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Medienmacher Nizza und die Terror-Voyeure

Wie Journalisten mit Bildern von Anschlägen umgehen sollten. Wann Sport-Clippings teuer werden. Wo zwei Zeitungshäuser überall kooperieren. Und weshalb sich ein Journalistenausbilder diesen Dienstag entschuldigen will.
15.07.2016 - 15:40 Uhr Kommentieren
Der Handelsblatt-Medienexperte mit Sitz in Hamburg berichtet in seiner Kolumne über die neuesten Rochaden im Mediengeschäft.
Kai-Hinrich Renner

Der Handelsblatt-Medienexperte mit Sitz in Hamburg berichtet in seiner Kolumne über die neuesten Rochaden im Mediengeschäft.

Hamburg An einem solchen Tag muss diese Kolumne mit dem Kollegen Richard Gutjahr beginnen. Er war während des Anschlags am Donnerstagabend in Nizza. Der Journalist verfolgte das Geschehen zunächst von seinem Hotelbalkon, später von der Straße aus. Er drehte mit seinem Smartphone ein Video, widerstand aber der Versuchung, die Bilder live zu streamen. Und nicht nur das: Er schickte das Video zur Bearbeitung an den WDR, der eine nicht zu beanstandende Version davon im „ARD Nachtmagazin“ brachte. Vorbildlicher hätte Gutjahr nicht handeln können.

Die Frage ist, was wir Journalisten, die wir für Printtitel arbeiten, in einer solchen Situation getan hätten: Wir werden von unseren Redaktionen ebenfalls angehalten, mit dem Smartphone Interessantes festzuhalten, das dann zwecks Reichweitensteigerung auf die Portale und/oder Social-Media-Accounts unserer Titel gestellt wird. Das ist in digitalen Zeiten nicht nur legitim, es ist lebensnotwendig – gerade für Medienmarken, die ihren Ursprung in Print haben.

Nur rechtfertigt der Zweck nicht immer die Mittel. Es verstört schon etwas, wenn man mitbekommt, dass es Kollegen gibt – unter ihnen auch sehr namhafte – die in der Nacht von Donnerstag auf Freitag offenbar nichts Besseres zu tun hatten, als jedes verfügbare Schock-Video und Schock-Foto des Anschlags zu retweeten. Es ist zwar nicht so, dass drastische Bilder grundsätzlich keinen Informationswert hätten. Das Foto des in der Ägäis ertrunkenen syrischen Flüchtlingsjungen Aylan vom vergangenen September war ein solches Bild. Doch das, was vergangene Nacht auf dem Twitter-Account so manches Journalisten zu sehen war, diente eher der Triebabfuhr von Terror-Voyeuren.

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Wenn ein TV-Kanal wie Sky Sport News sich entscheidet, vom Bezahlfernsehen ins Free-TV zu wechseln, ist das eine kostspielige Angelegenheit. Beim Sportsender der Pay-TV-Plattform Sky gehen die mit dem für Dezember geplanten Wechsel ins frei empfangbare Fernsehen verbundenen technischen Umstellungen sowie die Generierung von Reichweite noch am wenigsten ins Geld. Anders sieht es bei den TV-Rechten für sogenannte Sport-Clippings aus, also für kurze nachrichtliche Filme von Sportereignissen, wie sie auch Sky Sport News zeigt. Erwirbt man solche Clippings für das Pay-TV sind sie durchaus erschwinglich. Im Fall des reichweitenstarken Free-TV sieht das ganz anders aus: Nach Angaben eines Rechte-Experten, der jahrelang mit TV-Rechten an Sport-Clippings gehandelt hat, verteuern sie sich „um den Faktor zwei“, sobald sie für jedermann zugänglich sind.

Dennoch ist es eher unwahrscheinlich, dass Sky Sport News nun seinen Rechte-Etat verdoppeln muss. Wie auch anderswo wird die Sportberichterstattung von Sky vom Fußball und insbesondere von der Bundesliga dominiert. Mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) hat der Pay-TV-Anbieter aber gerade einen neuen Vertrag für die Spielzeiten von 2017/18 bis 2020/21 geschlossen. Seine Kosten für Bundesliga-Fußball erhöhen sich von bisher 486 Millionen auf 876 Millionen Euro. Schwer vorstellbar, dass die DFL einem so guten Kunden bei den vergleichbar unwichtigen TV-Rechten für Sport-Clippings nicht entgegenkommt.

Mit dem Wechsel von Sky Sport News ins Free-TV übernimmt Sky Deutschland die Strategie der Unternehmensschwester Sky UK und Sky Italia, die zu Promotionzwecken schon länger Kanäle im frei empfangbaren Fernsehen betreiben. Zudem ist der Wechsel ein Schritt zurück in die Zukunft: In seinen Anfangstagen verfügte der Pay-TV-Anbieter, damals hieß er noch Premiere hieß, über ein frei empfangbares Programmfenster. Das bekannteste Format, das dort gezeigt wurde, war der Talk „0137“ des im Februar gestorbenen Roger Willemsen.

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Wie ein Temperenzler beim Komasaufen
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