Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Medien Bertelsmann rüstet sich gegen die Coronakrise – Beschäftigte in Kurzarbeit

Der Medienkonzern Bertelsmann erlebt eine steigende Nachfrage nach Inhalten, aber sinkende Werbeerlöse. Das Gütersloher Familienunternehmen muss nun gegensteuern.
24.03.2020 Update: 24.03.2020 - 13:46 Uhr Kommentieren
Der Medienriese bereitet sich auf die Folgen der Corona-Epidemie vor. Quelle: AFP
Bertelsmann-Chef Thomas Rabe

Der Medienriese bereitet sich auf die Folgen der Corona-Epidemie vor.

(Foto: AFP)

Berlin Die Stimmung ist gedämpft. „Wir stehen ganz am Anfang der wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise“, sagt Thomas Rabe, CEO von Bertelsmann. Einmal im Jahr stellt er die Geschäftszahlen des Familienunternehmens mit Sitz in Gütersloh vor, so auch an diesem Dienstagvormittag.

Und doch ist alles anders: Rabe sitzt allein in seinem Gütersloher Büro, seine Kollegen sind im Homeoffice und in der Telefonleitung zugeschaltet. Eine Situation, wie sie in vielen deutschen Unternehmen derzeit zu sehen ist. Social Distancing gepaart mit trüben wirtschaftlichen Perspektiven.

Bertelsmann hat in einigen Bereichen des Unternehmens, das insgesamt 126.000 Mitarbeiter beschäftigt, bereits Kurzarbeit anberaumt. „Zum Schutz der Arbeitnehmer“, betont Rabe. Insgesamt seien es „einige wenige Hundert Beschäftigte“, viele von ihnen arbeiten im Dienstleistungsgeschäft der Tochter Arvato.

Die Anträge für Kurzarbeit werden weitergehen, auch daran lässt Rabe keinen Zweifel. „Wir prüfen derzeit das gesamte Instrumentarium“, sagt er. Denn die Aussichten für das Geschäftsjahr sind unsicher wie nie zuvor. „Es wäre unseriös, hier eine Einschätzung geben zu wollen“, sagt Rabe.

Bertelsmann macht einen Großteil seines Umsatzes und seines Gewinns mit der Fernseh-Tochter RTL Group. Während der TV-Werbemarkt im ersten Quartal dieses Jahres noch stabil war, sind die Ergebnisse fürs zweite Quartal völlig offen. Viele der werbetreibenden Unternehmen vertreiben Produkte, die derzeit aufgrund der Ladenschließungen nicht erhältlich sind; Reklame für solche Waren ist derzeit überflüssig.

Die RTL Group steht damit vor der kuriosen Situation, das steigende Bedürfnis der Menschen nach Informationen und Unterhaltung nicht monetarisieren zu können. Nun gilt es, geplante Kampagnen umzulegen, vielleicht auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr. „Wir führen im Moment sehr konstruktive Gespräche mit unseren Werbekunden“, sagt Rabe.

Riesige Nachfrage nach Informationen

Fernab der Monetarisierung gilt für Rabe, der in Personalunion auch CEO der RTL Group ist, die Rolle der Medien herauszustellen: „Allen Medien kommt in dieser außergewöhnlichen Situation gesellschaftliche und systemrelevante Bedeutung zu. Wir sind Teil der kritischen Infrastruktur in Deutschland, die es gerade jetzt aufrechtzuerhalten und zu unterstützen gilt.“ Die Zuschauerzahlen klettern in nie gewesene Höhen.

Rabe erhofft sich davon einen bleibenden Effekt in der Bevölkerung. Eine Art Rückbesinnung auf klassische Medien, die mit dem Erstarken der sozialen Netzwerke und den damit oft einher gehenden Fake News ins Hintertreffen geraten sind.

Wie schnell sich die Lage in Deutschland durch das Coronavirus geändert hat, zeigt sich in der Primetime von RTL: Seit Montag läuft bis auf weiteres jeden Abend um 20:15 Uhr die Sendung „Quarantäne WG“, in die die Moderatoren Thomas Gottschalk, Günter Jauch und Oliver Pocher sich mit Gästen via Skype unterhalten. Die Bilder verwackelt, die Optik unvorteilhaft, die Outfits leger, aber dafür live aus den eigenen vier Wänden. In der ersten Folge erreichten die Entertainer einen Marktanteil von knapp 14 Prozent. „Ich finde das Format großartig, vor allem beeindruckt mich der Mut, mit dem die Macher es konzipiert haben“, sagt Rabe.

Seiner Ansicht nach profitiert der Konzern Bertelsmann in diesen Tagen besonders stark von der Content Alliance, die vor einem Jahr geründet wurde. In der Allianz sind die verantwortlichen Manager der Bertelsmann-Sparten versammelt, die sich mit Inhalte-Produktionen beschäftigen: neben der RTL Group sind dies der Hamburger Verlag Gruner + Jahr, die Buchgruppe Penguin Random House und die Musiktochter BMG. „Wir können jetzt viel koordinierter vorgehen“, meint Rabe. Und ein Zeichen setzen: „Gemeinsam gegen Corona“ heißt eine Kampagne, die dort entstanden ist, und die Informationen über das Virus mit zahlreichen Servicethemen bündelt.

Solide Zahlen in unsicheren Zeiten

Bertelsmann stellt nach Rabes Worten aber auch positive Effekte seit Beginn der Krise fest: So seien nicht nur die Einschaltquoten bei der RTL Group gestiegen. Auch beim Verlag Penguin Random House gebe es mehr Nachfrage vor allem bei E-Books und Audiobüchern. Zudem profitiere die Musik-Tochter BMG von mehr Streaming, und die Bildungssparte habe eine höhere Nachfrage nach Online-Lern-Angeboten.

Im vergangenen Jahr hat Bertelsmann ein moderates Wachstum erzielt: Der Umsatz stieg um zwei Prozent und kam auf 18 Milliarden Euro, der operative Gewinn (Ebitda) erreichte mit 2,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,6 Milliarden Euro) einen Rekordwert, und das Konzernergebnis lag erneut bei 1,1 Milliarden Euro. Solide Zahlen in unsoliden Zeiten.

„Bertelsmann ist gut gerüstet“, meint Rabe. „Wir sind ertragsstark, verfügen über eine hohe Liquidität, eine komfortable Eigenkapitalquote.“ Auch die große Bandbreite der acht Sparten kommen dem Konzern zugute: „Mit der breiten Aufstellung unserer Geschäfte sind wir weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen und können weiter in unsere Zukunft investieren, ohne an die Substanz zu gehen." Der Medienkonzern will die Folgen der Epidemie mit verschiedenen Maßnahmen abfedern. Hier gehe es etwa um Liquiditätssteuerung, sagt Rabe.

„Wir sehen unser Maßnahmenpaket nur als ersten Schritt an“

Bertelsmann will trotz der Epidemie seine langfristigen Ziele im Auge behalten. „Die Strategie von Bertelsmann bleibt unverändert - Corona hin oder her.“ Dieses Jahr will der Konzern weiter massiv in die eigene Technologiekompetenz investieren - vor allem in die Bereiche Cloud, Daten und künstliche Intelligenz.

„Darüber hinaus werden wir die Themen Kooperationen und Allianzen weiter vorantreiben, sowohl intern als auch mit externen Partnern“, sagt Rabe. So sollen die Bertelsmann Content Alliance im Inhaltebereich in Deutschland und die Ad Alliance in der Werbevermarktung ausgebaut werden. „So werden wir die Bertelsmann Content Alliance auf die Märkte Frankreich, Großbritannien und später USA ausdehnen.“

Der Anteil des Digitalgeschäfts am Umsatz kletterte 2019 erstmals über die Marke von 50 Prozent. Der Beitrag wachstumsstarker Geschäfte erreichte 36 Prozent und soll in den kommenden Jahren auf 40 Prozent steigen.

Mehr: RTL investiert kräftig in Streaming-Dienste

Startseite
Mehr zu: Medien - Bertelsmann rüstet sich gegen die Coronakrise – Beschäftigte in Kurzarbeit
0 Kommentare zu "Medien: Bertelsmann rüstet sich gegen die Coronakrise – Beschäftigte in Kurzarbeit"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%