Fußball-Business Englische Clubs ziehen sich nach Protesten aus Super League zurück – Macher wollen Pläne überdenken

Lautstarker und eindringlicher Protest gegen die Super-League-Pläne.
London, Düsseldorf Die Macher der Super League wollen ihre Pläne nach dem Rückzug der englischen Clubs „überdenken“. Das geht aus einer Mitteilung hervor, über die unter anderem die US-Nachrichtenagentur AP in der Nacht zum Mittwoch berichtete. „Angesichts der aktuellen Umstände werden wir die am besten geeigneten Schritte zur Neugestaltung des Projekts überdenken und dabei stets unser Ziel im Sinn haben, den Fans die bestmögliche Erfahrung zu ermöglichen und dabei die Solidaritätszahlungen für die gesamte Fußballgemeinschaft zu erhöhen“, hieß es demnach.
Die englischen Clubs haben sich am Dienstag von den Plänen für eine europäische Fußball-Super-League abgewendet. Zunächst hatte Manchester City seinen Rückzug erklärt, dann folgten Meister FC Liverpool, Manchester United, Tottenham Hotspur und der FC Arsenal. Als letzter Club machte der FC Chelsea des deutschen Trainers Thomas Tuchel diesen Schritt in der Nacht zu Mittwoch in einer Stellungnahme auf der Homepage offiziell.
Chelsea-Fans, die sich zum Protest gegen die Super-League-Pläne vor dem Stadion Stamford Bridge in London versammelt hatten, feierten bereits, wie auf Videos in sozialen Netzwerken zu sehen war.
Die spanischen Clubs FC Barcelona und Atlético Madrid sollen ebenfalls vor dem Rückzug stehen, berichteten Medien. Gerade die Katalanen hatten das Projekt in der Vergangenheit stets abgelehnt, sich letztlich unter Verweis auf die finanzielle Lage doch für für eine Teilnahme entschieden. Nun will der Club nach spanischen Medienberichten vorher seine Mitglieder fragen.
Auch Inter Mailand bereite laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA seinen Absprung vor. „Das Super-League-Projekt in seiner jetzigen Form ist für Inter nicht mehr von Interesse“, zitiert ANSA eine mit der Angelegenheit vertraute Person aus Vereinskreisen.
Vorstandschef von Manchester United tritt zurück
Ed Woodward hat seinen Rücktritt als Vorstandschef des englischen Fußball-Rekordmeisters Manchester United angekündigt. Wie der Club am Dienstagabend mitteilte, wird Woodward zum Jahresende seinen Posten räumen. Unklar ist allerdings, ob die Ankündigung des 49-Jährigen in direktem Zusammenhang mit dem sich anbahnenden Aus der Super League steht. Aus Vereinskreisen hieß es, es gebe keine Verbindung mit den Super-League-Plänen und der Schritt sei einvernehmlich.
Englische Fußball-Clubs ziehen Teilnahme an „Super League“-Projekt zurück
Zuvor hatten auch Anhänger von United massive Kritik an den Plänen des Clubs geäußert, sich an der Super League als Gründungsmitglied zu beteiligen. Auch der legendäre Trainer Sir Alex Ferguson hatte sich gegen die Vorstandspläne gestellt. „Eine Super League würde sich von 70 Jahren europäischen Fußballs abwenden“, sagte Ferguson. Der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger mit dem FC Aberdeen sei für ihn wie „die Besteigung des Mount Everest“ gewesen.
Chelsea und die Vereine aus Manchester gehören zu sechs englischen Vereinen, die sich zur Gründung einer Super League bekannt hatten. Sie wollten damit der Champions League der Europäischen Fußball-Union Uefa Konkurrenz machen. Die Teilnahme an dem neuen Wettbewerb sollte dabei bis auf wenige Plätze einem Kreis weniger Top-Vereine dauerhaft vorbehalten sein. Die Pläne stoßen jedoch auf breiten Widerstand bei Fans, Politik und Verbänden.
Den Protesten in England haben sich viele prominente Fürsprecher angeschlossen, auch aus den Vereinen selbst. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp forderte ein Vieraugengespräch mit der Vereinsspitze und lehnte einen Liga-Beitritt offen ab. Auch City-Trainer Pep Guardiola sprach sich gegen das Vorhaben seiner Clubbosse aus. Harsche Kritik kam zudem von aktiven Nationalspielern, dem britischen Kronprinz William sowie Premier Boris Johnson.

Der englische Nationalspieler beim Aufwärmen vor Brightons Spiel gegen Chelsea. Der Protest ist klar.
Der FC Bayern München und Borussia Dortmund wurden als deutsche Teilnehmer gehandelt. Beide Clubs erteilten dem jedoch eine Absage, auch RB Leipzig bekundete, kein Interesse zu haben. Selbst Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) rügte die Pläne einer exklusiven Liga für die Spitzenverdiener im europäischen Fußball.
Zuvor hatten die 55 Nationalverbände der Europäischen Fußball-Union Uefa haben sich mit einem gemeinsamen Beschluss gegen die neue Super League und deren Initiatoren gewandt. „Wir sind der europäische Fußball, sie sind es nicht“, sagte Uefa-Präsident Aleksander Ceferin gegen Ende des Uefa-Kongresses am Dienstag. „Wir bleiben standhaft, widerstehen und werden dagegen vorgehen.“ Die Wortwahl wurde ohne Gegenstimmen als Erklärung angenommen.
Ceferin betonte, die Super League sei von einem „egoistischen Clan“ ins Leben gerufen worden, der sich nicht um den Fußball schere.
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