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Margarita Simonjan Putins Chefpropagandistin unter Korruptionsverdacht

Die Chefredakteurin des Staatssenders Russia Today trommelt für Russlands Präsident. Doch nun gibt es Korruptionsvorwürfe gegen sie.
16.03.2020 - 17:05 Uhr Kommentieren
Der Chefredakteurin von Russia Today wird Korruption vorgeworfen. Quelle: imago/ITAR-TASS
Margarita Simonjan

Der Chefredakteurin von Russia Today wird Korruption vorgeworfen.

(Foto: imago/ITAR-TASS)

Moskau Es war am Montag, als Margarita Simonjan schrieb: „Ich weiß gar nicht, wie ich das ohne einen Lachanfall mitteilen soll, aber ich bin wieder schwanger“. Das ließ die Chefredakteurin von Russia Today (RT) ihre Follower auf Instagram wissen.

Selbstironie ist unentbehrlicher Bestandteil einer medialen Instagram-Strategie, und die nutzt die 39-Jährigen geschickt. Im Umgang mit den neuen Medien ist Simonjan, die erst im Herbst 2019 ihr drittes Kind zur Welt gebracht hatte, Vollprofi. ​

Aber Simonjan ist alles andere als ein harmloser Instagram-Star. Politisch ist sie ein Falke und treuer Putin-Anhänger von Wladimir Putin, der vor 20 Jahren erstmals Präsident von Russland wurde.

Die aktuelle Coronakrise nutzte sie, um chinesischen Autoritarismus zu loben und europäische Freizügigkeit niederzumachen. „Schaut auf Italien, das in seinen romantischen Balkons eingeschlossen ist“, schrieb sie. „Kapiert endlich, dass wir von diesem Modell nichts, aber auch gar nichts lernen können.“ Und sie erklärte stolz, sie wolle, dass Russland wie China werde.

Der mediale Kampf gegen den Westen ist Simonjans Beruf, sie ist Chefredakteurin des des Staatssenders RT und von der weltweit tätigen russischen Nachrichtenagentur Sputnik. Kritiker werfen Simonjan aber nicht nur politische Auftragsarbeit für den Kreml vor.

Die Medienmanagerin soll von ihrer Meinungsmache auch persönlich finanziell profitieren. Dies erklärte jüngst der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny. Laut seinen Recherchen sollen sich Simonjan und ihr Ehemann Tigran Keosojan bei der Produktion einer billigen Propagandasendung in den RT-Studios für einen anderen mehrheitlich staatlichen Sender in den letzten drei Jahren um 720 Millionen Rubel (umgerechnet gut zehn Millionen Euro) bereichert haben. ​

Auf Twitter hagelte es daher nach Simonjans China-Lob böse Kommentare: Die Leser ermahnten die Medienmanagerin zur Vorsicht mit ihren Wünschen und erinnerten sie daran, dass in der Volksrepublik auf Korruption die Todesstrafe stehe.​

Dabei ist die im südrussischen Krasnodar geborene Simonjan journalistisch durchaus kompetent. In den Anfangsjahren berichtete die Korrespondentin mit armenischen Wurzeln aus dem Tschetschenienkrieg, später vom Geiseldrama in Beslan, wo Terroristen über 1000 Kinder kidnappten und über 300 Menschen ums Leben kamen. Eigenen Angaben nach träumte sie damals davon, „Korrespondent irgendeines westlichen Senders zu werden und in Moskau zu arbeiten“. ​

Propagandawaffe​

Stattdessen wurde sie 2005 Chefredakteurin des Staatssenders Russia Today und 2014 von Sputnik. Beide gelten als mächtige Propagandawaffen des Kremls im Ausland und senden dessen Botschaft in über 30 Sprachen in die Welt.

Ging es zunächst um eine positive Berichterstattung über Russland, die der Imageverbesserung im Ausland dienen sollte, so ist ab 2014 ein Schwenk hin zu internationaler Berichterstattung aus der Sicht des Kremls zu erkennen.

Immerhin fast eine halbe Milliarde Dollar ließ sich Moskau im vergangenen Jahr RT kosten. Zu den Haushaltsgeldern kommen auch noch Werbeeinnahmen.​ Seit Jahren begleiten Fake-Vorwürfe Simonjan.

So behauptete RT nach dem Abschuss einer Boeing über dem Donbass unter Berufung auf einen „spanischen Fluglotsen Carlos im Flughafen Kiew“, dass das Flugzeug von einem ukrainischen Kampfjet abgeschossen worden sei. Später stellte sich heraus, dass dieser Carlos ein Betrüger war, der von RT bezahlt wurde.

Die CIA bezichtigte RT der Einmischung in den US-Präsidentenwahlkampf 2016. In Großbritannien wurde der Sender wegen seiner Berichterstattung zur Skripal-Affäre von der Medienaufsicht belangt.

Auf dem Höhepunkt der Affäre um die Vergiftung des nach London abgeschobenen Doppelagenten Sergej Skripal erklärte zunächst Wladimir Putin, dass es sich bei den von Scotland Yard verdächtigten Alexander Petrow und Ruslan Boschirow nicht um russische Agenten, sondern um harmlose Zivilisten handle.

Zur Stützung dieser Behauptung tauchten diese „Zivilisten“ dann erst bei Simonjan zu einem skurilen Interview auf – und danach spurlos unter.

Mehr: Die Zahl der Multimillionäre in Russland wird einer Studie zufolge deutlich zunehmen. Dass zugleich die Zahl der Armen abnimmt, bezweifelt der Rechnungshof indes.

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