Medienmacher Von Druckverträgen und Kränkungen

Der Handelsblatt-Medienexperte mit Sitz in Hamburg berichtet in seiner Kolumne über die neuesten Rochaden im Mediengeschäft.
Hamburg Wenn Verlage bestehende Druckverträge kündigen, geht es meist ums Geld. Doch dass die Funke Mediengruppe ihren Kontrakt mit der Bertelsmann-Druck-Tochter Prinovis nun überprüfen will, hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts damit zu tun, dass ein Wettbewerber bessere Konditionen angeboten hätte. Es soll um ein Volumen von 20 bis 25 Millionen Euro gehen. Betroffen sind vor allem Magazine, die Funke 2014 von Axel Springer kaufte – also Titel wie „Hörzu“, „TV Digital“ und „Bild der Frau“. Sie werden vor allem am Prinovis-Standort Ahrensburg, aber auch in Nürnberg gedruckt. Zum Grund für die Überprüfung wollen die Unternehmen nichts sagen. Sowohl Funke als auch Bertelsmann lehnen zu dem Thema jeden Kommentar ab.
In Unternehmenskreisen wird der Vorgang jedoch mit dem Streit um den Verband der Deutschen Zeitschriftenverleger (VDZ) in Verbindung gebracht. Bekanntlich haben Gruner + Jahr („Stern“, „Geo“), der „Spiegel“, die „Zeit“ und der Münchner Medweth-Verlag („Madame“, „Jolie“) zum 1. Juli 2017 ihren Austritt aus dem einflussreichen VDZ-Fachverband Publikumszeitschriften (PZ) erklärt. Sie protestieren mit diesem Schritt gegen die Umstände, die zur Wahl des neuen VDZ-Präsidenten Stephan Holthoff-Pförtner führten, einem Funke-Gesellschafter. Das Quartett wirft den Verbandshierarchen vor, in „Hinterzimmerbünden“ ausgekungelt zu haben, wer neuer VDZ-Chef wird.
Auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, was Prinovis mit dem Konflikt zu tun haben könnte. Allerdings gehört nicht nur das Druckunternehmen, sondern auch Gruner + Jahr, der mit Abstand größte der vier Rebellenverlage, dem Medienkonzern Bertelsmann. Und auf Funke-Geschäftsführer Manfred Braun, der die Überprüfung der Druckverträge angeordnet haben soll, haben sich G+J-Chefin Julia Jäkel und „Zeit“-Geschäftsführer Rainer Esser, die Wortführer der vier VDZ-Sezessionisten, ganz besonders eingeschossen. Sie bezichtigen den Medienmanager, in seiner Eigenschaft als PZ-Vorstandsvorsitzender die Unwahrheit gesagt zu haben. Braun hatte stets betont, der Prozess, der zur Nominierung Holthoff-Pförtners führte, sei erst am 22. September angestoßen worden. Also an dem Tag, als der bisherige VDZ-Präsident Huber Burda ihm gegenüber erklärt habe, am 6.November zurücktreten zu wollen. Nur eine Woche danach, am 30. September, empfahl das VDZ-Präsidium der Delegiertenversammlung des Verbandes, Holthoff-Pförtner zum neuen Präsidenten zu küren.
Die vier austrittswilligen Verlage waren zu ihrem Ärger beim Nominierungsprozess außen vor. Sie sind zudem davon überzeugt, dass Burda und Funke sich schon weit vor dem 22. September auf die Person des neuen VDZ-Präsidenten einigten. Am 21. September hatte Zeit-Chef Esser übrigens im PZ-Vorstand G+J-Geschäftsführerin Jäkel als Nachfolgerin Burdas vorgeschlagen, so der denn zurücktreten wolle. Damals hatte Braun gesagt, es sei völlig ungewiss, wann der VDZ-Präsident sein Amt niederlege.
Den Funke-Geschäftsführer soll es sehr getroffen haben, dass man ihn nun der Lüge bezichtigt. Zudem ist er offenbar davon überzeugt, dass Bertelsmann das Vorgehen von G+J-Chefin Jäkel ausdrücklich billigt. In Branchenkreisen heißt es, aus dieser Gemengelage heraus habe der Funke-CEO die Überprüfung der Druckverträge mit Prinovis beschlossen.
Die Sache beginnt Kreise zu ziehen: Die Gewerkschaften, die vor allem am Druck-Standort Ahrensburg den Verlust von Arbeitsplätzen fürchten, sind auf Zinne. In Gütersloh bei Bertelsmann, wo man mit dieser Eskalation offenbar nicht gerechnet hat, beschäftigt sich der Vorstand mit dem Thema. Und auf allerhöchster Ebene sollen der ehemalige VDZ-Präsident Burda und Bertelsmann-Hauptgesellschafterin Liz Mohn ausgelotet haben, wie der eskalierende Konflikt womöglich doch noch beigelegt werden kann. In Unternehmenskreisen heißt es, das Gespräch sei ermutigend gewesen. Offiziell möchten sich weder Bertelsmann noch Burda dazu äußern.
Womöglich kann die Unterredung zwischen Mohn und Burda die Gemüter auf beiden Seiten etwas beruhigen. Diesen Freitag suchen Holthoff-Pförtner und Jäkel nach Wegen, den VDZ-Streit aus der Welt zu schaffen. Das Treffen wurde bereits vor Wochen vereinbart, als an eine Überprüfung der Prinovis-Verträge durch Funke noch nicht zu denken war. .
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