Deutsche Telekom Die Last der Vergangenheit

Ein Konzern wie ein Kahn.
Bonn Die erste große Feuerprobe hat Christian Illek bestanden. Der seit April vergangenen Jahres amtierende Personalchef der Deutschen Telekom musste zu Jahresbeginn neue Tarife für 63.000 Mitarbeiter verhandeln. Zwar streikten zeitweise rund 3.000 Mitarbeiter, doch am Ende ist alles vergleichsweise ruhig vonstatten gegangen. Die Gehälter werden um 2,2 Prozent in diesem Jahr und noch einmal 2,1 Prozent im kommenden steigen.
Illek habe ruhig und fair verhandelt, erklärten involvierte Personen. Doch die Verhandlungen waren erst der Anfang der Schwierigkeiten für Illek. Die Telekom trägt ihren Spitznamen „schwerer Kahn“ – den selbst der Vorstandsvorsitzende Timotheus Höttges benutzt – bis heute zu Recht.
Die Telekom hat weltweit rund 225.000 Mitarbeiter, 110.354 davon in Deutschland und immer noch rund 32.000 Beamte. Zum Vergleich: Bei der gesamten Vodafone-Gruppe sind rund 106 000 Mitarbeiter beschäftigt, obwohl ihr Umsatz nur ein Viertel geringer ist. Die Telekom hält mehr als acht Milliarden Euro für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen zurück.
Die hohe Zahl der Mitarbeiter belastet die Telekom, zumal der Wettbewerbsdruck durch Kabelanbieter, Telekommunikationsanbieter ohne eigenes Netz und Internetkonzerne wie Google oder Facebook steigt. In Zeiten der Digitalisierung müssen Entscheidungen schneller getroffen und umgesetzt werden. Der „schwere Kahn“ muss leichter werden, das ist der Konzernführung seit langem klar.
Tausende Jobs werden überflüssig
Außerdem wird immer mehr Technik verbaut, die zentral gesteuert werden kann und somit weniger Mitarbeiter erfordert. Durch die Umstellung aller Angebote der Telekom auf die Internettechnologie (All-IP), die bis 2018 abgeschlossen sein soll, werden Tausende Stellen überflüssig. Diese Mitarbeiter müssen abgebaut oder anders eingesetzt werden.

Muss er er Mitarbeiter über Bord werfen?
Die starke Gewerkschaft drängt auf Letzteres. Eine Hoffnung dabei ist, so viele Mitarbeiter wie möglich für die nächsten Jahre im Ausbau der Netzinfrastruktur beschäftigen zu können.
Doch auch in einigen Büros gibt es Missstimmung. Unter dem Namen „Future Work“ will die Telekom eine neue Arbeitsumgebung schaffen, die sich stärker an den Bedürfnissen der Digitalisierung orientiert. Mehr Flexibilität, anderer Führungsstil, offene Büros und geteilte Schreibtische sind die Kernpunkte des Programms. Viele Punkte sind umstritten, wie zu hören ist. Schließlich ändere sich, so der Vorwurf, in den Büros der Vorstandsebene nichts.
Personalchef Illek muss in den kommenden Monaten und Jahren einen Weg finden, die Telekom agiler zu machen. Er kündigte bereits an, dass die Digitalisierung Stellen kosten werde. Sie würden im Zweifelsfall „sozialverträglich restrukturiert“. Diese Ankündigung hatte zu Diskussionen im Konzern geführt.
Doch sozialverträglicher Stellenabbau, wie er derzeit insbesondere bei der Tochter T-Systems läuft, ist teuer. 1,2 Milliarden Euro gab der Konzern 2015 für Personalmaßnahmen aus. Insgesamt beliefen sich die Kosten für das Personal auf 15,8 Milliarden. Mit der Tarifeinigung wurden betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2018 ausgeschlossen.