1835 gründete Carl Bertelsmann das Unternehmen in Gütersloh als Buchverlag – den C. Bertelsmann Verlag. Die ersten 100 Jahre des Unternehmens standen programmatisch im Zeichen der christlichen-protestantischen Tradition. 1928 öffnete sich der Verlag für Belletristik. Während des zweiten Weltkrieges gab der Verlag völkisch-nationale, teilweise auch antisemitische Literatur heraus. In der Wiederaufbauzeit wandelte sich Bertelsmann vom mittelständischen Unternehmen zu einem globalen Medienkonzern. Wachstumstreiber war über Jahrzehnte der Lesering, der 2015 endgültig eingestellt wurde.
Mit einem Umsatz von 3,4 Milliarden Euro hat sich das Buchgeschäft bis heute stabil gehalten – und ist eines der wichtigsten Geschäftsfelder bei Bertelsmann. Auch wenn die Zuwachsraten in dem Bereich eher dürftig sind, so hat man die Aufstockung des Firmenanteils stets mit einer „identitätsstiftenden“ Motivation erklärt.
Das Jahr 2017 lief für Bertelsmann gut. Der Umsatz stieg auf 8,1 Milliarden Euro, das Konzernergebnis verbesserte sich von 1,1 auf 1,2 Milliarden Euro. Der Mutterkonzern erhöhte seinen Firmenanteil an dem Buchverlag von 53 auf 75 Prozent, den Rest hat das britische Medienhaus Pearson behalten. Zum Konzernverbund gehören die Fernsehgruppe RTL Group, die Buchverlagsgruppe Penguin Random House, der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr, das Musikunternehmen BMG, der Dienstleister Arvato, die Bertelsmann Printing Group, die Bertelsmann Education Group sowie das internationale Fonds-Netzwerk Bertelsmann Investments.
Das Unternehmen Bertelsmann steckt derzeit mitten in einer Transformation. Seit 2012 sind insgesamt 4,6 Milliarden Euro in Wachstumsbereiche des Unternehmens investiert worden. In vielen Unternehmenssparten geht es um neue digitale Geschäftsmodelle. Mit ihnen will Bertelsmann zukünftig einen Umsatzanteil von mindestens 50 Prozent erzielen.
Die RTL Group ist mit 53 Fernseh- und 28 Radiosendern Europas größter Betreiber von werbefinanziertem Privatfernsehen und Privatradio. Die Mediengruppe, die von Guillaume de Posch und Bert Habets geführt wird, gehört mehrheitlich (rund 75 Prozent) zu Bertelsmann und war der größte Umsatzwachstumstreiber des Bertelsmann-Konzerns im vergangenen Jahr (plus 2,2 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro).
Random House fungiert als Dachgesellschaft für alle Bertelsmann-Verlage. 2013 fusionierte Random House mit Penguin Books, einem Verlag im Besitz der Mediengruppe Pearson, zum weltgrößten Publikumsverlag Penguin Random House. An dem Verlag hält Bertelsmann 53 Prozent und Pearson 47 Prozent der Anteile. Die eigenständige deutsche Sparte von Random House gehört Bertelsmann. Dazu gehören Verlage wie Goldmann, Blessing Verlag oder auch die Deutsche Verlags-Anstalt (DVA).
Gruner + Jahr (G+J) ist Europas größtes Druck- und Verlagshaus. Zu den Publikationen gehören Magazine wie „Stern“, „Capital“ und „Brigitte“, aber auch Beteiligungen am „Spiegel“, an Chefkoch.de und an der Henri-Nannen-Schule. Seit 2014 ist Bertelsmann der alleinige Eigentümer von Gruner + Jahr. Obwohl im Umsatz leicht rückläufig gehört das Verlagshaus zu den Bertelsmann-Töchtern, die ein gesteigertes operatives Ergebnis ausweisen. Die Vorsitzende der Geschäftsführung ist Julia Jäkel. Oliver Radtke und Stephan Schäfer gehören ebenfalls der Geschäftsführung an.
Mit BMG gründete Bertelsmann 2008 ein Musikunternehmen mit neuem Geschäftsmodell, das den Herausforderungen der digitalen Revolution auf dem Musikmarkt gerecht werden soll. Anders als sonst üblich werden Veröffentlichungs- und Aufnahmerechte aus einer Hand über eine gemeinsame Plattform international vertreten. BMG ist der viertgrößte Musikverlag der Welt. Zu den BMG-Künstlern gehört unter anderem Andreas Bourani.
Arvato ist ein international tätiger Outsourcing-Dienstleister. Das Unternehmen mit Sitz in Gütersloh ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von Bertelsmann. Arvato beschäftigt nach eigenen Angaben mehr als 70.000 Mitarbeitern in über 40 Ländern. Das Unternehmen gliedert sich in sieben sogenannten Solution Groups, die Geschäftsbereiche wie Call-Center, Adresshandel, Direktmarketing, Finanzdienstleistungen oder auch Cloud Computing umfassen.
Doch es stehen große Veränderungen bei der Dienstleistungstochter an. Die Konzernspitze hatte Anfang des Jahres 2018 entschieden, den Call-Center-Bereich, der unter Arvato CRM firmiert, zu veräußern. In diesem Segment arbeiten rund 36000 von aktuell insgesamt 11.900 Bertelsmann-Mitarbeitern. Nach dem Schließen der Buchclubs im Jahr 2015 ist der Veräußerung der personalintensiven Arvato-Sparte der zweite große Einschnitt, den Konzernchef Rabe vornimmt.
Bertelsmann hat seine Offset- und Tiefdruckaktivitäten zum 1. Januar 2016 unter einem gemeinsamen Dach zusammengefasst. Mit der Bertelsmann Printing Group entstand ein neuer Unternehmensbereich mit rund 9.000 Mitarbeitern. Das Angebot reicht von Vorstufenleistungen über den Druck bis hin zur Postauslieferung und Prospektverteilung für eine Vielzahl verschiedener Produkte wie Magazine, Bücher, Telefonbücher, Kataloge und Prospekte.
Die Bertelsmann Education Group umfasst die Bildungsaktivitäten von Bertelsmann. Die Bildungsanbieter Relias Learning and Udacity sowie der Online-Bildungsdienstleister Hotchalk bilden den Kern der Bildungs-Aktivitäten von Bertelsmann. Mit den digitalen Bildungsangeboten, die ihre Schwerpunkte in den Sektoren Gesundheit und Technologie haben, will das Unternehmen das Lernen im 21. Jahrhundert erleichtern. Im vergangen Jahr erreichte die Bildungstochter ein Umsatzplus von 32,6 Prozent auf 189 Millionen Euro.
Bertelsmann Investments bündelt die weltweiten Start-up-Beteiligungen von Bertelsmann. Schwerpunkt der Aktivitäten sind Brasilien, China und Indien sowie die USA und Europa. Über die internationalen Investitionsplattformen Bertelsmann Asia Investments, Bertelsmann India Investments, Bertelsmann Brazil Investments und Bertelsmann Digital Media Investments ist das Unternehmen an mehr als 100 Start-ups beteiligt.
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