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Mark Zuckerberg Facebooks oberster Roboter redet viel – und sagt dabei fast nichts

Facebooks CEO Zuckerberg wirkt wohlvorbereitet und kontrolliert sich perfekt. Sein beredtes Schweigen könnte sich als kurzsichtige Strategie erweisen.
12.04.2018 - 19:57 Uhr Kommentieren
Fast wie ferngesteuert wirkt Mark Zuckerberg bei seinen öffentlichen Auftritten. Quelle: AFP
Facebook-Chef Mark Zuckerberg

Fast wie ferngesteuert wirkt Mark Zuckerberg bei seinen öffentlichen Auftritten.

(Foto: AFP)

San Francisco Schon kurz nach der Anhörung kursierte ein Bild bei Twitter. Es zeigte den Facebook-Chef mit wächsern-weißer Gesichtshaut, gekleidet in eine gelbe Sternenflotten-Uniform. Eine kreative Hand hatte den 33-Jährigen in Data verwandelt, die Roboter-Figur aus der Science-Fiction-Serie „Star Trek: Die nächste Generation“. Es war die Kritik, mit der das Netz die Auftritte von Mark Zuckerberg vor dem US-Kongress kommentierte: zu hölzern, aufgesetzt und künstlich. 

Die Montage entsprach dem Bild, das Zuckerberg bei seinen zwei Auftritten im US-Kongress vermittelte. Während ihn die Politiker insgesamt elf Stunden lang mit Fragen löcherten, wie die britische Datenfirma Cambridge Analytica illegal auf die Profile von 87 Millionen Nutzern zugreifen konnte, verzog der Facebook-Chef kaum die Miene.

Weder vor den Senatsausschüssen für Justiz und Handel noch vor dem Energy and Commerce Committee, einem ständigen Ausschuss des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten, entschlüpften dem Gründer Geheimnisse oder sonstige Peinlichkeiten. 

Der Facebook-Chef redete viel, sagte nichts, kontrollierte sich perfekt. Er war glänzend trainiert, unter anderem von seinem obersten Lobbyisten Elliot Schrage und Berater Colin Stretch, die ihn bis in die Anhörungsräume begleiteten. Wie ein Facebook-Roboter spulte Zuckerberg brav die Floskeln ab, die sie ihm vorher beigebracht hatten. 

Er habe „zu wenig“ getan, um Missbrauch zu verhindern, wiederholte der wohlpräparierte Mister Zuckerberg immer wieder. „Es war mein Fehler, und es tut mir leid“, erklärt er. „Ich habe Facebook gestartet, ich führe es, und ich bin verantwortlich für das, was hier passiert.“ Er wolle mehr Verantwortung übernehmen und so weiter und so weiter. Bei alldem presste er immer wieder die Lippen fest zusammen, die Hände waren auf der Tischplatte verschränkt. Er wirkte ferngesteuert.

Andere Standards für sich selbst

So viel Offenheit und authentische Lebenseindrücke seine Plattform inzwischen bei 2,2 Milliarden Mitgliedern seines Netzwerks einsammelt, so wenig eigenes wollte er preisgeben. Weder das Hotel, in dem er in Washington wohnte, noch irgendetwas, das weiter zur Aufklärung des Datenskandals beitragen sollte. Das sei genau das Problem, kritisierte der demokratische Senator Dick Durbin. Bei sich selbst lege Zuckerberg andere Standards an als beim Rest.

Mit der roboterhaften Strategie hat Zuckerberg immerhin die ganz große Krise für sein Netzwerk vorerst abgewendet. Weitaus schlimmer wäre es gewesen, wenn er sich so wenig souverän gezeigt hätte wie in der Vergangenheit.

Kurz nach dem US-Präsidentschaftsrennen 2016 pampte er auf die kritische Frage eines Journalisten los, es sei „verrückt“ anzunehmen, dass Fake News bei Facebook einen Einfluss auf die US-Wahl gehabt hätten. Bei einem Interview während einer Konferenz des „Wall Street Journals“ 2010 geriet der Facebook-Chef so ins Schwitzen, dass ihm der Schweiß das Kinn heruntertropfte.

Doch langfristig dürfte die Strategie seiner Firma kaum helfen. Die Politiker zeigen sich angesichts der Abwiegelungs- und Beschwichtigungstour zunehmend verärgert. „Sie haben eine lange Geschichte von Entschuldigungen“, bemerkte die Demokratin Jan Schakowsky aus Illinois trocken. 

Der Demokrat Frank Pallone aus New Jersey forderte angesichts der Versteckspiele von Facebook „verständliche Regeln für Privatsphäre und Datensicherheit“. „Herr Zuckerberg hat sich heute für einiges entschuldigt, aber es ist an der Zeit, dass er die Ärmel hochkrempelt und mit uns zusammenarbeitet“, fordert Senator Mark Warner, ein Demokrat aus Virginia.

Auch die Facebook-Nutzer überzeugte der Auftritt nicht. In einer Umfrage der Datenfirma Survey Monkey gaben 56 Prozent der Amerikaner an, Facebook bei Datenschutz und Privatsphäre am wenigsten zu trauen. Die Plattform lag damit weit vor Google, Uber oder Twitter.

Doch ob und wann es zu neuen Gesetzen kommt, ist fraglich. Obgleich der Unmut der Politiker wächst, ist völlig offen, ob Washington tatsächlich strengere Regeln und Gesetze für einen verbesserten Datenschutz erlässt. Bislang wurde hierzu keine Gesetzesvorlage im Kongress verabschiedet.

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