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Cloud Computing SAP und Microsoft verbünden sich gegen Amazon

Amazon lädt in Las Vegas zum größten Branchentreffen der Cloud-Industrie ein. Doch die Kooperation zwischen SAP und Microsoft vermiest dem Konzern die Show. Was die Tech-Konzerne planen.
28.11.2017 Update: 28.11.2017 - 17:25 Uhr Kommentieren
Der SAP-Chef schließt mit Microsoft eine Allianz bei Cloud-Anwendungen. Quelle: dpa
Bill McDermott

Der SAP-Chef schließt mit Microsoft eine Allianz bei Cloud-Anwendungen.

(Foto: dpa)

Berlin, Las Vegas Der Zeitpunkt ist eine Provokation, der Inhalt eine Kampfansage. In dieser Woche lädt Amazon zur Konferenz „re:Invent“ ein, mehr als 40.000 Teilnehmer werden in Las Vegas darüber diskutieren, wie sie Cloud-Computing für ihre IT nutzen – der Konzern dominiert mit seiner Sparte AWS den Markt und setzt die Branchenstandards.

Doch gleich zu Beginn der Veranstaltung stiehlt Microsoft dem Konkurrenten die Show: Der amerikanische Technologiekonzern kündigte am Dienstag an, die Partnerschaft mit dem deutschen Softwareanbieter SAP zu vertiefen. Die beiden Unternehmen werden beim Cloud-Computing, bei dem Kunden Software und IT-Dienstleistungen aus dem Rechenzentrum beziehen, enger zusammenarbeiten.

Microsoft und SAP – in einigen Geschäftsfeldern durchaus als Rivalen aufgestellt – wollen mit vereinten Kräften Lösungen anbieten. „Gemeinsam helfen wir Kunden, durch Wachstum die Weichen auf Erfolg zu stellen“, sagte SAP-Vorstandssprecher Bill McDermott. Und sie werden verstärkt die Produkte des Partners nutzen, „um unser Business zu stärken“, wie Microsoft-Chef Satya Nadella betonte.

Es ist ein Deal, der beiden Partnern Prestige bringt. Microsoft erzielt einen wichtigen Erfolg, um sich im Wettbewerb um Firmenkunden gegen Amazon, Google und IBM zu behaupten. SAP wiederum kann sein wichtigstes Produkt S/4 Hana, mit dem Unternehmen Abläufe von der Logistik bis zu den Finanzen steuern können, breiter vermarkten.

Die Unternehmen verzahnen wichtige Produkte miteinander. Konkret geht es um das Programmpaket S/4 Hana: Diese Lösung können Kunden bald mit einem Rundum-Service auf der Microsoft-Plattform Azure laufen lassen als „Managed Cloud“. Kunden können die Daten aus dem SAP-System außerdem mit künstlicher Intelligenz des Partners auswerten.

SAP verlagert mehr als ein Dutzend geschäftskritische Anwendungen in die Microsoft-Cloud, kündigte SAP-Manager Arlen Shenkman an. Im Gegenzug führt der US-Konzern das System S/4 Hana ein. Es geht offenbar darum, Erfahrungen zu sammeln: Die Dokumentation der internen Projekte wird Kunden als Hilfestellung zur Verfügung gestellt.

Viele Firmen fragen sich, wie und mit wem sie ihre IT auf die Cloud umstellen

Für Microsoft ist ein Erfolg in der Cloud überlebenswichtig. Das Geschäft mit Windows bricht weg, der Konzern muss es ersetzen. Die Strategie scheint aufzugehen, der Konzern erreicht wichtige Zielmarken früher als erwartet. So liegt die „Run Rate“ bereits bei 20 Milliarden Dollar. Diese Kennzahl beschreibt die auf zwölf Monate hochgerechnete Umsatzentwicklung, ohne dass Wachstum eingeplant wird. Das Ziel zu erreichen war ursprünglich für Mitte 2018 geplant.

Die enge Kooperation mit SAP ist dazu gedacht, die Abwanderung großer Firmenkunden zu Amazon, Google oder IBM zu verhindern. Viele Großunternehmen stehen vor der Frage, wie und mit wem sie ihre IT auf die Zukunftstechnologie Cloud und künstliche Intelligenz umstellen. Die SAP-Software wird auch in Zukunft mit den Diensten von Amazon und Google funktionieren. Aber eben auch mit Microsoft.

Aus Sicht von Microsoft ist die Partnerschaft eine „strategische Positionierung gegen Amazon“, sagte Axel Oppermann, Gründer des Analysehauses Avispador. S/4 Hana sei für viele Firmen eine wichtige Software, mit dem Angebot stärke der US-Konzern die eigene Plattform. Einerseits verdient Microsoft an der Nutzung der Cloud-Dienste: Mit jeder Transaktion im SAP-System steigt die Auslastung. Andererseits kann der Konzern die deutsche Software mit den eigenen Lösungen verzahnen, etwa bei der Datenanalyse. „Dadurch entsteht zusätzlicher Umsatz, und die Kundenbindung wächst“, sagte Oppermann.

Bei Diskussionen über die Konkurrenz hält sich SAP zurück – die Partnerschaft mit Microsoft ist zwar strategisch, aber nicht exklusiv. Der Softwarehersteller arbeitet auch mit AWS von Amazon zusammen und hat erst kürzlich neue Projekte mit Google angekündigt. Kunden sollen das Programmpaket S/4 Hana in allen Cloud-Umgebungen nutzen können, daher gilt: je breiter das Angebot, desto besser.

SAP steht unter Zugzwang. Immer mehr Firmen nutzen IT aus der Cloud – sie beziehen Programme, Speicherplatz oder Rechenleistung aus den Rechenzentren von Dienstleistern, der sprichwörtlichen Datenwolke. Zu den Vorteilen zählen die schnellere Einführung und eine höhere Kostentransparenz.

Nach einer Studie des Marktforschers IDC werden 2020 bereits 40 Prozent aller großen Organisationen 60 Prozent ihrer Geschäftsprozesse in der Cloud laufen lassen. Und Gartner prognostiziert, dass der Umsatz von 35 Milliarden Dollar in diesem Jahr bis 2021 um im Schnitt neun Prozent pro Jahr wachsen wird. Etliche Konkurrenten bieten bereits Produkte an, neben Konzernen wie Oracle und Microsoft auch Start-ups mit Speziallösungen.

Das SAP-Programm S/4 Hana ist das wohl wichtigste Produkt im Portfolio. Der Konzern ist mit Software zur Unternehmenssteuerung zu einem Weltkonzern geworden, nun führt er mit großem Aufwand die neue Version ein. 6900 Kunden haben sich seit der Einführung 2015 dafür entschieden, wenn auch viele vermutlich bislang nur Teile der Organisation darauf umstellen. Dieser Erfolg ist ein Grund dafür, dass Analysten dem wertvollsten Dax-Konzern weitere Wertsteigerungen zutrauen.

Die neue Allianz kann dabei helfen. „SAP positioniert sich mit den Partnerschaften extrem gut und stellt sich sehr breit auf“, lobte Analyst Oppermann. Das Management um McDermott setze die Strategie intelligent um. Dass Microsoft die Lösung künftig selbst nutzt, hilft dabei: Der Name hat in der Technologiewelt Klang und ist eine wichtige Referenz für die neue Programmversion. Die Vertriebsmanager werden die Kunden sicher darauf hinweisen.
Die Besucher der „re:Invent“ in Las Vegas werden über den Deal diskutieren. Und Amazon wird darauf reagieren müssen. Die Sparte AWS ist mit Abstand der größte Gewinnbringer des Konzerns und wächst stark. Aber nicht stark genug: Die Konkurrenz schließe die Lücke, schreibt der Analyst Daniel Liu vom Marktforscher Canalys. Während Amazon um 42 Prozent zulegt, verzeichnet Microsoft ein Plus von 90 Prozent, Google von 76 Prozent. Selbst IBM gewinne an Fahrt. Der junge Markt für Cloud-Infrastruktur ist bereits 14,4 Milliarden Dollar groß.

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