aber schnell einen Namen gemacht. Experten gehen davon aus, dass die Fusion von Lafarge und Holcim auch als Schutz vor der aufstrebenden Konkurrenz aus China dienen soll.

(Foto: dpa)
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Italcementi

Umsatz 2013: 4,2 Milliarden Euro

Der italienische Konzern selbst bezeichnet sich als fünftgrößten Zementhersteller weltweit. Gerankt nach dem Umsatzzahlen von Statista, kommt er aber lediglich auf den sechsten Rang. Italcementi betreibt sein Geschäft in 22 Ländern auf vier Kontinenten. Der sei 1864 agierende Konzern ist bis heute im Besitz der Familie Pesenti. Derzeit führt Carlo Pesenti (Bild) die Geschicke des Unternehmens.

Von der Bekanntgabe der Fusion seiner beiden Konkurrenten konnte Italcementi übrigens profitieren: Die Aktien stiegen, weil Händler mit Preiserhöhungen in der Branche rechnen. LafargeHolcim muss zudem eventuell einige Geschäftsteile aufgeben, um die Zusammenarbeit von den Kartellbehörden genehmigt zu bekommen.

(Foto: Imago)

Das soll sich jetzt ändern. Mit der Fusion des Wettbewerbers Lafarge. „Die Standorte und Marktpräsenz beider Unternehmen ergänzen sich nahezu perfekt", warb Reitzle. „Das heißt, wir können in Zukunft 30 bis 40 Prozent der Investitionen einsparen, die sonst in den Ausbau der Werke fließen würden.“ Lafarge und Holcim zusammen würden einen klaren Weltmarktführer schaffen, denen es in dieser Form in anderen Industrien nicht gibt.

Am Ende stand die Mehrheit. Doch trotz des klaren Votums: Bei den Schweizer Kleinaktionären, die sich zu Wort meldeten, überwog die Skepsis. Rolf Haefelfinger, ein älterer Herr mit grauem Haar, befürchtet einen nicht enden wollenden Kampf der Kulturen zwischen der dezentral organisierten Holcim und der zentralistisch gesteuerten Lafarge. Dass Noch-Lafarge-Chef Bruno Lafont nun Co-Chef des neuen Verwaltungsrats werden soll, sei ein Unding, denn Doppelspitzen hätten noch nie funktioniert. „Das kann nicht gut gehen“, rief Haefelfinger Reitzle zu. Auch Vincent Kaufmann vom Stimmrechtsberater Ethos ließ an dem Vorhaben kein gutes Haar. Denn mit der Fusion mit Lafarge würde der neue Konzern Aktiva der Franzosen in Krisenregionen wie dem Nahen Osten übernehmen- hier drohe Abschreibungsbedarf.

Für Reitzle fängt die Arbeit erst richtig an
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