Aufsichtsrat soll gehen Yahoo droht ein neuer Machtkampf

Das Logo vor der Zentrale von Yahoo.
Anaheim Wer austeilt, muss auch einstecken können. Zumindest theoretisch: Roy Bostock, umstrittener Aufsichtsratschef von Yahoo, hatte selbst in der vergangenen Woche CEO Carol Bartz noch per Telefon gefeuert. Jetzt verlangte ein Großaktionär am Telefon seinen Rücktritt, worauf Bostock die Nerven verlor und eine Konferenzschaltung zwischen ihm, Daniel Loeb vom Investor Third Point und Yahoo-Mitgründer Jerry Yang abrupt beendete. Loeb hatte Bostock schlicht vorgeworfen, er sei Teil des Problems, nicht Teil der Lösung. Ihm fehlten die Fähigkeiten das Board zu leiten und man werde alles nur Mögliche unternehmen, um ihn abzulösen.
Am 14. September schrieb Loeb, dessen Fonds 5,15 Prozent an Yahoo hält, daraufhin einen persönlichen Brief an Yang, in dem er ihn erneut aufforderte Bostock abzusetzen und sich bereit erklärte, bei der Suche nach geeigneten Kandidaten für die Nachfolge zu helfen. Das geht aus Unterlagen hervor, die jetzt bei der Börsenaufsicht SEC eingereicht wurden.
Die Schlacht hatte am achten September begonnen. Third Point hatte pflichtgemäß einen Aktienbestand von mehr als fünf Prozent bei der Börsenaufsicht gemeldet und gleichzeitig zum Generalangriff auf den Board geblasen. Die Unterbewertung der Aktie sei eine Folge des chaotischen Missmanagements unter dem Board, geführt von Roy Bostock, unter dessen Verantwortung bereits der Verkauf an Microsoft gescheitert sei.
Das Yahoo-Papier schloss heute bei 14,55 Dollar, ein Plus von 2,07 Prozent. Third Point sieht den inneren Wert bei gut 19,50 Dollar.
Im Brief an das Aufsichtsgremium hatte Third-Point-Chef Loeb unverhohlen damit gedroht, auf der nächsten Aktionärsversammlung Kampfabstimmungen um die Aufsichtsratsposten herbeizuführen. Das letzte Mal, dass sich Bostock mit diesem Problem herumschlagen musste, war nach der versauten Übernahme durch Microsoft, die den Aktionären 44 Milliarden Dollar eingebracht hätte. Damals hatte Investor Carl Icahn sich mit 59 Millionen Aktien in der Hinterhand drei Aufsichtsratssitze erkämpft, war aber mit seinem Versuch gescheitert, Microsoft zu erneuten Übernahmegesprächen zu bewegen. Ende 2010 hatte er sein Yahoo-Abenteuer beendet.
Heute liegt der Yahoo-Börsenwert bei rund 18,3 Milliarden Dollar. Yahoo verliert Marktanteile in der Online-Werbung und hat kein Konzept im mobilen Internet.
Um dem erneuten Aktionärsaufstand zuvorzukommen, könnten Bostock und Yang den Weg des geringsten Widerstands gehen und das Unternehmen schneller als erwartet verkaufen. Gerüchte gibt es schon lange, unter anderem soll AOL an einer Fusion mit Yahoo interessiert sein. Aber laut All Things Digital, einem Blog des Wall Street Journals, sind in den vergangenen Tagen tatsächlich erste Angebote eingegangen. Der Bericht, der sich nur auf anonyme Quellen beruft, erwähnt unter anderem Netscape-Gründer und Venture Capital Investor Marc Andreessen als Interessenten. Und, so heißt es, Bostock und Yang sollen diesmal sehr offen für Angebote gewesen sein und bereits mit einigen der Bieter gesprochen haben.
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