Zuliefererstreit Dauerfehde mit Volkswagen: US-Gericht weist Millionenklage von Ex-Zulieferer Prevent ab

Im vergangenen Sommer sorgte eine Spitzelaffäre bei Volkswagen für Aufsehen.
Düsseldorf Das US-Bezirksgericht in Detroit (Michigan) hat eine Klage der Unternehmensgruppe Prevent gegen den Autobauer Volkswagen abgelehnt. Richter Bernard Friedman befand, der vorliegende Fall sei die „Fortsetzung einer andauernden Auseinandersetzung“ in Deutschland und solle deshalb „auch in Deutschland verhandelt werden“.
Prevent hatte den Wolfsburgern in einer im November 2019 bei dem Gericht eingereichten Klageschrift vorgeworfen, geplante Übernahmen der Gruppe auf dem US-Markt verhindert zu haben. Prevent forderte 750 Millionen US-Dollar Schadensersatz. VW hatte erwidert, die Behauptungen seien grundlos und gehörten nicht vor US-Gerichte.
Prevent betonte, dass das Gericht in Detroit „lediglich formal argumentiert“ habe. Die Gruppe würde die Begründung nun eingehend analysieren. „Es besteht aber keinerlei Anlass, von unseren Schadensersatzforderungen gegenüber Volkswagen abzurücken“, teilte ein Sprecher dem Handelsblatt mit. Daher werde Prevent diese auf anderem Wege geltend machen.
Ein VW-Sprecher begrüßte die Entscheidung des US-Gerichts. Der Richter habe erkannt, dass Prevent mit der Klage „nur die deutschen Gerichte vermeiden wollte“. Sein Urteil zeige, dass die Versuche, Volkswagen im Ausland „in gerichtliche Verfahren zu verwickeln“, fruchtlos sind. Die Vorwürfe von Prevent gegen Volkswagen seien frei erfunden.
VW und Prevent befehden sich schon seit Jahren vor Gericht. Der Kernvorwurf auf beiden Seiten: Machtmissbrauch. Prevent beschuldigt VW, seine dominante Stellung zu nutzen, um Druck auf Lieferanten auszuüben. Die Wolfsburger sprechen von „überzogenen Forderungen“, die Prevent in der Vergangenheit mit seinem Blockadepotenzial habe durchsetzen wollen.
Weitere Verfahren in Deutschland und den Niederlanden
Der Konflikt eskalierte 2016, als sich die Prevent-Gesellschaften ES Guss und Car Trim weigerten, VW mit Bauteilen zu beliefern. Daraufhin kam es in sechs Werken zum Produktionsstillstand. Die Wolfsburger gaben zunächst nach, bauten aber ein Netz von Absicherungslieferanten auf. 2018 kündigte der Konzern dann alle Verträge mit Prevent-Töchtern.
Aktuell sind vor deutschen und niederländischen Gerichten Verfahren anhängig. Aber auch in den USA läuft noch eine weitere Klage von Prevent. Die Anwälte der Gruppe werfen den Wolfsburgern dabei vor, sich wettbewerbswidrig mit den Sitze-Herstellern Adient und Lear abgesprochen zu haben, um Prevent aus dem Markt für Sitzbezüge zu drängen.
Die Prevent-Anwälte berufen sich in ihrer Klageschrift auf die Informationen weiterer Zulieferer, nicht namentlich genannte Quellen aus dem VW-Konzern sowie Audiomitschnitte von internen VW-Sitzungen. Über die hatte das Online-Wirtschaftsmagazin „Business Insider“ erstmals im Sommer berichtet.
Die Teilnehmer der abgehörten Meetings beschäftigten sich demnach mit der Frage, wie VW in Zukunft mit Prevent umgehen sollte. Ende Juli wurde der mutmaßliche VW-Maulwurf enttarnt. Kurz darauf wurde dessen Leiche in einem ausgebrannten Auto gefunden. Die Ermittler gehen von Suizid aus.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.