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Zulieferer Continental kassiert seine Prognose und schickt 30.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit

Der Zulieferer leidet unter den Folgen von Corona. Weltweit stehen 40 Prozent der Werke still. Der Vorstand verzichtet nun auf Teile des Gehalts.
01.04.2020 Update: 01.04.2020 - 16:20 Uhr Kommentieren

Jede fünfte Firma von Kurzarbeit betroffen

Düsseldorf In Zeiten von Corona haben Geschäftsprognosen nicht lange Bestand. Nach Hella und Schaeffler sieht sich auch Continental wegen der Folgen der Coronakrise zu einer Gewinnwarnung gezwungen. Das teilte der Dax-Konzern am Mittwoch kurz vor Börseneröffnung in Frankfurt mit – und lässt zudem offen, wie stark die Covid-19-Pandemie die Bilanz des Zulieferers belasten wird.

Vor nicht einmal einem Monat war Conti zur Vorlage der Jahreszahlen davon ausgegangen, dass der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr zwischen 42,5 und 44,5 Milliarden Euro liegen werde. Beim operativen Gewinn rechnete der Zulieferer mit einer Marge von 5,5 bis 6,5 Prozent. Die Prognose stand unter Vorbehalt, da die Folgen des Coronavirus Anfang März noch nicht absehbar waren.

Die vorläufigen Zahlen für das erste Quartal 2020 deuten allerdings an, wie stark Conti vom europaweiten Shutdown der Autoproduktion betroffen ist. Demnach kommt die Gewinnmarge nicht über ein Niveau von zwei bis drei Prozent hinaus. Zum Vergleich: Im Vorjahresquartal lag sie noch über acht Prozent.

Dennoch erklärte Continental-Chef Elmar Degenhart in einer Telefonkonferenz mit Journalisten, dass sich am Vorschlag für die Dividende von vier Euro pro Aktie nichts geändert habe – zur Verärgerung des Konzernbetriebsrats Hasan Allak. „Wir erwarten, dass Continental sich allen Kolleginnen und Kollegen in Deutschland gegenüber entsprechend fair verhält“, teilt Allak in einem Schreiben mit. „Wir regen zur Schonung der Firmenkasse einen Beitrag der Aktionäre als Inhaber des Unternehmens in Form eines Dividendenverzichts an.“

Nicht zur Diskussion steht auch die Abspaltung der Antriebssparte Vitesco Technologies. Bis zum September sollen die Vorbereitungen für den Spin-off abgeschlossen werden. Allerdings verschiebt sich wegen der abgeblasen Hauptversammlung die Abstimmung über die Abspaltung.

Im Sommer, so Degenhart, werde die verschobene Hauptversammlung virtuell nachgeholt. Fraglich ist allerdings, ob dann mit Abschluss der Spin-off-Vorbereitungen die Abspaltung im September auch finalisiert werden kann „Wir rechnen damit, dass wir den Spin-off bis Ende des Jahres vollziehen werden“, sagte Degenhart.

Investitionen werden verschoben

Besonders die Automotive-Sparte, eigentlich Contis künftiges Wachstumsgeschäft mit Software und Sensorik, leidet unter den Folgen der Corona-Pandemie. Die Sparte verdient derzeit kein Geld, die Ebit-Marge lag im ersten Quartal bei null Prozent. Zwei Drittel der Automotive-Mitarbeiter aus Deutschland befinden sich in Kurzarbeit.

Konzernweit sind es 30.000, also fast die Hälfte aller Conti-Mitarbeiter in Deutschland. Mehr als 40 Prozent aller 249 Standorte weltweit stehen derzeit still. Betroffen sind Werke in Europa, Nord- und Südamerika. „In der jetzigen Phase der Krise sind zwei Dinge wichtig“, sagt Degenhart: „Die Gesundheit unserer Mitarbeiter und Cash.“

Das Management versucht daher mit allen Mitteln, Kosten zu senken: mit Kurzarbeit genauso wie mit dem Herunterfahren von Investitionen. „Mehr Gegenwart, weniger Zukunft“ ist dabei die Devise. Projekte mit langen Laufzeiten werden verschoben. Darunter dürfte zum Beispiel auch das autonome Fahren fallen. Stattdessen konzentriert sich der Zulieferer auf bevorstehende Serienanläufe, die zeitnahe Einnahmen versprechen.

Außerdem müssen sich die Mitarbeiter auf eine weitere Verschärfung des Sparprogramms einstellen. Bereits zur Vorlage der Jahreszahlen hatte der Vorstand erklärt, dass man sich im Austausch mit den Betriebsräten befinde. Die Pandemie und die damit zusammenhängenden Folgen für Conti dürften die Verhandlungen nicht einfacher gemacht haben. Ergebnisse werden im Mai erwartet.

Der Conti-Vorstand bemüht sich daher um die Gunst der Arbeitnehmer und verzichtet symbolisch auf zehn Prozent des April-Gehalts. „Für uns war es wichtig, Solidarität mit unseren Mitarbeitern zu zeigen“, sagt Personalchefin Ariane Reinhart.

Continental ist nicht der einzige Zulieferer, der seine Prognose kassieren muss, Mitarbeiter in Kurzarbeit schickt und bei dem der Vorstand auf Gehalt verzichtet. Auch die ZF-Führung verzichtet auf Geld. Der Schaeffler-Konzern, dessen Holding mit 46 Prozent der größte Conti-Aktionär ist, hat vergangene Woche eine Gewinnwarnung herausgegeben. Ebenso wie der Licht- und Sensorikspezialist Hella, dessen Mitarbeiter in Kurzarbeit sind. Der Kabelspezialist Leoni muss sogar Staatshilfen im dreistelligen Millionenbereich aufnehmen, ansonsten droht die Pleite.

Hochfahren der Produktion wird ein Problem

Bei Continental ist die Lage nicht ganz so dramatisch. Dem Management stehen bis zu sieben Milliarden Euro zur Verfügung. „Stand jetzt haben wir noch ein großes Liquiditätspolster und sind deswegen nicht auf staatliche Hilfen angewiesen“, sagte Degenhart. „Für die nächsten zwei Jahre kann ich das aber nicht ausschließen. Irgendwann kommt jedes Unternehmen an seine Grenzen.“

Mit Sorge blickt Degenhart auf die zahlreichen kleinen Lieferanten, von denen der Zulieferer aus Hannover abhängig ist. Sie verfügen nicht über so hohe Finanzreserven. Die Autoindustrie könne aber nur dann wieder produzieren, wenn auch die kleinen Lieferanten überlebten.

Überhaupt stellt das Hochfahren der Produktion in Europa eine immense Herausforderung dar. Allein in Norditalien sind Degenhart zufolge über 1000 Lieferanten beheimatet, von denen die Zuliefererbranche abhängig ist. Problematisch beim Hochlauf ist auch, dass die Länder sich in unterschiedlichen Phasen der Corona-Pandemie befinden und dementsprechend nur unterschiedlich schnell die Werke wieder öffnen können.

Für ein halbwegs geordnetes Hochfahren der Produktion sei eine gesamteuropäische Koordination nötig – und mindestens eine Vorlaufzeit von zwei bis drei Wochen. In dieser Zeit wird sich Degenhart zufolge zeigen, wie löchrig die Lieferketten geworden sind.

Ein weiteres Problem sind fehlende Atemmasken. „In den kommenden Wochen wird für den Hochlauf der Produktion entscheidend sein, ob eine schnelle und flächendeckende Versorgung mit Schutzausrüstung möglich ist“, sagte Degenhart.

Wie ein geordnetes Hochfahren funktionieren könne, zeige das Beispiel China, wo das Coronavirus als Erstes ausgebrochen war, sagte der Conti-Chef. Dort läuft die Produktion seit dem 10. Februar wieder. Die Auslastung beträgt bereits 80 Prozent – Tendenz steigend.

Mehr: Continental muss seine Hauptversammlung verschieben.

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