Die Anleitung des Spiels „Finanzkrise“ besteht nicht nur aus Regelerklärungen: Der Autor hat sich zu vielen Mechanismen kleine satirische Texte ausgedacht.
Jede Runde können Spieler eine Stadtkarte ausspielen, mit der verschiedene Aktionen verbunden sind:
Frankfurt: Sitz der EZB. Hier können sich Banken Milliardenpakete ohne Gegenleistung oder Garantien leihen und zwar zu einem sensationell niedrigem Zins.
London: Sitz Europas größter Börse. Fast steuerfreier Umschlagplatz für Staatsanleihen. Beste Möglichkeit für Banken, das von der EZB geliehene Geld zu einem saftigem Aufpreis weiterzuverleihen. Und das Beste daran: Die Staaten sind neuerdings von der Troika dazu gezwungen, Staatseigentum zu veräußern, wenn sie Staatsanleihen ausgeben.
Moskau: Von Molotow-Cockails über Kalaschnikows bis hin zu Panzern ist hier alles zu kaufen, Lieferung inklusive. Neuerdings sind auch Goldbestände aus Sowjetzeiten im Angebot.
Rom: Bunga-Bunga, Rubygate, und auch auf seine alten Tage lässt es Berlusconi noch gerne krachen: Laden Sie Politiker jedweder Couleur zu einer seiner Swimmingpool-Partys ein, und die Politiker werden bei ihrer Rückkehr mit Freuden die von Ihnen vorgeschlagene Reformen durchführen.
Brüssel: „Die Regierung in Griechenland ist von Kommunisten durchsetzt, Frau Merkel.“ - „Ich kümmere mich darum, Herr A.“
Sozialisten: Rente ab 55, 30-Stunden-Woche... Macht zufrieden, aber neue Schulden. Macht nichts, wird trotzdem gemacht.
Konservative: Rente ab 70, 45-Stunden-Woche, Kruzifix im Klassenzimmer. Bringt das Volk auf, aber entlastet vielleicht den Staatshaushalt. Nicht denken! Alles muss wie früher sein!
Liberale: Unternehmenssteuern weg, unbegrenzte Boni, den Banken alle Freiheiten. Das gefällt den Rating-Agenturen!
Kommunisten: Marx, Lenin, Stalin, Tsipras. Der Schrecken aller Banken.
„Eigentlich ist alles ganz einfach: Bringen Sie einen Staat dazu sich zu verschulden, überzeugen Sie die Politiker davon, den Haushalt kurzfristig mit Veräußerung von nur langfristig gewinnbringendem Staatseigentum aufzuhübschen und reißen Sie sich dieses Staatseigentum dann selbst unter den Nagel! Nur einen Haken hat die Sache: Die Staaten akzeptieren kein Bargeld mehr, sondern fordern Gold. Macht aber nichts, Sie wissen ja, wo Sie das günstig erstehen können.“
„'Es reicht! Genug der Einschnitte, genug der Bonizahlungen, genug der EU-verordneten Reformen! Nieder mit den Kapitalisten! Gebt uns unser Eigentum wieder! Verstaatlicht die Banken!' Der Volkszorn schäumt. Und noch schlimmer; die Menschen auf der Straße sind bewaffnet und es werden noch mehr Kalaschnikows geliefert... aber auch den Regierungen werden kleine Geschenke in Form von Panzern gemacht. Und wenn es ganz schlecht läuft, dann muss man Privatisierungen der Banken verstaatlichen, um das Volk zu beschwichtigen.“
„'Schnipp Schnapp, Schulden weg!' So einfach scheint das für die Staaten. Und die Banken? Und ihre Milliardenpakete? Keine Sorge, dafür gibt es ja Rettungsschirme: Die verlorenen Geldpakete fordert die EZB zwar nicht zurück, aber Zinsen müssen weiter dafür bezahlt werden...“
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