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Gauland-Satire Bei Sixt ist Werbung Chefsache

Der Autovermieter Sixt provoziert gerne mit seiner Werbung. Seit Montagabend kursiert nun ein neues Motiv mit Alexander Gauland – das Motiv ist schon am Tag eins ein großer Erfolg. Was hinter den Kampagnen steckt.
07.06.2016 Update: 07.06.2016 - 13:44 Uhr
Der Firmenchef prüft die Werbemotive persönlich. Quelle: dpa
Erich Sixt

Der Firmenchef prüft die Werbemotive persönlich.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Dieses Mal ist es Alexander Gauland. Der Vizechef der AfD ziert das neue Werbeplakat des Münchener Autovermieters Sixt. Unter seinem Gesicht mit versteinerter Miene steht der süffisante Spruch: „Für alle, die einen Gauland in der Nachbarschaft haben. (Jetzt einen günstigen Umzugs-LKW mieten unter sixt.de)“. Im Hintergrund wartet ein weißer Truck, um die Habseligkeiten verstörter Gauland-Nachbarn in sich aufzunehmen.

Sixt ist bekannt dafür, prominente Politiker, Manager oder Gewerkschaftler als Werbegesichter auszuleihen. Dabei geht der Autovermieter alles andere als sanft mit ihnen um. Gauland ist ins Sixt-Werbevisier geraten, weil er mit seiner Äußerung über Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ („Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut, aber wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben“) für große Empörung, neudeutsch Shitstorm, gesorgt hatte. In den sozialen Medien entbrannte eine Solidarisierungswelle für Boateng. Am Ende war es Gauland, den man nicht mehr als möglichen Nachbarn haben wollte.

Für die Sixt-Kampagne, die seit Montagabend in den sozialen Medien wie Facebook und Twitter kursiert und außerdem in Tageszeitungen erscheint, war die Zustimmung – man ahnt es – ausgesprochen groß. Mehr als 26.000 Likes innerhalb von 14 Stunden erzielte das Motiv auf der firmeneigenen Facebook-Seite. „Super“, „klasse“, „großartig“ –  auch auf Twitter überschlugen sich die Sixt-Werbefans mit begeisterten Kommentaren. Selbst die AfD-Spitze reagierte mit einem Augenzwinkern: „Humor für Leute mit Humor“, schrieb Parteisprecher Christian Lüth bei Twitter.

Ein Gauland als Nachbar? Lieber umziehen!
Sixt-Werbung mit Alexander Gauland
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„Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben“, zitierte die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ AfD-Politiker Alexander Gauland. Jérôme Boateng erlebte danach zahlreiche Solidaritätsbekundungen – sogar Politiker wie Sigmar Gabriel oder die Bundeskanzlerin schalteten sich ein. Nun mischt auch Sixt mit und nimmt Gauland auf die Schippe. Mehr zu der Kampagne.

(Foto: Sixt)
2014: GDL
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„HDGDL, GDL“ - mit dieser leicht ironischen Botschaft bedankt sich der Autovermieter Sixt für den Bahnstreik. Das Buchstabenkürzel „HDGDL“ steht in der Sprache von SMS und Whatsapp für „Hab' dich ganz doll lieb“, die Abkürzung GDL steht für die Gewerkschaft der Lokführer, die am Wochenende die Deutsche Bahn bestreikt hat. Der Streik hat bei vielen Reisenden für Unmut gesorgt - und das Geschäft bei Autovermietern und Fernbussen angekurbelt.

(Foto: PR)
2014: Roberto Blanco
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Zuletzt warb beispielsweise der Schlagersänger Roberto Blanco in einem vielbeachteten Internet-Musikvideo für Cabrios von Sixt. Ironischer Titel des Songs: „Ein bisschen Spar'n muss sein“. Darin macht sich der Schlagersänger selbstironisch über den Unterhaltsstreit mit seiner Ex-Frau lustig. Textbeispiele: „Goldene Uhren, riesiger TV - ich habe alles verloren, nur wegen meiner Ex-Frau.“ Nebenbei ständig im Bild: Der Schriftzug des Münchener Autovermieters.

2001: Angela Merkel
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Auch die Kanzlerin hat schon Erfahrung mit den hämischen Werbern von Sixt und ihren Cabrios gemacht: Im Jahr 2001 lästerte der Autovermieter über die Frisur der damaligen CDU-Bundesvorsitzenden Angela Merkel – und ließ ihr die Haare zu Berge stehen.

(Foto: picture-alliance)
2007: Matthias Reim
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Ein weiterer Pleitegeier, den Sixt für die Werbung nutzte: Schlagersänger Matthias Reim machte 2007 Schlagzeilen mit seiner Finanzmisere - und war sich kurz darauf nicht zu schade, sich selber und einen seiner Mega-Hits an Sixt zu verkaufen. Titel: "Verdammt, ich hab nix"

(Foto: PR)
2007: Gibsnisch!
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Mit einem fiktiven Konkurrenten schickte der Autovermieter auch die eigenen Kunden schon in die Irre. Slogan: Günstiger als bei Sixt gibsnisch!

(Foto: Jung von Matt)
WM
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Das WM-Aus der Italiener würde von Sixt mit gewohnter Häme kommentiert: Mit einem Tritt mitten in die Männlichkeit warb Sixt für schnelle Cabrios.

(Foto: pr)

Nicht nur Gauland, auch viele andere Personen wurden von Sixt bereits durch den Kakao gezogen. Erfinder der provokanten Werbung ist die Hamburger Werbeagentur Jung von Matt. Als sie sich 1991 formierte, war Sixt ihr Gründungskunde. In den Folgejahren war die Entwicklung der Werbemotive stets Chefsache: von Firmenchef Erich Sixt und von Jean-Remy von Matt, dem Kreativchef der Agentur.

Einer der Höhepunkte war die Anzeige aus dem Jahr 2001 mit der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel, die in einem Cabrio abgebildet wurde, dazu der Spruch: „Mieten Sie sich ein Cabrio“. In Anspielung auf Merkels langweilige Frisur hatten die Werber eine Fahrt im offenen Auto angeregt, quasi statt Friseurbesuch, um ihre Haare in Schwung zu bringen. Auf dem Foto strebten Merkels Haarsträhnen wie lodernde Flammen gen Himmel.

Merkel ging nicht zum Anwalt, obwohl die Anzeige ihr wenig schmeichelte. Im Grunde aber dürfen Kreative niemanden ungefragt für ihre Werbezwecke einspannen. Es sei denn, es sind Themen, die gerade in der Öffentlichkeit diskutiert werden. So hatte Sixt beispielsweise nach dem Rückzug von SPD-Finanzminister Oskar Lafontaine aus der Politik ein Foto des Bundeskabinetts abgebildet und darin seine Person durchgestrichen. Lafontaine scheiterte mit seiner Klage auf Schadensersatz. Es gab sogar ein Grundsatzurteil: grünes Licht für die satirische Darstellung von Personen der Zeitgeschichte.

Das neue Gauland-Motiv stammt allerdings nicht von der Stammagentur Jung von Matt, sondern von der Münchner Werbeagentur 19:13. In den vergangenen Jahren hatte der Autovermieter auch andere Agenturen wie etwa Oliver Voss aus Hamburg mit der Fabrikation aktueller Kampagnen beauftragt. Zahlreiche Kreative aus verschiedenen Agenturen werkeln somit an den Werbeideen. Am Ende sitzt allerdings immer derselbe, der sie genehmigt: Firmenchef Erich Sixt. Denn Werbung ist im Hause Sixt Chefsache.

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