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Politico Robert Allbritton hat das richtige Gespür für das Geschäft mit Politik-Junkies

Der Politico-Gründer macht mit dem Verkauf seines Spezial-Mediums an Springer das große Geschäft. Das Geschäft mit Medien und Politik lernte er vom Vater.
29.08.2021 - 11:45 Uhr Kommentieren
Seine unternehmerische Ader wird mit dem Verkauf von Politico an Springer wohl kaum zum Erliegen kommen. Quelle: Twitter
Robert Allbritton

Seine unternehmerische Ader wird mit dem Verkauf von Politico an Springer wohl kaum zum Erliegen kommen.

(Foto: Twitter)

Wenn es jemanden gibt, der aus der jüngsten Springer-Übernahme der Politik-Website Politico auf jeden Fall ein Geschäft gemacht hat, dann ist es Robert Allbritton. Der 52-jährige Gründer des erfolgreichen Spezialmediums hat sein Geschöpf für geschätzte mehr als eine Milliarde Dollar an die Deutschen verkauft. Schon vorher war Springer als Joint-Venture-Partner in Europa an Bord. Jetzt übernehmen die Berliner das US-Medium komplett.

Allbritton ist ein wenig beachteter Medienmogul im Miniformat mit Schwerpunkt auf Washington. Sein Vater Joe Allbritton war ein Texaner, der es in Washington erst mit Immobilien und Finanzen zu einem Vermögen gebracht hat und sich dann auf Medien spezialisierte.

Als einziges Kind wuchs Robert Allbritton in Washington auf, besuchte die besten Privatschulen und hatte Zugang zu den Mächtigen und Wissenden in der amerikanischen Hauptstadt. Als Jugendlicher nahm sein Vater ihn zu Geschäftsessen und Treffen mit, damit er früh lernte, wie man mit Menschen umgeht und verhandelt.

Nur vier Jahre nach seinem College-Abschluss von der Wesleyan University stieg der Sohn ins Familiengeschäft ein. Zunächst arbeitete er bei der Riggs Bank, die zum Imperium seines Vaters gehörte. Dort langweilte sich der junge Mann mit einem Faible für Computer und Politik schnell. Er kündigte bald und machte zunächst einen Pilotenschein, bevor er bei den Fernsehstationen von Allbritton Communications wieder ins Familiengeschäft einstieg.

Es war Mitte der 90er-Jahre und der 25-jährige Allbritton junior lernte als CEO viel über Medien und Politik und den Fernsehmarkt. Unter seiner Führung kaufte Allbritton Communications verschiedene Fernsehstationen hinzu.

Zunächst wollte er nach ein paar Jahren noch einen MBA draufsatteln. Doch dazu kam es nicht, weil der Vater an Krebs erkrankte und seinem Sohn 2001 neben dem Chefposten bei Allbritton Communications den CEO-Posten der Riggs Bank übertrug. Damit tat der Vater seinem Zögling keinen Gefallen.

Denn nach den Terroranschlägen im Jahr 2001 schauten sich die Bankenaufseher die Transparenz der Banken ganz genau an, auch die von Riggs. Allbritton erbte damit in jungen Jahren ein Geldwäscheproblem, für das die Bank 25 Millionen Dollar hinlegen musste.

Der Traum vom Spezialmedium für Politik-Junkies

Doch Allbrittons Herz schlug auch während seiner Zeit an der Spitze der Bank stets fürs Mediengeschäft. Wohl auch deshalb verkaufte er die Riggs Bank im Jahr 2005 für 652 Millionen Dollar an die PNC Financial Group. Mit gefüllten Kassen überlegte er kurz darauf, mehrere Fernsehstationen zu kaufen, die die „New York Times“ loswerden wollte. Doch er entschied sich dagegen – was im Nachhinein eine seiner besten Entscheidungen war. Damit hatte er das Geld, um seinen Traum von einem Spezialmedium für Politik-Junkies zu realisieren.

Aufgewachsen und bestens verdrahtet in Washington baute er 2007 Politico auf, das sich schon bald mit exzellenten Journalisten und vielen Insider-Geschichten in der Machtmetropole Washington einen Namen machte. Das Magazin „The New Republic“ schrieb über Allbritton, er habe „die Art, wie wir Politik verfolgen, neu geformt“. Nach Allbrittons Angaben war das Portal stets profitabel.

Sieben Jahre später expandierte Allbritton nach Europa und gründete die europäische Politico-Ausgabe aus Brüssel heraus. Es war ein Joint Venture mit Springer, an dem beide Seiten 50 Prozent hielten. Die europäische Ausgabe kommt wöchentlich auch als Papierausgabe heraus und fand ebenfalls unter den Politik-Junkies in Europa schnell zahlungskräftige Anhänger. Heute hat Politico in Amerika und Europa mehr als 700 Beschäftigte.

Erst im Dezember kaufte Allbritton den Informationsdienst E&E

Dem Fernsehen dagegen hat Allbritton den Rücken gekehrt: 2014 verkaufte er die Sinclair Broadcast Group für knapp eine Milliarde Dollar. Damals sagte Allbritton, er wolle das Geld benutzen, um weiter in Politico und andere Onlinemedien zu investieren.

Bei Onlinemedien und spezialisierten Newslettern sieht Allbritton dagegen noch viel Potenzial. Erst im Dezember kaufte Politico den Informationsdienst E&E, der sich auf die Energiebranche spezialisiert hat. Außerdem wurde Allbritton zuletzt auch Interesse an einer Übernahme des US-Konkurrenten Axios nachgesagt, der 2016 von zwei der drei Ex-Reporter der „Washington Post“ gestartet wurde, die zehn Jahre zuvor schon Politico gründeten.

Auch nach der Übernahme bleibt Allbritton den Plänen zufolge Verleger (Publisher) von Politico und Protocol, das ebenfalls in den Besitz von Springer übergeht. Aber seine unternehmerische Ader wird mit dem Verkauf wohl kaum zum Erliegen kommen.

Mehr: Springer-CEO Mathias Döpfner erklärt im Interview, was er mit Politico vorhat.

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