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Ashley Madison Chef des Seitensprung-Portals muss gehen

Erst der gigantische Datendiebstahl, nun legen Dokumente nahe, der Vorstandschef von Ashley Madison war selbst auf dem Seitensprung-Portal aktiv. Noel Biderman, verheirateter Vater von zwei Kindern, tritt zurück.
29.08.2015 - 00:20 Uhr Kommentieren
Der Schriftzug des Seitensprungportals Ashley Madison: Vorstandschef Noel Biderman muss gehen. Quelle: dpa
Ashley Madison

Der Schriftzug des Seitensprungportals Ashley Madison: Vorstandschef Noel Biderman muss gehen.

(Foto: dpa)

New York Gelegenheit macht Diebe und Liebe. Die einen stehlen die Daten von 37 Millionen Kunden der Untreue-Agentur Ashley Madison (AM), die anderen werden schwach und nutzen ihre eigene Schöpfung schon mal aus. So wie anscheinend der 1972 in Toronto geborene CEO Noel Biderman. Zusammen mit Millionen anderer Daten veröffentlichten die Hacker von „The Impact Team“ vergangene Woche E-Mails von Biderman, die laut Buzzfeed.com belegen, wie er mit drei Frauen zumindest versuchte, Affären zu starten. In einem Fall sollen auch Geldzahlungen erfolgt sein.

Nun ist der „König der Untreue“, wie er genannt wird, ein Herrscher ohne Reich. „Mit sofortiger Wirkung und im gegenseitigen Einvernehmen tritt Noel Biderman als Vorstandschef von Avid Life Media zurück und ist nicht mehr im Unternehmen beschäftigt“, heißt es kurz angebunden auf der Webseite von Ashley Madison. Bis zur Ernennung eines neuen Chefs werde das bestehende Management-Team das Unternehmen leiten. Der verheiratete Vater zweier Kinder hatte das Portal 2001 zusammen mit seiner Frau gegründet, später war es von Avid Media übernommen worden. Seit 2007 war er auch Präsident der Gesellschaft.

Wer beim Datenschutz gute Noten bekommt
Kontrolleure des Überwachungsstaats
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Ist Datenschutz schon in Deutschland eine heikle Sache, sieht es in den USA noch viel kritischer aus: Die dortigen Ermittlungsbehörden wie die NSA haben durch den Patriot Act, der nach den Anschlägen des 11. September 2001 erlassen und kürzlich leicht abgemildert wurde, viel umfassendere Rechte und Befugnisse zur Abfrage von Daten von Privatpersonen. Und diese nutzen sie auch, während die Gesetze und Regulierungen im Bereich Datenmanagement und Datenschutz mit den technologischen Entwicklungen nicht mithalten können. Die Nichtregierungsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) will mit ihrem regelmäßigen Datenschutz-Report „Who has your back“ auf dieses Problem aufmerksam machen. EFF untersucht 24 große IT- und Telekomunternehmen daraufhin, wie sie mit dem Thema Datenschutz umgehen.

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Den Ermittlern ihre Grenzen aufweisen
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Der Report bewertet einerseits, ob sich Firmen gegen teils willkürliche staatliche Überwachung wehren. Zudem wird die Transparenz bewertet, die Firmen darüber herstellen, ob und wie staatlichen Ermittlungsbehörden bei ihnen Zugriff auf Nutzerdaten fordern. Die EFF hat über vier Jahre die Praktiken großer Internet- und IT-Konzerne beobachtet und analysiert, ob die Firmen ihren Fokus eher auf den Schutz der Nutzerdaten oder eher auf die Kooperation mit staatlichen Ermittlern legen. Dabei konnten sie in den vergangenen vier Jahren eine Entwicklung feststellen.

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Er stieß Veränderungen mit an
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Während das Thema Datenschutz vor vier Jahren bei kaum einem Unternehmen auf der Agenda stand, hat nun – einige Snowden-, Wikileaks-Enthüllungen und Spähaffären später – laut EFF ein Umdenken eingesetzt: Viele Firmen veröffentlichen Reports über ihren Umgang mit Nutzerdaten und über Regierungsanfragen nach Nutzerdaten.

(Foto: dpa)
Aktuelle Anforderungen
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Die EFF hat die Entwicklungen damit aufgefangen, dass sie die Firmen nun unter anderem in der Kategorie des industrieweiten Standards vorbildlicher Praktiken bewerten.

Ihre Kriterien im Überblick:

1. Unter dem erwähnten industrieweiten Standard verstehen die Aktivisten etwa, dass die Firma den Staat bei einer Datenanfrage nach einer offiziellen Vollmacht für den spezifischen Fall fragt. Außerdem wird erwartet, dass das Unternehmen einen Transparenzreport über staatliche Anfragen veröffentlicht und dass die Firma deutlich macht, wie sie mit den Regierungsanfragen formell verfährt.

2. In einer weiteren Kategorie wird geprüft, ob Internetfirmen die jeweiligen Nutzer einzeln informieren, wenn sie beziehungsweise ihre Daten von Regierungsanfragen betroffen waren. Als Best Practice Beispiel gelten die Firmen, die ihre Nutzer schon vor der Weitergabe über solche staatlichen Anfragen informieren, sodass diese sich juristisch zur Wehr setzen können.

(Foto: dpa)
Facebook sperrte unliebsame Nutzer
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3. Die Aktivisten checkten auch, ob Firmen bekannt machen, wie lange sie Nutzerdaten speichern. Es wurde dabei nicht bewertet, wie lange die Unternehmen IP-Logins, Übersichten über individuellen Datentransfer und auch eigentlich bereits gelöschte Daten speichern und für Ermittlungen verfügbar halten – es geht nur um die Transparenz.

4. Regierungen und staatliche Ermittlungsstellen fragen nicht nur Nutzerdaten an, teils verlangen sie von Internet- und Telekomkonzernen auch, unliebsame Nutzer zu blockieren oder Nutzeraccounts zu schließen. Für diese Praxis war zuletzt insbesondere Facebook kritisiert worden, das einige Insassen von Gefängnissen an der Eröffnung eines Accounts hinderte. Auch Informationen darüber honorierten die Aktivisten mit einer positiven Bewertung, wobei ihnen besonders Twitter in dieser Kategorie mit einem umfangreichen Report über Lösch-Gesuche positiv auffiel.

5. Unternehmen bekamen auch eine positive Bewertung, wenn sie sich im öffentlichen Diskurs gegen staatlich geduldete oder gar intendierte Hintertüren in Software und Netzwerken stellen. 21 von 24 untersuchten Firmen nehmen mittlerweile eine solche kritische Position gegenüber dem Überwachungsstaat ein.

(Foto: dpa)
Die besten Firmen: Adobe – 5 Sterne
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Adobe hat laut den Aktivisten in den vergangenen Jahren alle Best Practice Standards übernommen, die in der Branche etabliert sind. Adobe verlangt von Ermittlungsbehörden eine explizite Erlaubnis, Daten von Nutzern anzufordern und bekennt sich zudem öffentlich dazu, keine Hintertüren in die eigene Software einzubauen. „Alle Regierungsanfragen für Nutzerdaten müssen bei uns durch den Vordereingang kommen“, schreibt Adobe in seinem Transparenzreport. Die EFF wertet eine solche starke Position gegen die früher gängige Praxis als bemerkenswert – unabhängig von der Wahrhaftigkeit.

(Foto: ap)
Apple – 5 Sterne
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Triumph für Tim Cook. Apple erfüllt alle Kriterien der Aktivisten für möglichst große Transparenz im Bereich Datensicherheit. Der IT-Konzern lässt allerdings einige Hintertürchen offen, neben den Verpflichtungen zur Verschwiegenheit, die ihm etwa durch Gerichte in Einzelfällen auferlegt werden können. Apple behält sich vor, Nutzer nicht über eine Datenabfrage zu informieren, wenn dies nach Einschätzung des Unternehmens gefährlich für das Leben oder die Unversehrtheit von Personen werden könnte. Dies lässt Raum zur Deutung.

(Foto: AFP)

Der Rücktritt war erwartet worden. Durch Veröffentlichung der gestohlenen Daten und Informationen geriet nicht nur der Chef selbst in Probleme. Millionen von Kunden bangen um ihre Karrieren oder ihre Ehen, weil ihre intimsten Daten an die Öffentlichkeit gelangten. In Deutschland sind alleine 423.000 Konten angemeldet worden.

Mindestens ein Milliardär, mehrere Reality-TV-Stars und Politiker müssen sich peinliche Fragen gefallen lassen. Ein Staatsanwalt aus Florida räumte ein Konto bei AM ein und bat öffentlich und unter Tränen um Vergebung. Politiker wie Hunter Biden, Sohn von US-Vizepräsident Joe Biden, bestreiten dagegen vehement, ein AM-Konto selbst angelegt zu haben. Jemand habe seine E-Mail missbraucht. Tatsächlich könnte sich theoretisch jedermann mit seiner E-Mail-Adresse angemeldet haben. Ashley Madison hat niemals eine Prüfung vorgenommen.

Doch der Schaden ist da. Die Polizei ermittelt sogar, ob zwei Selbstmorde mit dem Datendiebstahl in Verbindung stehen könnten. Avid Media hat eine Belohnung von 379.000 Dollar für Informationen über die Hacker ausgesetzt, die kanadische Polizei und das amerikanische FBI ermitteln.

Daneben tauchte immer mehr Kritik am Geschäftsgebaren selbst auf. Viele Kunden bezahlten eine Gebühr von 20 Dollar an das Unternehmen, um ihr Profil und sämtliche Kommunikation und Fotos von den Servern löschen zu lassen. Trotzdem fanden sie sich in den Datenbanken der Hacker wieder. Die Webseite Gizmodo behauptet nach einer Datenanalyse, dass zudem die meisten der 5,5 Millionen Profile mit dem Attribut „weiblich“ schlicht gefälscht seien und von dem Unternehmen selbst angelegt wurden. Ashley Madison bestreitet dies, aber schon 2013 hatte eine Frau das kanadische Unternehmen verklagt, weil sie sich angeblich die Handgelenke ruiniert hatte, um im Auftrag 1000 gefälschte Konten von angeblich suchenden Damen anzulegen. Der Streit endete in einem Vergleich.

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