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Jubiläumsrückblick 75 Jahre Handelsblatt: Die Stationen der Innovationen

BTX, CD-ROM, Internet: Die Medienevolution hat das Handelsblatt verändert, aber die Verlagsgruppe hat auch mitgestaltet. Einige Beispiele.
  • Waldemar Schäfer
16.05.2021 - 12:32 Uhr Kommentieren
Das Format startete einst als Bordausgabe der Lufthansa – und gibt es bis heute. Hier ein Foto aus dem Jahr 2006. Quelle: Jens Dietrich / Handelsblatt
Innovation „News am Abend“

Das Format startete einst als Bordausgabe der Lufthansa – und gibt es bis heute. Hier ein Foto aus dem Jahr 2006.

(Foto: Jens Dietrich / Handelsblatt)

Düsseldorf Das Handelsblatt feiert seinen 75. Geburtstag. Die gedruckte Ausgabe erscheint seit 1946 und auch heute noch börsentäglich. Über die Jahrzehnte sind natürlich zahlreiche neue Angebote gekommen – und gegangen. Und bis zum abwechslungsreichen Premiumangebot von heute war es natürlich auch technisch ein weiter Weg.

Zum Geburtstag hat Handelsblatt-Archivar Waldemar Schäfer einige Meilensteine der Entwicklung hin zum modernen Multimedienhaus zusammengetragen. Vom ersten Fernschreiber über ein Kompendium auf CD-ROM bis zum Debüt im Internet – warum die Digitalisierung beim Handelsblatt noch nie aufzuhalten war.

1970: Die Nachrichten laufen über den Ticker ein

Der Ticker heißt Ticker, weil er tickt: Was nach Binse klingt, ist tatsächlich lautmalerisch. Das ratternde Geräusch des Fernschreibers (Telex) erklang beim Handelsblatt ab 1970. Sechs Dienste sind zum Start abonniert: Management, Industrie allgemein, Chemie, Energie, Geld, Investment. Auslandsmeldungen fließen dem Ticker vor allem von AP und Dow Jones (Wall Street Journal) zu. Mit beiden US-Agenturen besteht ein Partnerschaftsvertrag.

1982: Der Bildschirmtext (BTX) als Vorläufer des Internets

Unter „Handelsblatt-System Nr. 468“ bietet das Handelsblatt digitale Informationen über das Bildschirmtext-System (BTX) der Deutschen Bundespost. BTX ist allerdings sehr kompliziert: Modems sind an Fernseher anzuschließen. Um hier dann die Seiten aufzurufen, müssen lange Zahlenkombinationen über das Telefon eingegeben werden. Zudem sind die Übertragungsraten sehr gering – ebenso wie die Zahl der Nutzer. Deshalb lohnt sich der Aufwand für das „Handelsblatt-System Nr. 468“ nicht.

1983: Messefernsehen

Das Handelsblatt stellt ein einstündiges Fernsehprogramm von Videokassette zusammen, gemischt aus Nachrichten, Kommentaren, Interviews und Werbung ausstellender Firmen. Das „Messe-Fernsehen“ oder „Messe TV“ vermag sich allerdings nicht durchzusetzen. Das Programm wird 1985 zwar in Hannover nicht nur auf der Messe, sondern auch dem Messebahnhof, dem Flughafen und in Hotels gezeigt. Den hohen Kosten stehen jedoch keine entsprechenden Erträge gegenüber. Das Projekt endet.

1984: Die Gesellschaft für Wirtschaftsfernsehen (GWF)

Die Bewegtbildpräsenz bleibt dem Verlag wichtig. 1984 wird in München die GWF Gesellschaft für Wirtschaftsfernsehen gegründet. An ihr ist das Handelsblatt zu zwei Dritteln beteiligt. Unter dem Dach der GWF starten im Januar 1985 Handelsblatt, Wirtschaftswoche und das Magazin DM beim privaten Fernsehsender Sat 1 die Sendung „WM – Das Wirtschaftsmagazin“. 1987 folgt die Beteiligung an der „Telebörse“.

1985: Entwicklung der Plattform Genios

Im Oktober 1985 startet die Verlagsgruppe Handelsblatt ihren „German Network Information Online Service“, kurz „Genios“. Angestrebt wird ein Pool deutscher Wirtschaftsdatenbanken. Kern sind die redaktionellen Texte des Handelsblatts sowie der Wirtschaftswoche, die seit Sommer 1984 als Volltext-Datenbank gespeichert und tages-, beziehungsweise wochenaktuell fortgeschrieben werden.

Hinzu kommen die Creditreform-Firmenprofile 200.000 deutscher Unternehmen, der Service „Business“ der Online GmbH mit weltweiten Geschäftsverbindungen sowie „Bliss“ mit Nachweisen der BWL-Fachliteratur von der Gesellschaft für betriebswirtschaftliche Informationen GmbH.

1995: „New Business“

Der neue Bereich ist ein „Electronic-Publishing-Labor“. Das erste Produkt: Die „News am Abend“. Zunächst heißt das Projekt allerdings „Handelsblatt on Air“. Denn es geht um einen Auftrag der Lufthansa. Diese will den Passagieren der Business Class auf den Abendflügen im Inland aktuelle Informationen vom Tage bieten. Nach vergeblichen Versuchen dafür „dpa“, die „FAZ“, die „Süddeutsche“ oder die „Welt“ zu begeistern, versucht die Fluglinie ihr Glück beim „Handelsblatt“.

„News am Abend“ informiert auf acht Din-A4-Seiten über das Tagesgeschehen bis zum Redaktionsschluss um 14 Uhr. Damit bietet das Blatt die damaligen Schlusskurse des Parketthandels an der Frankfurter Börse ebenso wie das amtliche Devisenfixing. Die Leser werden nicht nur über Neuigkeiten aus Wirtschaft und Politik, sondern auch über Sportereignisse informiert. „News am Abend“ erscheint wie das Handelsblatt börsentäglich.

Technisch gesehen ist das Produkt eine Mischung aus Online- und Print. Die elektronisch verschickte Ausgabe wird an den Abflugorten der Lufthansa auf Hochleistungsdrucksystemen des Kooperationspartners Xerox Business Services hergestellt. Anzeigenraum ist begrenzt vorhanden.

1996: „English Summary“

Im April 1996 folgt eine englische Version der „News am Abend“: der englischsprachige Newsletter „Handelsblatt English Summary“. Auf vier Seiten im DIN-A4-Format wird über die politische und wirtschaftliche Entwicklung und über Unternehmen und Märkte in Deutschland berichtet.

Mit der „English Summary“ will das Handelsblatt den internationalen Leserstamm erweitern. Dafür wird in London eine eigenständige Redaktion aufgebaut. Noch vor Erscheinen des Handelsblatts und kurz nach Redaktionsschluss um 22.00 Uhr mitteleuropaeischer Zeit erhalten Abonnenten die aktuelle Ausgabe. Der Vertrieb erfolgt als E-Mail via Compuserve und Amerika Online (AOL) oder als Fax.

1996: Beteiligung an n-tv

Seit 1994 gibt es Verbindungen zum Nachrichtensender. Über die gemeinsame Produktionsfirma TV Media GmbH (Handelsblatt 51 Prozent, n-tv 49 Prozent) werden die aktuellen Wirtschaftssendungen wie „Handelsblatt-Ticker“, „Telebörse“, „Wirtschaftswoche nachgehakt“ und „DM spezial“ redaktionell gestaltet.

1996: „WORLD WIDE WEB. Handelsblatt jetzt aktuell im Internet.“

Im November geht die Zeitung, genauer die „Redaktion elektronische Produkte“ ins zunehmend an Bedeutung gewinnende Internet. Am 12. November 1996 kündigt die Zeitung auf der Titelseite an:

  • HB DÜSSELDORF. Ab sofort ist das Handelsblatt börsentäglich und sonntags ab 19 Uhr im World Wide Web mit einer aktuellen Internet-Edition vertreten. Geboten wird ein Überblick über die Entwicklungen in Wirtschaft und Politik, in den Unternehmen sowie an den Aktien- und Wertpapiermärkten. Damit können wirtschaftsinteressierte Surfer bereits am Vorabend einen Blick auf das Handelsblatt des folgenden Tages werfen. Und wie im Hauptblatt profitieren Leser unter den Rubriken „Geldticker“, „Tipps“ und „Special“ vom Fachwissen der Handelsblatt-Experten: Die Palette reicht von Anlagetipps bis zu Hintergrundberichten über Recht und Steuern, Renten und Versicherungen, Reisen, Auto und Sport.
    Die Adresse der Internet-Ausgabe: http://www.handelsblatt.de. /* Unter der Überschrift „Ein dickes Ding“ berichtet „kress“ im Oktober 1997 über den „Channel Wirtschaft online“. Die Inhalte kämen aus den Redaktionen „Handelsblatt“, „DM“ und „Wirtschaftswoche“. „Karriere direkt“ betreue den Stellenmarkt, und Börseninformationen liefere der Hoppenstedt Verlag. „Wirtschaft online.“ ist nicht ganz neu. Die Internetseite mit den genannten Inhalten gibt es bereits seit Oktober 1996. Sie sind im Internet unter „http//:www.wirtschaft-online.de“ und bei T-Online mit dem Passwort „wirtschaft#“ zu erreichen.

Bei der Einführung stößt die Verlagsgruppe Handelsblatt auf Widerstand. Ein Wettbewerber, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, will dem Verlag die Kennung (Domain-Name) „wirtschaft“ verbieten lassen. Angeblich verstoße die Verlagsgruppe Handelsblatt gegen das Wettbewerbs- sowie das Markenrecht.

Eine beim Landgericht Frankfurt im November 1996 beantragte einstweilige Verfügung mit einem Streitwert in Höhe von 250 000 DM wird Anfang Dezember 1996 zurückgewiesen. Auch die dann folgende Beschwerde vor dem Oberlandesgericht Frankfurt ist erfolglos. Mit seinem Urteil vom 13. Februar 1997 (WRP 1997, 341) weist das OLG die Beschwerde auf Kosten der Antragstellerin zurück.

1996: Der Katalog auf CD

Ab Ende Juni 1996 wird als neuer Vertriebsweg neben Print und Electronic Publishing auch eine CD-ROM angeboten. Das neue Informationsprodukt läuft unter dem Namen „Branchen-Expert“. Beschrieben wird es als elektronische Fachdokumentation, „die den direkten Zugriff auf unterschiedlichste Quellen und Archive der deutschen Wirtschaftspresse bietet“.

Die erste CD-ROM-Serie, die der Verlag auflegt, trägt den Titel „Automobil- und Fahrzeugbau“. Es handelt sich um eine „Sammlung branchenspezifischer Artikel der vergangenen sechs Jahre aus Handelsblatt, Wirtschaftswoche, DM, VDI Nachrichten, Absatzwirtschaft, M&A Review und anderen Quellen“, schreibt der Verlag.

Komplettiert werde die Brancheninformation „unter anderem durch den World Patent Service (WPS) und Literaturangaben aus dem Verzeichnis lieferbarer Bücher. Über 45.000 Artikel werden ergänzt durch Grafiken, Tabellen und Videos des Nachrichtensenders n-tv zu Inhalten wie Unternehmen und Märkte, Forschung und Technik, Börse, Finanzen, Recht und Steuern.“

Die Verknüpfung unterschiedlichster Quellen auf einer CD mache den Branchen-Experten ‚Automobil- und Fahrzeugbau‘ zu einem ausgezeichneten Informationsmedium. Die CD-ROM ist allerdings nicht ganz billig. Sie kostet 698 DM (inkl. MwSt.) zuzüglich Versandkosten.

Ein jährliches Update wird für 349 DM angekündigt. Aber einen großer Geschäftserfolgt werden die CD-ROM nicht. Auch nicht mit neuen Branchen und anderen Angeboten. Später werden CD-ROM teilweise vom Leserservice kostenlos angeboten. Beispielsweise 2004 als Lern-CD zum Thema „Neue Bilanzierungsstandards“.

1997: Ein dickes Ding

Unter der Überschrift „Ein dickes Ding“ berichtet „kress“ im Oktober 1997 über den „Channel Wirtschaft online“. Die Inhalte kämen aus den Redaktionen „Handelsblatt“, „DM“ und „Wirtschaftswoche“. „Karriere direkt“ betreue den Stellenmarkt, Börseninformationen liefere der Hoppenstedt Verlag. „Wirtschaft online“ ist nicht ganz neu. Die Internetseite mit den genannten Inhalten gibt es bereits seit Oktober 1996. Sie sind im Internet unter „http//:www.wirtschaft-online.de“ und bei T-Online mit dem Passwort „wirtschaft#“ zu erreichen.

Neu ist, dass „Wirtschaft online“ nun als „Push-Dienst“, als eine Art „selbstablaufende Show“, konzipiert ist, wie der Branchendienst Kress mitteilt. Der Dienst sei „auch gut als nützlicher Bildschirmschoner einsetzbar“. Wer tiefer einsteigen wolle, finde ausgewählte Kurzartikel und hinter dem durchlaufenden Aktienticker wichtige Kennziffern.

Eine Personalisierungsfunktion gebe es für Anbieter und Themen, nicht aber für die Wertpapierauswahl. „Einziger Wermutstropfen: Durch die Komplexität des Channels hat die Geschwindigkeit gelitten, so daß das Durchklicken oft etwas mühsam ist.“

75 Jahre Handelsblatt: „Wir sehen uns als Trendscout mit Blick in die Zukunft“

2017: Die neue App

Natürlich gab es zwischen 1997 und 2017 jede Menge technische Neuerungen und Innovationsschritte beim Handelsblatt. So hat sich die Website stetig weiterentwickelt, samt Einbindung von Bilderstrecken, Videos und ab Mitte der 2000er-Jahre kamen auch zusehends soziale Netzwerke hinzu. Ebenso gehörte die Zeitung als E-Paper per bezahlpflichtigem Download früh dazu.

Die Experimente mit Paid Content kamen und gingen, 2018 entscheidet sich das Handelsblatt schließlich für ein Bezahlmodell für alle digitalen Inhalte. Ein Premiumangebot kann, wie auch in der gedruckten Ausgabe, nicht kostenlos angeboten werden.

Die moderne Handelsblatt-App vereint die Evolutionsschritte der vergangenen Jahre und funktioniert erstmals auf allen mobilen Endgeräten. Den Grundstein legten Vorreiter der digitalen Zeitung, die Apps „First“ (2011) und die darauf aufbauende „Live“ (2013), die mehrmals täglich eine erweiterte elektronische Ausgabe auf die Endgeräte schickten. Dazu gehörten auch eigene Redaktionen in Düsseldorf und New York. Der Anspruch, der sich zusehends auch im Onlineauftritt abbildet: 24/7, also Nachrichten rund um die Uhr.

Gleichfalls das E-Paper wandert mit in die App. Letztlich geht auch die mehrfach mit Design-Preisen ausgezeichnete App „Handelsblatt 10“, die täglich zehn Themen in kurzen Übersichtsstücken auf den Punkt bringt, zugunsten des neuen Entwicklungsschritts in der heutigen Anwendung auf. Und die hat seit 2020 auch einen Dark Mode und eine Unterstützung von Smartwatches.

Damit ist die technologische Entwicklung längst nicht am Ende. Entwickler und Redakteure arbeiten fortwährend am nächsten Schritt nach vorn. Denn auch technisch will das Handelsblatt seinem Premiumanspruch mehr als gerecht werden.

Mehr: Die Welt steht vor einer Dekade technologischer Durchbrüche – ein Essay von Handelsblatt-Chefredakteur Sebastian Matthes.

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