Karrierenetzwerk Woher die zwei Millionen neuen Xing-Nutzer kommen

Nicht nur digital, auch offline will das Karrierenetzwerk seine Nutzer zusammenbringen.
Düsseldorf An den Erfolg will sich Xing lieber nicht gewöhnen, aber man könnte: Mit jedem Quartal vermeldet das Karrierenetzwerk aus Hamburg Wachstum. Auch das Gesamtjahr 2017 lief blendend. Nach vorläufigen Zahlen stieg der Umsatz im Vorjahresvergleich um 26 Prozent auf 187,8 Millionen Euro, wie der börsennotierte Konzern mitteilte.
Auch der Gewinn stieg um 10 Prozent auf rund 25,9 Millionen Euro. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte er sogar um 22 Prozent auf 58,4 Millionen Euro zu. Rund zwei Millionen Neumitglieder haben sich 2017 bei Xing angemeldet – so viele wie nie zuvor. Damit sind nun knapp 13,4 Millionen Menschen auf dem Netzwerk registriert.
Diesen Nutzerrekord sieht Xing-Chef Thomas Vollmoeller naturgemäß dem „überzeugenden“ Produkt geschuldet, allerdings auch dem Zeitgeist: „Es kann sich doch zum Beispiel kein Selbstständiger mehr erlauben nicht auf Xing vertreten zu sein. Wir profitieren da ganz klar auch von den Netzwerkeffekten.“
Der Trend zur digitalen Visitenkarte beschert nicht nur Xing Nutzerwachstum, auch der US-Konkurrent Linkedin profitiert: Zuletzt vermeldete der Rivale 11 Millionen Mitglieder im deutschsprachigen Raum.
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Zeitgeist trifft Strategie: Xing steigerte seine Bekanntheit im vergangen Jahr auch mit einer Werbekampagne, die gemessen an den Neuanmeldungen besonders gut funktioniert habe, sagt Vollmoeller: „Unsere Kampagnen starten wir immer zum Jahresanfang, wenn Menschen intensiver über einen neuen Job nachdenken.“
Saisonal verzeichne das Netzwerk besonders im Januar und Februar stets die meisten Neuanmeldungen. Im vergangenen Jahr waren es unterstützt von der Kampagne, dann besonders viele, erklärt Vollmoeller.
Noch verdient Xing das meiste Geld mit den Privatkunden: So nahm das Netzwerk über die kostenpflichtigen Mitgliedschaften rund 90 Millionen Euro ein – rund 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Geschäftskunden-Sparte, die Unternehmen bei der Suche nach Mitarbeitern helfen soll, holt aber auf. Das stärkste Wachstum kann Xing im Geschäftskundensegment E-Recruiting vorweisen.
Schon früh hat der deutsche Tech-Konzern das Potenzial der digitalen Personalsuche erkannt und investiert kräftig in den Bereich: So entwickelte das Unternehmen zum Beispiel den Talentpool Manager. Der soll es Personalverantwortlichen ermöglichen, sich unabhängig von aktuellen Stellengesuchen, einen Pool an interessanten Kandidaten aufzubauen.
Im vergangenen Jahr übernahm Xing zudem das Wiener Start-up Prescreen für 17 Millionen Euro. Das gehört zu den am schnellsten wachsenden europäischen Anbietern von sogenannten „Applicant Tracking Systemen“ (ATS). Das sind Managementsysteme, mit denen Unternehmen den gesamten Bewerbungs- und Einstellungsprozess auf Basis einer Software steuern können.
Prescreen soll weiterhin als eigene Marke bestehen bleiben und die Software auch unabhängig von einer Xing-Mitgliedschaft funktionieren, so Vollmoeller: „Wir wollen die Software aber weiter mit der Plattform verknüpfen, um so ein zusätzliches Werkzeug zu schaffen.“
Ein strategisch kluger Schritt: Je wichtiger Xing für die digitalisierte Personalsuche wird, desto dringlicher wird es für Arbeitnehmer im Netzwerk vertreten und aktiv zu sein. Und je besser die Werkzeuge auf der Plattform, desto mehr Personalabteilungen nutzen Xing.
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