Facebook-Investor Peter Thiel „Unser größtes Problem ist die politische Korrektheit“

Der Investor zählt zu den frühen Förderern von Facebook.
Wien Wenn Wien den weltweit berühmtesten Internetinvestor ehrt, dann spart die Donaumetropole nicht mit Opulenz. Der Prunk des Palais Liechtenstein, dem spektakulären barocken Wiener Prachtbau, ist dem nüchternen Peter Thiel eigentlich fremd. Doch der berühmteste Investor des Silicon Valley hatte einen guten Grund, aus San Francisco in die österreichische Hauptstadt zu reisen. Ihm wurde dort der Hayek Lifetime Achievement Award – benannt nach dem österreichischen Ökonomen Friedrich August von Hayek – für seine Verdienste um eine freie Gesellschaft verliehen.
Der in Frankfurt geborene Internetmilliardär hatte nicht nur das elektronische Bezahlsystem PayPal gegründet, sondern ist Investor und Aufsichtsrat von Facebook und gründete den milliardenschweren US-Konzern Palantir, der Datenanalyse für Geheimdienste betreibt.
Thiel war offenbar vorgewarnt, welcher Rahmen für seine mit Spannung erwarteten Rede vorgesehen war. Denn der ansonsten lässig auftretende, deutschstämmige Internetunternehmer kam in schwarzem Anzug mit pechschwarzer Krawatte – ein ungewohntes Bild.
Der heute weltweit führende Investor der digitalen Wirtschaft hatte für Europa eine besondere Botschaft mitgebracht. Vor Studenten in Wien kritisierte er die Trägheit und die Selbstgefälligkeit ganzer Staaten. In seiner auf Deutsch gehaltenen Rede sagte der vielbeschäftigte Finanzier von Start-ups: „Wir haben in einigen Branchen viel zu wenig Fortschritt beobachten können: Beispielsweise im Energiebereich, in der Raketentechnik oder auf dem Gebiet der Biotechnologie. Diese Sektoren blieben zurück, weil die Gesellschaft Angst vor Wandel hat – die Menschen sehen nur die negativen Aspekte von technischem Fortschritt, denken aber nicht an die potenziellen Vorteile.” Es gebe eine Tendenz, jegliche wirtschaftliche Innovation im Keim zu ersticken, sagte der 48-jährige Amerikaner.
Seinen jungen Zuschauern, viele darunter selbst Internetunternehmer, empfahl er, einen unorthodoxen Weg zu suchen. „Unser größtes Problem ist die politische Korrektheit. Das gilt auch im Bereich der Innovationen“, sagte Thiel.
Obwohl er in den USA Parteien wie die Republikaner oder auch die rechtspopulistische Tea Party unterstützt, hatte Thiel für die Politiker nur Kritik übrig. „Regierungen werden zu einer reaktionären Kraft“, warnte Thiel vor 200 Gäste des Hayek-Instituts. „In der entwickelten Welt denken die Leute, dass sie ihr Ziel bereits erreicht haben. Das ist der Grund, warum Stagnation hauptsächlich in den Industriestaaten zum Problem wird.“
Der Förderer des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg kritisierte in Wien den globalen technologischen Stillstand. „Uns wurden fliegende Autos versprochen – stattdessen geben wir uns mit 140 Zeichen für moderne Kommunikation zufrieden“, merkte der Investor aus San Francisco in Anspielung auf den Kurznachrichtendienst Twitter ironisch an. Er fordert weniger Regulierung durch den Staat, um Innovationen nicht zu hemmen.
Was das nächste „big thing“ im Internet sei, konnte oder wollte Thiel nicht verraten. „Ich bin kein Prophet“, sagte er. Doch das Handwerkzeug eines guten Start-ups hatte der charismatische Unternehmer doch parat: „Die Eigenschaften eines guten Unternehmensgründers sind eine herausragende Idee, eine ausgeklügelte Strategie und ein durchdachter Geschäftsplan.“ Am Ende seiner Dankesrede gab es stehenden Applaus.