Chinesischer Milliardär Wang Jianlin Der nimmersatte Eroberer und die Golden Globes

Seine Angestellten nennen ihn den Soldaten im Anzug.
Der rote Teppich war ausgerollt. Im Hilton Hotel in Beverly Hills drängte sich die Elite der Schauspielindustrie. Jeder wollte Sonntagnacht einen der begehrten „Golden Globes“ ergattern. Doch hinter der ur-amerikanischen Verleihungszeremonie stand in diesem Jahr zum ersten Mal ein Chinese. Nicht irgendein Mensch aus China, sondern Wang Jianlin, Immobilienmogul und reichster Mann der Volksrepublik.
Der Chef der chinesischen Wanda-Gruppe hatte wenige Wochen zuvor für umgerechnet rund 900 Millionen Euro die US-Produktionsfirma Dick Clark übernommen, die hinter den „Golden Globes“ steht. Mit Immobilien ist Wang reich geworden. Aber mit großen Schritten baut er seinen Konzern nun zu einem Unterhaltungsunternehmen um.
Der 62-Jährige mit dem runden Gesicht und der hohen Stirn sticht heraus. Chinas Unternehmer halten sich öffentlich meist zurück. Bescheidenheit gilt als Tugend. Nicht für Wang. Er ist laut und auch noch stolz darauf. „Ich werde das mächtigste Unterhaltungsunternehmen der Welt aufbauen“, kündigt er an. Auch bei Immobilien, beim Tourismus und im Sport will er Wanda an die Weltspitze führen.
Bei politischen Themen nimmt Wang kein Blatt vor den Mund. Die Briten warnte er, auf keinen Fall für den Brexit zu stimmen. Andernfalls könnten chinesische Firmen ihre Europazentralen von der Insel abziehen. Nun nimmt er den designierten US-Präsidenten Donald Trump ins Visier. Trump hatte Strafzölle gegen chinesische Produkte erwogen und öffentlich das von China als abtrünnige Provinz betrachtete Taiwan unterstützt. „Ich habe mehr als zehn Milliarden Dollar in den USA investiert und beschäftige dort mehr als 20.000 Menschen“, sagte Wang. „Wenn etwas schiefgeht, könnten diese Leute ihre Jobs verlieren“, drohte er.
Kaum Wachstum im Immobiliengeschäft
Der Milliardär gibt sich siegessicher. Er strahlt das Selbstbewusstsein eines Mannes aus, der es gewohnt ist, sich durchsetzen. Sein Vater stand als Soldat an der Seite von Chinas Revolutionsführer Mao Zedong. Wang folgte dem Vorbild und schloss sich der Volksbefreiungsarmee an. Nach 16 Jahren verabschiedete er sich vom Militär, um eine Stelle als Beamter bei der Verwaltung der nordostchinesischen Hafenstadt Dalian anzunehmen.
Schnell entwickelte er ein Gespür für Geschäftschancen. China befand sich zu der Zeit im Umbruch. Der Staat experimentierte mit mehr Freiheit für private Unternehmen. Wang nutzte die Gelegenheit und stieg in den jungen Immobiliensektor ein. Mit 34 kündigte er seinen sicheren Job im Staatsdienst, um 1988 die Wanda-Gruppe zu gründen.
Das war die lukrativste Entscheidung seines Lebens. Der Unternehmer bringt es mittlerweile auf ein Vermögen von 32,1 Milliarden Dollar, wie aus Chinas Reichenliste, dem „Hurun-Report“, hervorgeht. Seine Unternehmensgruppe organisiert er hierarchisch wie eine Armee. Angestellte nennen ihn einen „Soldaten im Anzug“. Das ist Ausdruck von Angst und Respekt zugleich.
Seine wichtigste Geldquelle war bisher das Immobiliengeschäft. Wanda betreibt 160 Einkaufszentren und 101 Fünf-Sterne-Hotels. Langfristig sieht er dort kaum noch Wachstum.
Große Investitionen in die Sportindustrie
Deswegen setzt Wang auf Unterhaltung. Wanda gehören 3056 Kinoleinwände allein in China. Außerdem Kinoketten in den USA, Europa und Australien. Im vergangenen Jahr hat er das große kalifornische Filmstudio Legendary Entertainment für 3,5 Milliarden Dollar übernommen.
„Wang Jianlin hat gigantische Ambitionen“, sagt Wirtschaftsprofessor Guo Hai von der Pekinger Volksuniversität. Das ist ein Lob mit kritischem Unterton. Wang sei dank seines Charismas und seiner guten Kontakte vieles gelungen, was andere Unternehmer nicht hätten schaffen können. „Aber ein Engagement in zu vielen Geschäftsfeldern bringt gewaltige Risiken“, warnt Guo. Je weiter Wang sein Imperium ausweite, desto größer würden die Gefahren.
Doch noch wirken Wandas Expansionpläne grenzenlos. Wang hat dem Disney-Konzern den Kampf angesagt. Wanda betreibt bereits fünf Freizeitparks, weitere sieben sind im Bau. Bis zum Jahr 2020 soll es 20 Parks in China und bis zu fünf weltweit geben. Zudem weitet Wang seine Aktivitäten im Sportgeschäft aus. Im August 2015 kaufte das Unternehmen für 650 Millionen US-Dollar die Marke „Ironman“ sowie die World Triathlon Corporation. Zudem kaufte Wanda den Sportvermarkter Infront in der Schweiz.
Innehalten kommt für Wang nicht infrage. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos, dem jährlichen Treffen der globalen Wirtschaftselite, will Wang kommende Woche seine globalen Ambitionen präsentieren. Seine Stimme hat auch im Westen Gewicht.
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