Medienbranche Die „FAZ“ bekommt mit Gerald Braunberger einen neuen Chef

Das Haus geht bei der Herausgeber-Kür keine Experimente ein.
Zeitungen haben Chefredakteure, die „Frankfurter Allgemeine“ hat Herausgeber. Nun soll das Blatt einen neuen Chef bekommen: Gerald Braunberger, 59. Eine Folge des Falls des Herausgebers Holger Steltzner Mitte März.
Damit hat man sich in der Redaktion, die einst als „Zeitung für Deutschland“ gestartet war, nach all dem Zwischenlärm auf eine reibungsarme Konsenslösung geeinigt: einen Aufstieg aus der Mitte heraus. Nach dem Okay des Aufsichtsrats soll Braunberger noch diese Woche offiziell gekürt werden, heißt es im Umfeld des Frankfurter Unternehmens.
Für mehr Aufbruch in die neue Zeit und für einen Generationswechsel hätte der für Digitales zuständige Carsten Knop gestanden. Die ebenfalls gehandelte Kandidatin, die für Wirtschaftspolitik zuständige Heike Göbel, war wohl ohnehin eher eine Schaufenster-Größe. Eine solche Wahl hätte als Anbiederung an den Zeitgeist interpretiert werden können.
Auch an der Spitze des Aufsichtsrats steht ein Wechsel an: Andreas Barner, Ex-Chef von Boehringer Ingelheim, übernimmt das Amt von Karl Dietrich Seikel. Der wiederum soll für Barner das Kuratorium des Hauptgesellschafters Fazit-Stiftung leiten.
Ziemlich viele Änderungen auf einmal bei dem Qualitätsblatt mit einer Auflage von gut 235.000 Zeitungen. Was sich wirklich ändern wird, ist noch unklar. Braunberger, ein grundsolider Volkswirt mit Banklehre, hat mehr als 30 Jahre für die „FAZ“ gearbeitet, etwa als Korrespondent in Paris und zuletzt als Verantwortlicher für den Finanzmarkt sowie für die Rubrik Wirtschaftsbücher. In dieses Genre hat er selbst etliche Druckwerke eingebracht, von „Keynes für jedermann“ über „Finanzdynastien: Die Macht des Geldes“ bis „Airbus gegen Boeing: Wirtschaftskrieg der Giganten“.
Der Aufstieg eines Musterschülers der Marktwirtschaft wird jedoch kaum den Ärger vergessen machen, den Redaktion und Verlag mit dem mittlerweile im Haus unerwünschten Holger Steltzner haben.
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