Investor Sequoia Capital: Der heimliche Profiteur des WhatsApp-Deals
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Investor Sequoia CapitalDer heimliche Profiteur des WhatsApp-Deals
Erst Apple, Google und Youtube, jetzt WhatsApp: Der legendäre Investor Sequoia Capital war auch bei dem beliebten Chat-Dienst engagiert. Der Verkauf an Facebook bringt ihm nun eine Milliardenrendite ein.
Sequoia Capital hat schon an WhatsApp geglaubt, als Facebook noch kein Interesse hatte: Der Kapitalgeber investierte zunächst 8 Millionen Dollar und schoss in weiteren Finanzierungsrunden rund 50 Millionen Dollar nach.
(Foto: Reuters)
Düsseldorf Es ist eine beeindruckende Galerie: Der Apple-Guru Steve Jobs ist als Erster zu sehen, es folgen die Google-Erfinder Larry Page und Sergej Brin, dazwischen weitere Gründer namhafter Internetfirmen. Der Investor Sequoia Capital blickt auf eine lange Geschichte erfolgreicher Beteiligungen zurück. Nun kann er die bebilderte Bilanz auf seiner Website um ein weiteres Porträt ergänzen: Beim Internet-Dienst WhatsApp, den Facebook jetzt kaufen will, ist er der einzige Kapitalgeber.
Von den 19 Milliarden Dollar, die Facebook für die App bezahlt, werden die Gründer Jan Koum und Brian Acton zwar den größten Teil erhalten. Doch auch für Sequoia dürfte sich der Deal lohnen. Der Investor gab WhatsApp zunächst 8 Millionen Dollar und schoss in weiteren Finanzierungsrunden rund 50 Millionen Dollar nach. Dafür erhielt er laut US-Medien knapp 20 Prozent der Anteile. Mit der Übernahme seien diese nun 3 bis 3,5 Milliarden Dollar wert, schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Verweis auf eingeweihte Personen.
Was an WhatsApp Kopfschmerzen bereitet
WhatsApp überträgt die Kontakte im Adressbuch auf seine Server in den USA – in Zeiten mächtiger Geheimdienste kein angenehmer Gedanke. Hinzu kommt: Durch die Offenlegung der Handynummern erfahren andere Leute, dass man die App nutzt – zumindest, wenn sie diese auch installiert haben und im Adressbuch stehen.
Lange wurden die WhatsApp-Nachrichten unverschlüsselt übertragen. Auch an der inzwischen eingesetzten Verschlüsselungstechnologie hegen Experten Zweifel.
Schon mehrfach stand Whatsapp wegen des laxen Umgangs mit Sicherheitsfragen in der Kritik – das betrifft nicht nur die Verschlüsselung. So konnten eine Zeit lang Whatsapp-Nutzerkonten relativ leicht gekapert werden. Nach Einschätzung einer Sicherheitsfirma kann auch der Bezahlprozess ausspioniert werden.
Für jeden App-Nutzer ist einsehbar, wann die Kontakte das letzte Mal den Dienst genutzt haben. Es kommt vor, dass darüber Mütter kontrollieren, ob ihre Babysitter zu Hause noch wach sind – denn die verdaddeln die Zeit oft genug mit WhatsApp. Die App ermöglicht also eine gewisse soziale Kontrolle.
Über die Firma WhatsApp ist wenig bekannt, die Macher meiden die Öffentlichkeit weitgehend. Das stärkt nicht gerade das Vertrauen. Auch der Anfang 2014 angekündigte Verkauf an Facebook stößt auf Skepsis – das Soziale Netzwerk gilt nicht wenigen als Datenkrake.
Auch für einen Riesen wie Sequoia Capital dürfte das ein großer Deal sein: Der Finanzinvestor erhält das 60-Fache seines Einsatzes zurück. Selbst für einen Risikokapitalgeber, der mit den erfolgreichen Verkäufen die erfolglosen Beteiligungen mitfinanzieren muss, ist das ein enormer Profit.
„WhatsApp hat für Instant Messaging das getan, was Skype für Telefon- und Videoanrufe getan hat“, schreibt Sequoia-Partner John Goetz in einem Blogeintrag. Indem die App das Internet für die Kommunikation nutze, habe sie die persönliche Kommunikation verändert. Die Gründer – „talentierte Underdogs“ – hätten sich außerdem darauf konzentriert, einen sauberen, blitzschnellen Kommunikationsdienst aufzubauen, der einwandfrei funktioniere.
Im Nachhinein ist es immer leicht, Gründe für den Erfolg zu finden. Dennoch erfüllt Sequoia Capital einmal mehr seinen legendären Ruf. Seit der Gründung 1972 bewies die Firma immer wieder ein feines Gespür für visionäre Gründer und gute Geschäftsideen. Sie gab Apple, Oracle und Atari Startkapital, aber auch Yahoo, Google und Paypal, Zappos und Youtube. Wer diese Investoren von sich überzeugen kann, lässt die Technikwelt aufmerken.
Auch einem deutschen Start-up ist das gelungen: Im November engagierte sich Sequoia bei den 6Wunderkindern, Anbieter einer Produktivitäts-App mit Sitz in Berlin. „Wir wollen richtig, richtig groß werden, auch in den USA“, sagte Gründer Christian Reber. Sequoia dürfte es Recht sein, wenn ihm eine ähnliche Erfolgsgeschichte gelänge.
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