Medienkonzern Pro Sieben Sat. 1 und General Atlantic feiern wieder Erfolge

Die Sendergruppe zieht eine positive Bilanz nach der Beteiligung von Finanzinvestor General Atlantic.
München Der Spruch dürfte den Deutschen bekannt vorkommen. „Alle 14 Minuten verliebt sich ein Single mit E-Harmony“, lautet der neue Slogan der US-Tochter von Pro Sieben Sat 1. Es ist eine Anlehnung an die hierzulande allgegenwärtige Reklame von Parship, der deutschen Partnervermittlung des Medienkonzerns.
Vergangenes Jahr hat Pro Sieben E-Harmony übernommen. Es war der erste gemeinsame Deal seit dem Einstieg von General Atlantic (GA). Die Amerikaner haben sich im Frühjahr 2018 mit gut einem Viertel an NuCom beteiligt, der E-Commerce-Sparte des Münchener MDax-Unternehmens. 300 Millionen Euro hat der Finanzinvestor dafür hingelegt.
Die Akquisition ist für die Partner ein Beleg, dass sie das Geschäft von NuCom vereint voranbringen können. Genau ein Jahr, nachdem sie das Bündnis eingegangen sind, ziehen beide Seiten jetzt eine positive Zwischenbilanz. „Es ist so verlaufen, wie wir es erwartet haben“, sagte Jörn Nikolay, Deutschland-Chef von GA.
Auch Florian Tappeiner, Co-Chef von NuCom, lobt die Zusammenarbeit. Die Unterstützung durch GA sei enorm hilfreich gewesen. „Zusammen mit General Atlantic sind wir Unternehmen für Unternehmen durchgegangen.“ Das Resultat: Es wurden die Chefs in vier der zehn Beteiligungen von NuCom ausgetauscht und zusätzlich eine Handvoll weiterer Top-Manager an Bord geholt. Gleichzeitig habe NuCom gemeinsam mit GA Technik und Preisgestaltung der einzelnen Firmen unter die Lupe genommen.
Unruhe im Konzern
Es ist nicht selbstverständlich, dass beide Firmen das Engagement positiv bewerten. GA wurde von Pro Sieben Sat. 1 auf eine harte Probe gestellt. Denn Deutschlands größte private Sendergruppe kommt nicht zur Ruhe. Zwei Monate nach dem Start der Kooperation fing mit Max Conze im vergangenen Juni ein neuer Vorstandschef an. Kurz vorher war Pro Sieben aus dem Dax geflogen. Conze hat seither einen großen Teil des Top-Managements vor die Tür gesetzt. Unter anderem ging Finanzvorstand Jan Kemper, der als Aufsichtsratschef von NuCom erster Ansprechpartner für GA war.
Zudem hat sich der Aktienkurs binnen Jahresfrist halbiert. „Die Entwicklungen auf Konzernebene sind nicht so ausschlaggebend für unsere tägliche Arbeit mit den Portfoliounternehmen“, beteuert GA-Chef Nikolay. Wichtig sei, was sich bei den Beteiligungen tue. Nikolay: „Wir sind zufrieden mit dem Wachstum.“ Organisch kletterte der Umsatz von NuCom 2018 um 16 Prozent.
NuCom ist eine von drei Sparten von Pro Sieben Sat. 1 und die einzige, für die das Unternehmen einen externen Gesellschafter an Bord geholt hat. Die Division ist strategisch wichtig. Durch den E-Commerce will der Konzern weniger abhängig werden vom stagnierenden TV-Geschäft. In NuCom hat der Konzern zehn Beteiligungen gebündelt. Dazu gehören das Vergleichsportal Verivox, die Partnervermittlung Parship, der Parfümversand Flaconi und Jochen Schweizer, ein Anbieter von Erlebnisgutscheinen; alles Firmen mit einer führenden Position im deutschsprachigen Raum. In den nächsten Jahren sollen die Unternehmen über die Grenzen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz hinaus wachsen und im Ausland eine ebenso starke Stellung einnehmen.
Vorstandschef Conze hat stramme Wachstumspläne für NuCom. Von gut 800 Millionen Euro im vergangenen Jahr soll der Umsatz bis 2023 auf zwei Milliarden Euro steigen. Fürs laufende Jahr versprach er jüngst Erlöse von rund einer Milliarde.
Das ist ganz im Sinne von GA. Den Amerikanern geht es um eine Wertsteigerung auf drei, vier oder sogar fünf Milliarden Euro, wie Nikolay kurz nach dem Einstieg sagte. Das hänge davon ab, wie lange GA dabei bleibe. Zuletzt bewerteten die Partner NuCom mit 1,8 Milliarden Euro.
Investments bei Snapchat und Flixbus
General Atlantic ist bei bekannten Start-ups wie Airbnb, Snapchat oder Uber engagiert. In Deutschland hat die Firma Millionen unter anderem in Flixbus investiert. Insgesamt beziffert der Finanzinvestor den Wert seiner Beteiligungen auf 31 Milliarden Dollar (knapp 28 Milliarden Euro).
Deckungsgleich sind die Interessen der Partner nicht. GA ist an Wachstum interessiert, Pro Sieben Sat. 1 muss auch auf den Gewinn achten. Der Konzern erwirtschaftet zwar fast die Hälfte seines Umsatzes außerhalb des Geschäfts mit Fernsehwerbung. Aber der überwiegende Teil des Gewinns stammt nach wie vor aus der TV-Sparte.
Werbung auf den Sendern der Gruppe ist für NuCom wichtig, bietet sie doch die Möglichkeit, die Beteiligungen bekannt zu machen. Als selbstständige Einheit bekomme NuCom zwar keine Sonderkonditionen, betonte Co-Chef Claas van Delden. Aber der enge Kontakt zu den konzerneigenen Vermarktern sei hilfreich. „Die Wege sind kurz und wir wissen, an welchen Innovationen die Kollegen arbeiten.“ So könne NuCom früh neue Reklameformen nutzen, etwa die hoch individualisierte Ansprache von Fernsehzuschauern.
Die Analysten beurteilen Pro Sieben Sat. 1 seit einigen Wochen wieder etwas wohlwollender, was nicht zuletzt mit dem Kursrutsch zu tun hat. So hat die Investmentbank HSBC die Aktien von „Halten“ auf „Kaufen“ hochgestuft. Der Abschlag auf die Bewertung der Wettbewerber scheine inzwischen überzogen, so Analyst Christopher Johnen. Das neue Management müsse seine Vision für den Medienkonzern nun allerdings effizient umsetzen, mahnt Berenberg-Expertin Sarah Simon.
Von 14 auf 11 Minuten
Gut seien die Beteiligungen, aber nicht exzellent. Das bekam das NuCom-Management nach eigenen Angaben in den vergangenen zwölf Monaten häufig von GA zu hören. Daher sieht GA-Manager Nikolay noch viel Potenzial, das die zehn Firmen aus eigener Kraft heben können. „Wir müssen nicht unbedingt zukaufen“, erklärte er. Ausschließen will NuCom Akquisitionen freilich nicht. „Wir schauen uns weiter nach Zukäufen um, die unser Kerngeschäft stärken“, so Co-Chef Tappeiner.
Wie sich die Firmen weiter entwickeln lassen, zeigt sich an E-Harmony. Die Amerikaner übernehmen nicht nur die erfolgreiche Werbung von Parship, sondern bis Jahresende auch deren fortschrittlichere Technik. Dass es bei der Neuerwerbung viel zu tun gibt, offenbart schon der Werbespruch. Die US-Tochter schafft es nur alle 14 Minuten, einen Kunden zu verkuppeln. Parship, das wissen alle Leute, die in Deutschland an den Plakaten der Marke vorbei eilen, gelingt das in elf Minuten.
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