Facebook-Chef Mark Zuckerberg Der Eroberer der neuen Welt

umIn seinem Kleiderschrank hängen – fein aufgereiht – lauter graue T-Shirts. Zumindest laut eines Facebook-Posts.
Es sei lustig, postet Mark Zuckerberg am Mittwoch auf seiner Facebook-Seite, es würden genauso viele Menschen Facebook nutzen wie insgesamt vor 100 Jahren auf dieser Erde lebten: 1,7 Milliarden. „Lustig“ ist im Grunde nicht das richtige Wort für den Siegeszug des 2004 gegründeten sozialen Netzwerks aus dem Silicon Valley. Imponierend würde es viel besser treffen. Doch Zuckerberg, den das „Time Magazine“ bereits 2010 zur „Person des Jahres“ kürte und der angeblich der sechstreichste Mensch der Welt ist, stapelt lieber tief. So, als würde er den eigenen Erfolgen nicht trauen.
Tatsächlich steuert der 32 Jahre alte Gründer und Chef des IT-Konzerns sein Unternehmen unaufhaltsam an die Spitze der Wirtschaftswelt. Die Zahlen für das zweite Quartal 2016 sind der neueste Beleg für Zuckerbergs Welteroberungsstreben: Der Umsatz stieg um 59 Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar, der Nettogewinn verdreifachte sich auf 2,1 Milliarden Dollar. „Unsere Community und unser Geschäft hatten ein weiteres gutes Quartal“, meinte Zuckerberg.
Facebook scheint auf den ersten Blick eine nette Community zu sein, in der sich die Nutzer gegenseitig Fotos ihrer Urlaubsdomizile, ihrer Joggingrouten, ihrer heranwachsenden Kinder zeigen. Ein falscher Eindruck, Facebook ist ein professionell gemanagtes Unternehmen, es verdient am Mitteilungsbedürfnis und der freundschaftlichen Beziehungen seiner Nutzer kräftig mit. Konsequent lenkt Zuckerberg sein Reich in Richtung Reklamemaschine. Als er Facebook 2012 an die Börse brachte und der Aktienkurs zunächst schwächelte, hieß es, Zuckerberg habe kein Rezept für die nahende mobile Revolution. Das nagte am Ego. Doch es dauerte nicht lange, und Facebook kam mit den ersten Lösungen um die Ecke.
„Facebook geht weg von den Fanseiten hin zu zielgerichteter Werbung“, sagt Franziska von Lewinski, Digitalvorstand der Beratung Fischer-Appelt. Der Vertrieb von Facebook sei inzwischen komplett auf Werbeanzeigen ausgerichtet, sagt sie. Die früher propagierte große organische Reichweite, die über Fanseiten erreicht wurde, büße an Aufmerksamkeit ein. Das in der Werbung angebotene Targetting, das zielgerichtete Ansprachen überhaupt möglich macht, sei eine ausgesprochene Spezialität von Facebook. „Keiner sonst hat derart ausgefeilte Nutzerprofile.“
Zuckerberg selbst macht es vor: Wenn er joggt, begleitet ihn manchmal sein Hund Beast, dessen langes Fell beim Laufen im Wind weht. Wenn der Facebook-Gründer seinen Kleiderschrank öffnet, können seine Fans die eintönigen grauen T-Shirts zählen, die dort fein aufgereiht hängen. Und wenn sein erstes Kind geboren wird, seine Tochter Max im Dezember 2015, ergießt sich ebenfalls eine Batterie an Babyfotos über das Netzwerk.
Alles inszeniert. Wer meint, dabei der Person Zuckerberg näherzukommen, der irrt. Der Firmenchef schafft sich seine eigene, zensierte Identität. So wie jeder andere der mittlerweile 1,7 Milliarden Facebook-Nutzer auch.
Zuckerberg hat ein feines Gespür für die Zeichen der Zeit. Als die ersten Kritiker davor warnten, Facebooks Nutzergemeinde würde überaltern, kaufte er erst den hippen Bilderdienst Instagram, dann den Kurznachrichtenspezialisten WhatsApp und hat sie sich damit alle einverleibt: die jungen Netzwerke, die jungen Nutzer. Sein Privatvermögen brachte er 2015 – politisch korrekt – in einer Stiftung unter. 99 Prozent seiner Facebook-Aktien, die damals 45 Milliarden Dollar wert waren, gehen mittelfristig in die „Chan-Zuckerberg-Initiative“, benannt nach ihm und seiner Frau Priscilla Chan. Er tut wirklich viel – auch für seinen guten Ruf.
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