Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

EM-Sponsor Hisense „Bislang kennen uns noch viel zu wenig Kunden“

Hisense? Über diesen Namen dürften viele Fußballfans während der EM gestolpert sein. Im Interview spricht Lin Lan, Vizechef des chinesischen TV-Herstellers, über Expansionspläne, Kuka und seinen Turnierfavoriten.
07.07.2016 - 12:07 Uhr Kommentieren
Erstmals ist ein chinesischer Konzern Top-Sponsor einer Europameisterschaft. Quelle: AFP
Hisense-Werbung im EM-Viertelfinale

Erstmals ist ein chinesischer Konzern Top-Sponsor einer Europameisterschaft.

(Foto: AFP)

Peking Adidas, Coca-Cola, McDonald's: Üppige Sponsorenverträge bescheren dem europäischen Fußballverband Uefa zur Europameisterschaft Rekordeinnahmen von 400 Millionen Euro. Doch neben den bekannten Namen ist in diesem Jahr zu ersten Mal in der 56-jährigen Geschichte des Wettbewerbs ein Sponsor aus China dabei. Der staatliche Elektronikkonzern Hisense nutzt das Großereignis, um seine Produkte weltweit zu vermarkten. Vizechef Lin Lan sprach mit dem Handelsblatt, kurz bevor er mit dem Flugzeug zum Viertelfinale nach Frankreich aufbricht.

Her Lin, Hisense ist der erste chinesische Sponsor in der 56-jährigen Geschichte der EM. Was bringt Ihnen die EM-Werbung?
In China stehen wir sehr gut da. Seit dreizehn Jahren sind wir der führende Fernsehproduzent. Aber um zu überleben, können wir uns nicht nur auf China stützen. Wir müssen Hisense auch international als Marke etablieren. In Nordamerika erwirtschafteten wir im vergangenen Jahr bereits eine Milliarden Dollar. In Europa liegen wir noch bei 300 Millionen Dollar. Deshalb wollen wir gerade in Europa aufholen.

Wie viel haben Sie gezahlt?
Die Hauptsponsoren zahlen in der Regel etwa 50 Millionen Dollar. Wobei wir ein Gesamtpaket abgeschlossen haben. Wir werden auch Sponsor der Frauen-Fußball-Europameisterschaft sowie der Qualifikationsphase der Weltmeisterschaft sein. Den Gesamtbetrag kann ich Ihnen jedoch leider nicht nennen.

Seit Sommer 2014 sind Sie bereits Partner des Fußballclubs Schalke 04. Zahl sich die Fußball-Werbung für Sie aus?
Auf jeden Fall. Deutschland ist die wichtigste Volkswirtschaft in Europa. Fußball ist sehr beliebt. Und die Deutschen sind wählerisch. Deshalb werben wir sehr um unsere Kunden in der Bundesrepublik. Wir haben beispielsweise unsere Europazentrale von Belgien nach Düsseldorf verlagert.

„Wir müssen Hisense auch international als Marke etablieren.“ Quelle: Hisense
Konzernvize Lin Lan

„Wir müssen Hisense auch international als Marke etablieren.“

(Foto: Hisense)

Schlägt sich das in den Absatzzahlen nieder? Hisense ist als Marke bislang wenig bekannt in Europa.
Ja. Im Vorfeld der EM gingen unsere Verkaufszahlen im Jahresvergleich um rund ein Drittel nach oben. Sie haben Recht, bislang kennen uns noch viel zu wenig Kunden in Europa. Deshalb hoffen wir auf die Wirkung der EM. Den größten Einfluss erwarten wir aber nach der Meisterschaft. Dann werden viel mehr Kunden etwas mit dem Namen Hisense verbinden.

Hisense ist auf globaler Einkaufstour. Hat sich der Kauf des amerikanischen TV-Geschäfts von Sharp gelohnt?
Das war einer der besten Deals, die wir jemals gemacht haben. Die Marke Sharp hatte einen guten Ruf in Nordamerika, aber war unter Druck geraten. Jetzt kombinieren wir das Ansehen von Sharp mit unserer Technologie. Die Qualität beleibt gleich, aber wir können modernere Ansätze bieten. Hisense ist jünger. Das zahlt sich aus.

In Deutschland kooperieren Sie seit 2013 mit dem gebeutelten Fernseherbauer Loewe. Was hat Hisense von der Zusammenarbeit?
Sehr viel. Wir sind von Partnern zu Freunden geworden. Wir arbeiten sehr eng mit den neuen Eigentümern zusammen.

Einige chinesische Firmen kaufen derzeit kurzerhand ihre Kooperationspartner, wie etwa Midea und der Roboterbauer Kuka. Wollen Sie Loewe übernehmen?
Das ist ein heikles Thema. Derzeit sind beide Unternehmen sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit. Auf kurze Sicht, sehen wir keinen Grund, daran etwas zu ändern.

Und auf lange Sicht?
Es gab bereits mehrere Ansätze, die diskutiert wurden. Eine Übernahme wurde mehrfach erwogen. Solche Pläne sind noch nicht vom Tisch, aber spielen derzeit keine Rolle. Trotz aller Schwierigkeiten geht es den Deutschen mittlerweile gut. Es ist hervorragend, wenn zwei Firmen gemeinsam gut wachsen können. Das ist unsere Priorität.

Midea ist auf politischen Widerstand mit dem Übernahmeangebot für Kuka gestoßen. Sind chinesische Firmenkäufe in Europa schwieriger geworden?
Das sehe ich nicht. Übernahmen machen nur Sinn, wenn beide Seiten profitieren können. Viele chinesische Firmen können ein gutes Marktumfeld bieten. Sie sind auf bessere Technologie angewiesen. Für erfolgreiche Übernahmen müssen sie aber einen guten Preis zahlen. Aber kaufen ist einfach, Integration ist schwierig.

Hat Midea sein Angebot gut genug überdacht? Hätten sie vorsichtiger vorgehen müssen?
Über den Deal kann ich mich nicht im Detail äußern. Generell gilt, dass die Integration die schwierigste Phase ist. Hier können andere Kulturen aufeinanderstoßen. Deshalb sind wir bei Hisense sehr vorsichtig bei Firmenkäufen.

Im Gegensatz zu Midea ist Hisense ein Staatsunternehmen. Gerade in Europa gibt es Vorbehalte gegen chinesischen Staatskapitalismus. Schränkt das Ihren Spielraum ein?
Wir sind nicht wie Staatsfirmen im Stahl- oder Ölsektor. Der Markt für Haushaltsgeräte oder Fernseher ist völlig offen. Angebot und Nachfrage bestimmen das Geschäft. Die Regierung schränkt uns nicht ein. Der Staat ist zwar unser größter Anteilseigner, aber wir steuern das Unternehmen.

Gibt es Pläne, Hisense in näherer Zeit zu privatisieren?
Die Entscheidung liegt bei der Zentralregierung. Es gibt viele Diskussionen. Wir sind ein hochprofitables Unternehmen. Im vergangenen Jahr konnten wir mehr als eine Milliarde US-Dollar an Gewinn ausweisen. Eine Privatisierung wäre teuer.

Aber wären Sie nicht lieber ein Privatunternehmen statt weiter in Staatshand?
Das Geld müssten wir erstmal aufbringen können. Eine Privatisierung wäre sehr teuer.

Auf dem TV-Markt sind sie zur Nummer Drei hinter Samsung und LG aufgestiegen. Mit ihrem Marktanteil von sechs Prozent ist die Lücke zu den Spitzenplätzen sehr groß. Wie wollen Sie aufholen?
Keine Frage, Samsung und LG haben einen großen Vorsprung. Samsung beansprucht knapp ein Drittel des Weltmarktes, bei LG ist es rund ein Fünftel. Dafür dominieren wir China. Der Erfolg in der Heimat beflügelt auch unser internationales Geschäft. Der TV-Markt verändert sich sehr schnell. Mittlerweile ist die Mehrzahl der verkauften Fernseher „smart“. Wir setzen ganz bewusst auf die Märkte in Nordamerika und Europa. Denn wer dort gewinnen kann, kann auch den Rest der Welt überzeugen.

Aber Ihre neuen Forschungszentren errichten Sie in Israel und Japan. Wieso?
Wir haben auch ein Forschungszentrum in Düsseldorf. Mit den neuen Zentren setzen wir auf globale Innovation. Israel hat einen hervorragenden Ruf in technologischer Innovation. Japan ist ein ganz besonderer Markt mit besonderen Ansprüchen. Wir wollen bei unserer globalen Forschung die Vorzüge aller Regionen vereinen.

Zum Abschluss noch eine Frage zum Fußball: Welcher Mannschaft drücken Sie die Daumen?
Wir sind ja Sponsor von FC Schalke 04. Und im deutschen Kader sind ja auch Jungs aus Schalke dabei. Daher fiebere ich bei der Europameisterschaft mit der deutschen Nationalmannschaft.

Herr Lin, vielen Dank für das Interview.

Startseite
Mehr zu: EM-Sponsor Hisense - „Bislang kennen uns noch viel zu wenig Kunden“
0 Kommentare zu "EM-Sponsor Hisense: „Bislang kennen uns noch viel zu wenig Kunden“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%