Fehlinterpretation CNN blamiert sich bis auf die Knochen
Düsseldorf Es ist eine komplizierte Entscheidung, die der Oberste Gerichtshof in den USA zu einem Kernvorhaben von US-Präsident Barack Obama am Donnerstag veröffentlicht hat. In den ersten Minuten ist vielen Berichterstattern unklar, wie das Ergebnis zu deuten ist, doch der Nachrichtensender CNN wagt eine rasche Interpretation. „Ich möchte Ihnen die Breaking News überbringen, (...) dass die individuelle Pflichtversicherung nicht gültig ist (...) der zentrale Bestandteil dieses Gesetzesvorhaben“, so die Reporterin um 10.07 Uhr Ortszeit vor den Stufen des Gerichtsgebäudes.

Die Falschmeldung auf der Internetseite des Nachrichtensenders CNN.
Eine klare Niederlage für Obama sei die Entscheidung, die mit einer denkbar knappen Mehrheit von 5 zu 4 Stimmen getroffen wurde, heißt es später. Einziges Problem daran: Die Interpretation ist falsch. Zu Beginn ist nicht nur CNN auf der falschen Fährte, wie zahlreiche über den Kurznachrichtendienst Twitter verbreitete Meldungen amerikanischer Medien belegen - die teilweise jedoch im Laufe der späteren Berichterstattung nachträglich gelöscht wurden.
Doch bei CNN läuft die Falschmeldung eben auch über den Sender. Die Fehlinterpretation kommt zu einer denkbar ungünstigen Zeit für das Flaggschiff des Medienkonzerns Time Warner. Die Quoten auf dem US-Markt purzelten zuletzt auf den niedrigsten Wert seit 21 Jahren. Durchschnittlich 319.000 Zuschauer schalteten im zweiten Quartal des Jahres den Sender an.
Damit liegt der Sender weit jenseits des Werts des konservativen Senders Fox News (1,79 Millionen) und auch hinter dem des eher links ausgerichteten Nachrichtenkanals MSNBC (689.000). Im Live-Programm entschuldigte sich Moderator Wolf Blitzer wenig später für die Falschmeldung.
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Ein schwacher Trost dürfte sein, dass auch Fox News nicht unbedingt besser gelegen hat. Denn auch dort war zeitweise davon zu lesen und zu hören, dass ein entscheidender Teil der Gesundheitsreform gescheitert sei - und eben nicht in einer anderen Variante durchaus zugelassen.
Nachtrag 20.30 Uhr: Die Washington Post hat den Teil der CNN-Berichterstattung haarklein analysiert.
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