Apple stellt im Januar 2007 das iPhone vor. Während Steve Jobs gewohnt großspurig von einer Revolution spricht, gibt sich Blackberry-Hersteller RIM konziliant: Nicht jeder könne auf Glas tippen, das Design der Blackberry-Geräte sei daher überlegen. Im neuen Segment der Smartphones ist RIM jedenfalls eine Bank.
Gänzlich unbeeindruckt ist RIM aber nicht: Einige Monate nach dem iPhone-Start bringt das kanadische Unternehmen sein erstes Gerät mit Touchscreen heraus, das Blackberry Storm. Es soll die RIM-Smartphones auch unter normalen Verbrauchern zum Must have zu machen. Das Gerät ist pannenanfällig und bekommt allenfalls durchwachsene Rezensionen. Trotzdem steigert RIM seinen Marktanteil weiter.
RIM übernimmt im April 2010 die Software-Schmiede QNX, deren Betriebssystem später die veraltete Blackberry-Software ersetzen und Smartphones, Tablets, aber auch Systeme wie Autoelektronik antreiben soll. Zu diesem Zeitpunkt steht Apple bereits kurz vor der Einführung des iPhone 4. RIM ist technologisch ins Hintertreffen geraten.
RIM äußert sich öffentlich zwar skeptisch über Tablet-Computer, arbeitet aber selbst an einem solchen Gerät. Im April 2011 kommt das Playbook heraus. Es hat bereits das neue Betriebssystem QNX an Bord, enttäuscht aber trotzdem die Fachwelt, nicht zuletzt weil anfangs Programme für E-Mail, Kalender und Adressbuch fehlen. Der Absatz verfehlt die Erwartungen, bis der Preis deutlich sinkt.
RIM kündigt im Juli 2011 an, 2000 Mitarbeiter zu entlassen – offiziell, um die „Kosten zu optimieren“. In den Vorjahren war die Belegschaft rasant gewachsen. Die Moral leidet unter den Einschnitten, viele Talente und auch etliche Führungskräfte verlassen von sich aus das Unternehmen im kanadischen Waterloo nahe der US-Grenze.
Im Oktober 2011 fallen die Server von RIM vier Tage lang aus, weltweit haben Nutzer Probleme, auf ihre Mails und Nachrichten zuzugreifen. Die Panne trifft RIM ins Mark: Sicherheit und Zuverlässigkeit sind bisher ein Markenzeichen der kanadischen Firma. Die schlechte Krisenkommunikation sorgt für zusätzlichen Frust.
Auch das noch: RIM darf sein neues Betriebssystem aus markenrechtlichen Gründen nicht BBX nennen. Der neue Name lautet Blackberry 10, oder BB 10, wie RIM im Dezember 2011 erklärt. Zudem verschiebt die Firma den Start auf Ende 2012.
Der Druck wird zu groß – die langjährigen Firmenchefs Mike Lazaridis und Jim Balsilie treten im Januar 2012 zurück, bleiben aber im Verwaltungsrat. Der bisherige Vorstand Thorsten Heins, 54, übernimmt.
Nach mehreren Verzögerungen präsentiert RIM im Januar 2013 das neue Betriebssystem Blackberry 10 und sechs neue Smartphones. Sie sollen nicht nur Managern die Arbeit erleichtern, sondern auch Spaß machen – so wie das iPhone oder die zahlreichen Android-Geräte. Doch der Absatz bleibt hinter den Erwartungen zurück, der Marktanteil fällt immer weiter. Das Unternehmen benennt sich um und heißt nun wie sein wichtigstes Produkt.
2013 denkt das Blackberry-Management über einen Verkauf des Unternehmens nach. Am Ende stellt die kanadische Finanzfirma Fairfax mit anderen Investoren eine Milliarde Dollar frisches Geld zur Verfügung. Der deutsche Chef Thorsten Heins geht im November 2013, der frühere Sybase-Chef John Chen übernimmt. Er richtet das Unternehmen neu aus und stellt Software in den Mittelpunkt. Das Hardware-Geschäft lagert er aus - und beendet damit eine traditionsreiche Geschichte.
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Habe noch nie verstanden warum die jungs bei rim nie den sprung in dieses jahrtausend machen konnten... ich für meinen teil habe exakt darauf gewartet was sie jetzt scheinbar geschaffen haben und werde bei veröffentlichung zuschlagen wenn es das hält was es verspricht!!! :-D endlich eine alternative zu äpfeln und robotern für alle die sich nicht an ein system fesseln wollen...
Ach du grüne Neue, ist die Erwähnung eines Uralt-Primitiv-Handys, daß es seit Ewigkeiten nicht mehr zu kaufen gibt und bei der Generation Smartphone (ich erwähne jetzt mit Absicht nicht die amerikanische Firma mit dem Fallobst im Logo, denn das könnte ja Werbung sein :-) Oder gelten bei dieser Kult-Ikone andere Regeln?) völlig uncool ist, schon Werbung??? Ich faß es nicht...
Nutze BB seit knapp 10 Jahren, qualitaetsmaessig das beste Haendy insbesondere mit QWERTY Tastatur. Wenn jetzt Android apps laufen und Maps funktionieren kauf ich auch privat wieder einen (beruflich ohnehin)
"Wenn mir jemand nachweist, dass der schwarze Vogel, der deutsch gemanaged wird, auch mindestens 7 Jahre beschwerdelos läuft, zahle ich dafür auch eine vierstellige Summe."
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Ich benutze ein uraltes (...) Handy von 2005. Hat mal 8 € inkl. 5 € Guthaben gekostet, hat sogar den Sturz in eine Pfütze weggesteckt und funktioniert tadellos. Der Akku schafft immer noch über 1 Woche... :-)
Ergo: Was soll ich mit einem neuen Gerät, solange das alte 100%ig funktioniert?
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Ich halte mich für smart ohne Smartphone: Zwei Gründe, weshalb ich davon bisher nicht wissen wollte: Intimität (privacy) und Sicherheit. Warum soll ich an einem Gerät keinen Gefallen finden, dass, dabei spielt der Preis fast keine Rolle, meine Daten für sich behält und mir dennoch die schöne, neue Welt erschliesst? Ich sag´s Ihnen: Die amerikanische Qualitätsphilosophie. Wenn mir jemand nachweist, dass der schwarze Vogel, der deutsch gemanaged wird, auch mindestens 7 Jahre beschwerdelos läuft, zahle ich dafür auch eine vierstellige Summe.
"Blackberry 10 sollen das Beste aus beiden Welten miteinander verbinden, Sicherheit und Effizienz, aber auch Spaß und Lifestyle. Geht es nach den Reaktion aus der Fachwelt, ist das dem Unternehmen gelungen – allerdings sehr spät. Zu spät?"
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Was soll der Quatsch mit "Spaß und Lifestyle"? Das überläßt man doch besser dem angebissenen Apfel. Das Ding ist ein Arbeitsgerät. Punkt. Ende.
Das Problem für RIM ist, das Smartphones heute mit einer ganzen Infrastruktur daherkommen. Dadurch steigt die Wechselhürde permanent. Insbesondere iPhone und Windows Phone Nutzern dürfte ein Wechsel daher schwer fallen. Android Nutzer haben sich zwar in der Regel nicht ganz so tief eingenistet, zumal ein Großteil der Google-Infrastruktur Systemunabhängig ist, leicht wird es aber auch hier nicht.
Wenn BlackBerry 10 aber das liefert was es verspricht sollte man zumindest den Exodus stoppen können und die starke Präsenz im Business Bereich ist ein Pfund mit dem man wuchern kann. Ob es allerdings reicht um im harten Smartphonegeschäft zu überleben bleibt abzuwarten.
Outing....Blackberry Fan!
Understated Leute mit dem Hang zur echten Qualität sollten das neue Blackberry unterstützen und kaufen!
Blackberry hat es verdient!
Ich denke die Marke Blackberry polarisiert nach wie vor und ein starker Geschäftskundenbereich wird das Unternehmen helfen, dass das neue OS Blackberry 10 erfolgreich sein wird.