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Digitales Fundbüro Google für Fundsachen

Weil er seinen Rucksack verlor, gründete der Informatiker Markus Schaarschmidt ein zentrales Fundbüro im Internet. Es verlinkt mehr als 5,5 Millionen Einträge. Jetzt geht er mit seiner Geschäftsidee in die USA.
27.08.2017 - 18:16 Uhr Kommentieren
Der Gründer betreibt „das größte Fundbüro der Welt“. Quelle: Zentrales Fundbüro
Markus Schaarschmidt

Der Gründer betreibt „das größte Fundbüro der Welt“.

(Foto: Zentrales Fundbüro)

Düsseldorf Die besten Geschäftsideen entstehen aus der Not. Wie bei Markus Schaarschmidt. Der Informatiker hatte seinen Rucksack an einer Haltestelle in Frankfurt liegen lassen. Im Internet suchte er nach dem örtlichen Fundbüro – vergebens. Als er es schließlich auf anderem Wege gefunden hatte, erklärte dessen Leiter dem Verzweifelten, er solle jeden Tag anrufen, ob der Rucksack gefunden worden sei. Warum er nicht schriftlich den Verlust einmalig melden könne? Bloß nicht. Dann müsse das Büro ja Zehntausende Anfragen mit seiner Excel-Liste abgleichen. Das war 2015.

Dieses Erlebnis hat Schaarschmidt so geärgert, dass er beschloss, ein „Google für Fundsachen“ zu gründen. Im Internet gibt es verstreut bereits etliche Onlineportale mit Suchmeldungen und Gefundenem, darunter rund 3000 Kommunen im deutschsprachigen Raum.

„Wir führen alle Such- und Fundmeldungen aus dem Internet zusammen“, erklärt Schaarschmidt, Chef von Zentrales Fundbüro, das er 2015 mit dem Schulfreund und PR-Experten Antonio Vega gründete. Mittlerweile verlinkt die kostenlose Meta-Suchmaschine zu 5,5 Millionen Einträgen, auf einer Landkarte lokal sortiert. „Damit sind wir das größte Fundbüro der Welt“, scherzt der 34-Jährige.

Im Schnitt verliert jeder 1,24 Dinge im Jahr, ergab eine Studie des Cloudanbieters Mozy. Weniger als die Hälfte findet sie wieder. Der Wert eines verlorenen Gegenstands liegt im Schnitt bei 137,90 Euro, der ideelle Wert oft weit darüber. Wer beim Zentralen Fundbüro einen Suchauftrag eingibt, wird eine Woche kostenlos etwa über alle gefundenen Handys in einem Radius informiert. Für einen Monat kostet der Service 4,99 Euro, für drei Monate 6,99 Euro.

Laut Gesetz ist jeder verpflichtet, einen Fund zu melden, sonst ist das Unterschlagung. Unter Fundanzeige.de bietet Schaarschmidt eine kostenlose Online-Verlustmeldung ans Fundbüro. „Allerdings kann das Büro darauf bestehen, dass das Fundstück dort abgegeben wird.“

Geld verdient die digitale Fundzentrale mit einer Software für Verkehrsbetriebe, Hotels oder Fundbüros. Dank Bilderkennung reicht es, ein Foto der Fundsache zu machen. Gegenstand, Marke, Farbe oder Seriennummer werden automatisch registriert. „Das spart viel Zeit, denn meist werden Fundsachen händisch abgeglichen.“ (Für Firmen bis zu 1500 Fundsachen im Jahr ist die Software umsonst.) Derzeit finanziert sich das Start-up durch eine sechsstellige Summe eines Investors.

Die größten Einnahmen verspricht sich Schaarschmidt von seinem Versand- und Bezahlservice gefundener Gegenstände. Gerade hat sein Start-up, das sich international Haveitback.com nennt, einen wichtigen Kunden gefunden: Hallmark Aviation Services, die für Airlines an 16 US-Flughäfen unter anderem verlorenes Gepäck managen.

„Heutzutage ist es nervig und sehr aufwendig, am Flughafen überhaupt das richtige Fundbüro zu finden“, sagt Philipp Huber, Präsident von Hallmark. „Meist arbeiten diese mit Papier und Fax – Relikte aus dem letzten Jahrhundert.“ Lange suchte er nach einer Software mit Bilderkennung und fand sie bei Have it Back.com. Dieses Geschäftsmodell habe große Chancen und spare mindestens die Hälfte der Kosten. Für Huber ist dies ein „richtiger Game Changer“.

Den Kontakt zu Hallmark knüpfte Mitgründer Vega, der seit einem Jahr für Haveitback.com am German Accelerator im Silicon Valley teilnimmt. Gerade wurde das Frankfurter Start-up von StartX, dem renommierten Förderprogramm der Uni Stanford, aufgenommen. „Bald bin auch ich drei Monate in Kalifornien. Wir sind ganz aus dem Häuschen“, freut sich Schaarschmidt. Sorge, dort etwas zu verlieren, hat er nicht. „Auch wenn ich der beste Kunde unseres Fund-Portals bin.“

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