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Impact Investment Warum Öko sich auszahlt und Greenwashing nicht

Beim Wagniskapitalgeber Planet A bekommt nur Geld, wer nachweislich grün wirtschaftet. Wissenschaftler prüfen vorher alle Werbeversprechen der Unternehmen.
07.05.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Investor Fridtjof Detzner hat dem Greenwashing den Kampf angesagt. Quelle: Moment/Getty Images
Nachhaltiges Investieren

Investor Fridtjof Detzner hat dem Greenwashing den Kampf angesagt.

(Foto: Moment/Getty Images)

Düsseldorf Es begann mit einem indischen Farmer, der Fridtjof Detzner von seinem Selbstmordversuch erzählte. „Er hatte die dritte Missernte in Folge erlebt“, sagt der deutsche Softwaregründer. Begegnungen mit Menschen in Südostasien wie diesem Mann haben sein Verständnis von unternehmerischer Verantwortung verändert. Denn es geht um mehr als ein Einzelschicksal: „Die Selbstmordrate in der Region hängt mit den Wetterdaten zusammen“, so Detzner. Und für ihn ist klar, dass an der Dürre auch Firmen in Deutschland schuld sind, die ihr Geschäft ohne Rücksicht auf Umwelt und Klima optimieren.

Deshalb ist aus dem Gründer Detzner inzwischen der Investor Detzner geworden. „Wir müssen unsere Wirtschaft umbauen“, fordert er. „Neue Geschäftsmodelle müssen zu einer Wirtschaft der planetaren Grenzen passen.“ Seine Wagniskapitalfirma Planet A reiht sich ein in eine wachsende Anzahl von Geldgebern, die aus Überzeugung und Hoffnung auf Rendite in nachhaltige Firmen investieren. Umweltfreundlichkeit kommt bei Mitarbeitern und Kunden an und dürfte sich auch durch immer höhere CO2-Preise und härtere Regulierungen auszahlen.

Aber wenige nehmen es so genau wie Detzner. Er hat dem Greenwashing den Kampf angesagt. Bei Planet A prüfen Wissenschaftler alle Werbeversprechen, rechnen die Folgen eines Geschäftsmodells mit Blick auf Ressourcenverbrauch, Abfall, Biodiversität und Klimawandel aus. Nur finanziell und ökologisch vielversprechende Start-ups haben Aussicht auf Investments.

Eine der ersten Portfoliofirmen ist Wildplastic, wie das Handelsblatt exklusiv erfuhr. Nach seiner Asienreise hatte Detzner das Start-up mitgegründet. Es musste sich aber der gleichen Analyse unterziehen wie alle anderen, denen Planet A zu schnellem Wachstum verhelfen soll. Im Videochat zeigen die Planet-A-Experten Lena Thiede und Benedikt Buchspieß ihr seitenlanges Life-Cycle-Assessment (LCA). Für diese Lebenszyklus-Analyse gibt es sogar eine ISO-Norm.

Wildplastic sammelt Plastikmüll in Ländern wie Haiti, die kein funktionierendes Abfallsystem haben. Den Müll verarbeitet die Firma zu Granulat und stellt daraus Versandtaschen für Otto sowie 35- und 60-Liter-Müllbeutel her. Die Feinheiten sind wichtig, denn neben internen Prozessen kommt es bei der Ökobilanz auf Markteffekte an, erklärt Umweltingenieur Buchspieß: „Ersetzt Wildplastic Tüten aus Rohmaterial oder aus Recycling-Prozessen? Wie viel wiegen die verdrängten Beutel der Wettbewerber?“

Kunststoffe und Beschichtungen aus Agarabfällen

Laut Analyse kann Wildplastic im Vergleich zu herkömmlichen Plastiktüten die Treibhausgasemissionen um bis zu 60 Prozent reduzieren. Wo Daten der Wettbewerber fehlen, helfen spezialisierte Datenbanken.

Bestanden hat die Prüfung auch das Hamburger Start-up Traceless der Gründerinnen Anne Lamp und Johanna Baare. Sie produzieren über ein patentiertes Verfahren aus Agrarabfällen neue Folien, Kunststoffe und Beschichtungen.

„Das Schöne an der LCA ist oft ihre Kontra-Intuitivität“, sagt Politikwissenschaftlerin Thiede. Ein Beispiel: „Künstliches Rindfleisch ist zwar ökologisch besser als konventionelles Rindfleisch, aber die konventionelle Hühnerzucht ist zum heutigen Wissensstand weniger belastend für die Umwelt als Hühnerfleisch aus dem Labor.“ 

Die ersten Investments hat Planet A bereits getätigt, obwohl noch Geld gesammelt wird. Spätestens in einem Jahr sollen es 100 Millionen Euro für Investments in junge europäische Unternehmen sein. Um trotz höherem Aufwand bei den Managementkosten wettbewerbsfähig zu sein, spart Planet A nach eigenen Angaben an den Gehältern.

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