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Expansion in den USAInfineon im Tal der Technik
Der Kauf des Rivalen IR hat Infineon im Silicon Valley manche Tür geöffnet. Der Dax-Konzern ist auch in den Besitz einer Chipmanufaktur gelangt, die den Zugang zum Innersten der US-Rüstungsbranche bietet – und zur Nasa.
In den Fahrzeugen stecken jede Menge Chips des Münchener Konzerns Infineon.
(Foto: AFP)
San Francisco/Los Angeles Es ist der 20. August 2014. Den ganzen Tag über verbreiten die Nachrichtenagenturen Gerüchte, Infineon stehe vor einem ganz großen Deal. Früher als geplant entschließt sich Reinhard Ploss daraufhin am späten Nachmittag, an die Öffentlichkeit zu gehen: Der Chef des Münchener Chipherstellers verkündet die drei Milliarden Dollar schwere Akquisition des amerikanischen Rivalen International Rectifier (IR). Es ist die mit Abstand bedeutendste Übernahme in der Geschichte des Konzerns.
Genau ein Jahr später in der ehemaligen Zentrale von IR in El Segundo, am südlichen Stadtrand von Los Angeles: Ploss hat einige seiner wichtigsten US-Manager versammelt und zieht Zwischenbilanz. „Wir haben zwei Kulturen in einer Company vereint“, sagt der Unternehmenslenker zufrieden. Die Amerikaner probierten gern einfach einmal aus, während die Deutschen eher langfristige Strategien verfolgten. Beides unter einem Dach zu haben sei eine erfolgversprechende Kombination.
Was Ploss nicht sagt, aber mindestens genauso wichtig ist: Der 59-Jährige hat zum richtigen Zeitpunkt eingekauft. Ein paar Monate später – und Infineon wäre womöglich selbst geschluckt worden. In der Chipbranche tobt seit Jahresbeginn eine gigantische Übernahmeschlacht: Gerade ist der Infineon-Rivale NXP dabei, sich für zwölf Milliarden Dollar Freescale einzuverleiben, ebenfalls ein Wettbewerber der Münchener. Im Frühjahr hat Branchenriese Intel bereits Altera für 14 Milliarden Dollar gekapert, Avago kauft Broadcom für 37 Milliarden. Wer nicht frisst, der wird gefressen.
Infineon profitiert vom Wagemut
Mit IR hat sich Infineon rund 900 Millionen Euro Umsatz gesichert, das wäre schon Grund genug für die Akquisition gewesen. Denn angesichts gigantischer Forschungs- und Entwicklungsausgaben ist Größe in der Chipbranche wichtig.
Doch noch etwas zieht den fränkischen Ingenieur Ploss an die amerikanische Westküste: Der Firmenlenker will näher ran an die Technologie-Vorreiter in Kalifornien. Seit der IR-Übernahme beliefert Ploss etwa im großen Stil den Elektroauto-Pionier Tesla. Mehrere Hundert Chips der Deutschen stecken jetzt in jedem Flitzer der Marke aus dem Silicon Valley.
Am Kunden Tesla zeigt sich, wie unterschiedlich IR und Infineon waren und warum Ploss auf den Mix der Kulturen setzt. „Wir haben schon früh Tesla-Gründer Elon Musk zugehört – im Gegensatz zu den anderen Halbleiterherstellern“, erläutert Henning Hauenstein, bis zur Übernahme durch Infineon der Auto-Chef von IR.
Die größten Chiphersteller
Chips stecken in immer mehr Geräten – vom Auto bis zur Smartwatch. Deswegen wächst die Nachfrage. Nach Einschätzung der Marktforschungsfirma Gartner erreichte der weltweite Umsatz mit Halbleitern 2013 rund 315 Milliarden Dollar, ein Plus von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Intel ist und bleibt die Nummer 1. Der US-Konzern hielt 2013 nach Angaben von Gartner 15,4 Prozent Marktanteil. Der Umsatz sank allerdings um 1 Prozent auf 48,6 Milliarden Dollar, vor allem wegen des schrumpfenden PC-Marktes.
Samsung ist für seine Smartphones und Fernseher bekannt, doch der südkoreanische Konzern ist auch der zweitgrößte Chiphersteller mit einem Marktanteil von 9,7 Prozent. In den letzten Jahren wuchs Samsung rasant, nicht zuletzt dank des steigenden Bedarfs an Speicherbausteinen (DRAM und NAND). Der Umsatz: 30,6 Milliarden Dollar, ein Plus von 7 Prozent.
Der US-Hersteller Qualcomm profitiert vom Smartphone-Boom, mit seinen Prozessoren für die mobilen Geräte sowie mit Komponenten für den Datenturbo LTE steigerte er seinen Marktanteil auf 5,5 Prozent. Umsatz: 17,2 Milliarden Dollar.
Mehrere andere Unternehmen machen mit Halbleitern zweistellige Milliardenumsätze: SK Hynix aus Südkorea, Toshiba aus Japan sowie Micron und Texas Instruments aus den USA.
Die großen Chipproduzenten ließen das Start-up Tesla anfangs links liegen – zu vermessen erschien ihnen das Unterfangen. „Unser Instinkt hingegen hat uns gesagt: Da ist was dran“, erinnert sich Hauenstein. Heute profitiert Infineon von dem Wagemut, längst ist Tesla ein relevanter Kunde.
Im Innersten der US-Rüstungsbranche
Hauenstein hat das Autogeschäft von IR aufgebaut und ist nach der Übernahme an Bord geblieben, so wie 40 der 50 Topmanager des US-Unternehmens. Für Infineon ist das entscheidend, um den Zugang zu den amerikanischen Kunden zu behalten. „Die Teams passen exzellent zusammen“, betont Hauenstein.
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