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Deutsche Telekom Was nun, Herr Obermann?

Schwerer Rückschlag für Telekom-Chef Obermann: Der milliardenschwere Verkauf von T-Mobile USA an AT&T ist endgültig geplatzt. Jetzt muss eine neue Lösung für die schwächelnde US-Tochter her. Die Zeit ist knapp.
20.12.2011 Update: 20.12.2011 - 12:52 Uhr 11 Kommentare
Rene Obermann, Chef der Deutschen Telekom. Quelle: ap

Rene Obermann, Chef der Deutschen Telekom.

(Foto: ap)

Bonn René Obermann hat alles versucht, um den Deal mit AT&T noch zu retten. Persönlich war der Telekom-Chef nach Washington gereist, um gemeinsam mit AT&T-Chef Randall Stephenson vor dem Kongress den Verkauf von T-Mobile USA an den amerikanischen Telekom-Riesen zu verteidigen. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel konnte Obermann mobilisieren, die laut Konzernkreisen bei US-Präsident Barack Obama kurz nach Bekanntgabe des Deals angerufen hat, um für das Geschäft zu werben. Alles umsonst.

Die Deutsche Telekom bleibt auf ihrer ungeliebten Mobilfunktochter T-Mobile USA sitzen. Der US-Branchenriese AT&T hat nach dem Widerstand der Wettbewerbshüter in Washington die 39 Milliarden Dollar (30 Milliarden Euro) schwere Übernahme abgeblasen. Es ist unklar, wie es nun mit T-Mobile USA weitergeht, dem viertgrößten Mobilfunkanbieter des Landes. Noch schwerer wiegt das Scheitern aber für Obermann und seine Telekom.

Und so kritisierte er die US-Aufsichtsbehörden am Dienstag scharf. Von Seiten der Wettbewerbshüter habe es „keine Unterstützung“ für ein Gelingen der Übernahme gegeben. „Bis zum Schluss war keine Bereitschaft zu erkennen, sich im Detail mit Zugeständnissen zu befassen.“ Es sei „nicht nachvollziehbar“, dass die Behörden eine Transaktion behindert hätten, die dazu beigetragen hätte, das Ziel einer flächendeckenden Ausstattung der USA mit mobilem Internet voranzutreiben.

Zwar erhält der Bonner Großkonzern von AT&T ein Trostpflaster in Höhe von drei Milliarden Dollar in bar plus Roaming-Rechte und begehrte Funkfrequenzen. Doch ursprünglich hatte die Telekom auf einen Erlös in Höhe von 25 Milliarden Dollar in bar und 14 Milliarden über einen Aktientausch gehofft.

Mit einem Teil des Geldbatzens sollten dann Verbindlichkeiten des Unternehmens um mindestens 13 Milliarden Euro verringert und für weitere fünf Milliarden Euro eigene Aktien zurück gekauft werden. Verglichen damit sind drei Milliarden ein Klacks - ganz abgesehen davon, dass sich die Telekom ja nicht nur wegen schrumpfender Kundenzahlen weitgehend aus dem US-Markt zurückziehen wollte, sondern vor allem auch wegen anstehender Milliardeninvestitionen. T-Mobile USA ist ein echter Problemfall.

„Ein harter Rückschlag für Obermann“

Und ein ähnlich potenter Käufer wie AT&T ist weit und breit nicht in Sicht, und selbst eine Kooperation mit dem nächstgrößeren Mobilfunkanbieter Sprint dürfte auf das Missfallen der Wettbewerbshüter stoßen, die gerne den Status quo beibehalten würden.

Immerhin verschaffen die Kompensationszahlungen von AT&T den Deutschen nun etwas Zeit für einen möglichen neuen Anlauf. Von zwölf bis 24 Monaten geht WestLB-Analyst Wolfgang Specht aus. Schafft es T-Mobile in der Zeit nicht, in diesem Zeitraum einen neuen Partner zu finden, werde das Geld knapp. Auf lange Sicht scheine es demnach unmöglich, T-Mobile USA alleine laufen zu lassen, sagte Specht der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Alles, was jetzt kommt, ist nur die zweitbeste Lösung”.

LBBW-Analyst Stefan Borscheid erwartet, dass die Telekom nun zügig mit der Suche nach einem neuen Partner beginnen dürfte. Optionen wären eine Netzwerkpartnerschaft mit Clearwire oder eine Zusammenarbeit mit dem drittgrößten US-Mobilfunker Sprint Nextel. Da die Telekom aber am liebsten den USA komplett den Rücken kehren wolle, ist auch ein Verkauf an Finanzinvestoren nicht ausgeschlossen, betonte der Marktexperte.

Ursprünglich wollte Obermann mit dem Verkauf werde die Position der Telekom in Europa stärken. „Wir können uns nun stärker auf den Ausbau der schnellen Netze in Europa und die Entwicklung moderner Internetprodukte konzentrieren”, hatte Obermann noch gesagt. Das ist nun vorbei.

Die Quittung an der Börse für die geplatzte Übernahme erfolgte prompt. Die Telekom-Papiere verloren am Dienstag im frühen frühen Handel zwischenzeitlich 1,6 Prozent und gehörten zu den schwächsten Werten im Dax. „Das ist ein harter Rückschlag für Telekom-Chef Obermann“, sagte ein Händler.

Telekom hält Dividendenversprechen

Dennoch rechnet die Telekom für das laufende Jahr weiter mit einem operativen Gewinn von 19,1 Milliarden Euro. Zudem hält der Konzern sein Dividendenversprechen aufrecht und will für dieses und nächstes Jahr jeweils 70 Cent pro T-Aktie an die Anteilseigner ausschütten. Größter Aktionär ist der Bund mit gut 30 Prozent.

Immerhin: Zeit genug hatten Obermann und Co, um sich auf das Aus des Deals  vorzubereiten. Die Hinweise darauf hatten sich in den vergangenen Wochen verdichtet. In den USA war das 39 Milliarden Dollar schwere Vorhaben auf massiven Widerstand gestoßen. So hatte das Justizministerium und jüngst auch noch die Telekommunikationsaufsicht FCC große Bedenken gegen den Deal geltend gemacht.

Ex-Telekom-Chef Ron Sommer hatte im Jahr 2000 den US-Anbieter Voicestream erworben und sich dabei hoch verschuldet. Der Kaufpreis für die dann in T-Mobile umbenannte neue Tochter wurde damals auf rund 28 Milliarden Dollar taxiert, ist aber wegen schwankender Aktienpreise nicht vergleichbar. Zudem steckte die Telekom in der Zwischenzeit viel Geld in das Netz. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten galt das US-Geschäft eine Zeit lang als Ertragsperle. Vor einigen Jahren wurde jedoch deutlich, dass es als Nummer vier im US-Markt schlicht an Größe fehlt, von der AT+T und der zweite Riese Verizon Wireless profitieren.

Vor dem US-Kongress hatte Obermann immer wieder betont, dass es zu einer Übernahme durch AT&T für seine US-Tochter keine attraktiven Alternativen gebe. Nun wird er wohl doch eine brauchen.

  • rtr
  • afp
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11 Kommentare zu "Deutsche Telekom: Was nun, Herr Obermann?"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • die Börse in Amerika spricht eine eindeutige Sprache
    alle Telcos in Amerika profitieren vom Betrug an der Deutschen Telekom mit dem geplatzten Deal.

  • Sie haben völlig recht. Ich habe mal die Zeit genommen um die DT genauer zu untersuchen. Die DT hat keine klare Strategie und ist viel zu diversifiziert.Offensichtlich ist da fundamental irgendwo nicht in Ordnung,denn was den Gewinn pro Aktie betrifft, erhöht sich in 2012 die Analystenzahl von21 auf 27.Auch die Londoner Börse und die Eurex sind finster.Auch der cashflow ist nicht in Ordnung.Die Zeit ist tatsächlich knapp und Goldman Sachs hat mal wieder mitvärhandelt.

  • und wieder mal wird ein deutsches Unternehmen von den USA betrogen.
    Nieder mit Amerika !!!!!!

  • Telecom ist nun einmal ein EX-Staatsverein. Man tut immer gut, Short zu gehen, wenn man bei dieser Firma über die bezahlten Medien die Kurse hoch gepuscht hat.

    Evtl kann man mit der DB über Shorts ähnlich gute Geschäfte machen.

    Auf Staatsfirmen ist wenigstens Verlass.

  • Seit wann weiß denn überhaupt der Mensch was richtig zu tu ist oder nicht? Ihr kritisiert, und das ist auch sehr viel einfacher als Entscheidungen zu treffen. Das Leben ist nun mal ein Spiel und genau wie im Lotto kann man falsch liegen. Aber das ist eben menschlich. Kritisieren ist einfach und handeln schwieriger. Wenn diese Aktion nicht zum erhofften Ergebnis gekommen ist, wird wohl etwas anderes anstelle dessen kommen. Das werden wir in der nahen Zukunft sehen. Aber das ist nun mal der Job der Journalisten alles kritisch(positiv,negativ) darzustellen. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass es tatsächlich so ist!

  • @ibmisout
    Richtig. Es war vielleicht 80 milliarden, Dollar oder Euro, egal. Eine gigantische Fehlentscheidung. Ist das nicht eine Veruntreuung von Firmengelder? Jetzt will keiner die Firma auch geschenkt haben. Wer muss es denn ausbaden? Natürlich, die Angestellten. Was für Putzfrauen und Kassiererinen gilt, muss auch für Manager gelten. Also Herr Sommer: Boni zurück.

  • wieviel millliarden hat der schwackkopf ron sommer, topperformer oberleistungsträger, damals bezahlt. Was ist unterm strich bei rausgekommen, nic für die kunden , mitarbeiter und aktionäre. Für die bosse fette gehäler, boni und abfindungen. Schluss damit !

  • Ihr Kommentar ueber die abbrechenden Verbindungen in NYC ist voelliger Bloedsinn. Man muss sich nur den richtigen Anbieter aussuchen. Nie habe ich - nicht mal in Deutschland - ein stabileres Mobilfunknetz als Verizon Wireless gehabt. Auch hier: man hat immer eine Wahl. AT&T oder T-Mobile USA ist eben keine gute.

  • Tja, da hat der Global-Player "Rene" die Ar...-Karte gezogen(!) ALs Telekom-Kunde, wundert man sich schon lange warum die Preise in Deutschland immer noch relativ hoch und die Leistung im Servicefall relativ bescheiden ist!
    .
    Aber man verbrennt sich ja lieber die Finger (und das Geld der Aktionäre) in den maroden USA und glaubt dort am "großen" Rad mitdrehen zu müssen...

    Reingefallen(!)
    Schuster bleib bei deinen Leisten....

  • To whom it may concern,
    die Deutsche Telekom hatte gestern an der Nasd,1,4% verloren.Ask und Bid sind eng gestellt.Da ist kein Problem. Aber der Chef sollte mal in Ruhe in der Weihnachtspause über die Sperrminorität nachdenken...

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