Breitbandausbau Deutsche Glasfaser expandiert

Ein Bauarbeiter verlegt ein Glasfaserkabel: „Wir können in zwölf bis 18 Monaten eine Gemeinde mit Glasfaser anschließen.“
Düsseldorf Stolz hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) im Oktober vergangenen Jahres die erste Breitbandförderung Deutschlands vorgestellt. Mit 2,7 Milliarden Euro sollen Unternehmen dabei unterstützt werden, Gebiete zu erschließen, in denen die Bürger noch kein schnelles Internet haben. Schließlich hatte die Bundesregierung versprochen, dass 2018 ganz Deutschland mit Internet mit mehr als 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) versorgt ist. Die ersten 55 Förderbescheide für den Netzausbau in Höhe von 420 Millionen Euro wurden im April verschickt. Das Ministerium verspricht sich davon Investitionen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro.
Überraschend wird sich für die Förderung nun auch ein Unternehmen bewerben, das bisher eigentlich allein und ohne Geld vom Staat in ebenjenen ländlichen Regionen schnelles Internet ausbauen wollte: die Deutsche Glasfaser. „Wir werden weiter eigenwirtschaftlich Regionen mit Glasfaser erschließen“, erklärt Uwe Nickl, seit Mai neu in der Geschäftsführung, „aber wir werden uns nun zusätzlich auch um Förderung bemühen, wenn es sich anbietet.“ Schließlich sei es wirtschaftlich nicht sinnvoll, Fördermittel nicht anzunehmen.
Die Deutsche Glasfaser ist erst seit 2012 in Deutschland aktiv. Sie wurde von der Investmentgesellschaft Reggeborgh gegründet, deren Tochter Reggefiber in den Niederlanden bereits Glasfasernetze verlegt hat. Im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Internetanbietern verlegt sie ausschließlich Glasfaserkabel bis in die Wohnungen. Glasfaser gilt als langfristig zukunftsfähigste Internettechnologie, weil sie die höchsten Bandbreiten bietet.
Dennoch ist die Vorgehensweise der Deutschen Glasfaser selten in Deutschland. Aus Kostengründen erschließen viele Telekommunikationsanbieter nur einen Teil des Netzes mit Glasfaser und rüsten auf dem Rest der Strecke bereits im Boden verlegte Kabel auf.
Die Deutsche Glasfaser nutzt jedoch eine bestimmte Verlegeart, um die Kosten für den Ausbau zu reduzieren: sogenanntes Microtrenching. Dabei wird das Kabel in einem dünnen Schlitz weniger tief im Boden vergraben als bei herkömmlichen Verlegemethoden. Das geht schneller und ist günstiger. Mittlerweile versucht sich auch die Deutsche Telekom an der Methode.
In diesem Jahr will die Deutsche Glasfaser so rund 200 000 Gebäude anschließen. Derzeit erreicht sie knapp 160 000. Bei 250 000 weiteren Haushalten sind bereits Werbeaktionen gestartet. Mitte Juni vergangenen‧ Jahres erklärte die Investorengruppe KKR, einen Mehrheitsanteil des Unternehmens zu kaufen und 450 Millionen Euro in dessen Wachstum zu investieren. Auf lange Sicht will die Deutsche Glasfaser mehr als 1,4 Millionen Anschlüsse legen und dafür rund 1,5 Milliarden Euro investieren.
Um dieses Ziel zu erreichen, wird die Deutsche Glasfaser nun ihre Marketingaktivitäten auf das ganze Bundesgebiet ausweiten. Bisher war das Unternehmen nur in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen aktiv. In den Kommunen werden Veranstaltungen abgehalten, um für den Ausbau zu werben. Entschließen sich 40 Prozent der Bürger in dem Ausbaugebiet, einen Zweijahresvertrag mit dem Unternehmen zu unterschreiben, baut die Deutsche Glasfaser das ganze Gebiet aus. „Wir können in zwölf bis 18 Monaten eine Gemeinde mit Glasfaser anschließen“, sagt Nickl.
Neben dem direkten Werben um Kunden wird das Unternehmen sich in Zukunft bemühen, verstärkt mit Kommunen zusammenzuarbeiten, die ihr eigenes Netz aufbauen wollen und dafür einen Betreiber suchen. Bei diesem Betreibermodell verlegt die Kommune selbst die Infrastruktur. Die Abwicklung der Telekommunikationsdienste übernimmt dann ein Dritter.
Neben der reinen Verlegetechnik unterscheidet sich das Geschäftsmodell der Deutschen Glasfaser noch in einem anderen Punkt deutlich von dem anderer Telekommunikationsanbieter: Sie begrüßt es ausdrücklich, wenn andere Unternehmen ihre Kabel mitbenutzen wollen. „Wir wollen das Netz auslasten“, sagt Geschäftsführer Nickl, „nicht den Zugang regulieren.“
Andere Unternehmen rechnen sich ihr Geschäftsmodell anders aus. Sie wollen ihr Netz allein nutzen. Die Kabelanbieter etwa, wie Vodafone und Unitymedia, machen bis heute allein von ihrem Netz Gebrauch. Die Deutsche Telekom muss anderen Unternehmen den Zugang zu ihrer Infrastruktur gewähren. Der Preis für die Nutzung wird von der Bundesnetzagentur festgelegt. Weil die Telekom nun in bestimmten Regionen anderen Unternehmen keinen Zugang mehr zu ihrem Netz erlauben will, tobt derzeit ein heftiger Streit, der mittlerweile auch die EU-Kommission in Brüssel erreicht hat. Sie prüft, ob der Wettbewerb geschädigt würde, sollte dem Antrag der Telekom stattgegeben werden.