Interview SAP-Vorstand Rob Enslin sieht Übernahme von Qualtrics als „einzigartige Chance“

Der deutsche Software-Gigant kauft das US-Unternehmen Qualtrics.
Düsseldorf Es war eine kurze Nacht für Rob Enslin: Der SAP-Vorstand war bis zum späten Abend daran beteiligt, den Qualtrics-Kauf festzuzurren. Als Chef der Sparte „Cloud Business Group“ ist der Amerikaner für die Firma künftig zuständig.
Herr Enslin, der SAP-Vorstand sprach zuletzt davon, auf große Übernahmen zu verzichten. Nun bietet er acht Milliarden Dollar für Qualtrics. Warum?
Das ist sicherlich eine große Übernahme – aber auch eine mit strategischem Potenzial. Wenn sich Chancen ergeben, muss man manchmal seine Pläne verändern. Wir haben den Eindruck, dass sich hier eine einzigartige Gelegenheit bietet.
Qualtrics betreibt Marktforschung. Was ist daran so besonders?
Qualtrics hat eine einzigartige Plattform: Sie bietet Einblicke, wie Kunden oder Mitarbeiter ein Unternehmen, seine Produkte und seine Marke sehen, und zwar in Echtzeit. Bisher dauert es lange, solche Erkenntnisse zu gewinnen. In der heutigen Welt ist Geschwindigkeit aber wichtig – Unternehmen müssen verstehen, was in ihren Kunden vorgeht, und darauf reagieren.

„Qualtrics hat eine einzigartige Plattform: Sie bietet Einblicke, wie Kunden oder Mitarbeiter ein Unternehmen, seine Produkte und seine Marke sehen, und zwar in Echtzeit.“
Nennen Sie ein Beispiel!
In vielen Branchen bündeln die Anbieter Dienstleistungen und Produkte von anderen Firmen – zum Beispiel in der Telekommunikation. Üblicherweise wissen sie nicht, welche Qualität der Service in den einzelnen Bereichen hat. Oder nehmen Sie Fluggesellschaften: Die wissen, dass die Kunden sich mal wieder ärgern. Aber nicht, welche Strecken besonders betroffen sind.
Wie macht Qualtrics das technisch?
Schon seit der Gründung vor 16 Jahren beschäftigt sich Qualtrics mit der Sammlung und Auswertung von Daten. Die Plattform nutzt Umfragen, Äußerungen in den sozialen Medien und Kundenfeedback. Die Erkenntnisse werden in eine Fallverwaltungssoftware übertragen.
SAP ist für betriebswirtschaftliche Software bekannt. Warum ist dieser Aspekt so wichtig für Sie?
Die Unternehmen organisieren mit der SAP-Software den Betrieb. Qualtrics bringt die Erkenntnisse über Emotionen und Erfahrungen ein. Firmen wissen, ob ihre Kunden zufrieden oder unzufrieden sind. Damit können sie entscheiden, was sie verändern müssen.
Die Aktionäre reagieren skeptisch – auch wegen des hohen Kaufpreises.
Entscheidend ist, was man aus einem Zukauf macht. Qualtrics wächst außerordentlich schnell und ist bereits profitabel – das ist der Goldstandard für einen Cloud-Anbieter. Und ich habe keinen Zweifel, dass wir mit unserem weltweiten Vertrieb für noch stärkeres Wachstum sorgen.
Herr Enslin, danke für das Interview.
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