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Republica 2017 Was von der Liebe übrig blieb

Nach drei Tagen geht die Digitalkonferenz Republica in Berlin zu Ende. Die Teilnehmer haben diskutiert, geforscht und gefeiert. Doch was bleibt von dem Ziel „Liebe zu verbreiten“?
10.05.2017 - 20:55 Uhr Kommentieren
Eine Besucherin der Digitalmesse Republica in Berlin: Was bleibt von der „Liebe“ im Netz? Quelle: Stefan Boness/Ipon
Republica 2017

Eine Besucherin der Digitalmesse Republica in Berlin: Was bleibt von der „Liebe“ im Netz?

(Foto: Stefan Boness/Ipon)

Berlin An Bühne L2 der Republica ist es gemütlich. Im alten Kühlhaus, das für drei Tage zum Labor der Digitalkonferenz deklariert worden ist, dürfen Zuschauer ihre Schuhe ausziehen und es sich mit Socken auf einer Sofafläche oder mit Kissen auf dem Teppichboden bequemmachen. Doch viele kommen der Aufforderung, es sich hier gemütlich zu machen, dennoch nicht nach. „Ich habe meine Schuhe jetzt auch wieder angezogen“, sagt der Moderator schließlich. Liegt es vielleicht daran, dass die Welt des Digitalen in den vergangenen Monaten dann doch nicht mehr so kuschelig ist?

„Love out loud“ – das war das Motto der elften Republica in Berlin. Das diesjährige Ziel Europas größter Digitalmesse und der zeitgleich stattfindenden Media Convention: „Liebe verbreiten“. Gegen Hassreden und Fake-News im Netz, für mehr konstruktive Kommunikation, mehr Transparenz und Aufklärung. Doch was bleibt, wenn etwa 8.000 Menschen, die sich in jeweils 60 Minuten andauernden Vorträgen, Diskussionen und Workshops ausgetauscht haben, wieder auseinandergehen? Was verlässt die Filterblase, in der sie sich bewegen? Dringen überhaupt konkrete Handlungsanweisungen nach außen?

Im Kühlhaus bei der „Gameshow gegen Fake-News“ wurde es konkret. Organisiert von Max Hoppenstedt und Theresa Locker von der Nachrichtenplattform „Motherboard“, basiert das Spiel auf 1.880 Facebook-Posts von acht Facebook-Seiten von Medien aus einem Zeitraum von sechs Tagen im November 2016. Facebook-Posts, die teilweise so stark zugespitzt sind, dass sie nicht mehr der Wahrheit entsprechen – Fake-News, könnte man sie nennen.

Das sind die zehn größten Datenschutzsünden
Digitale Sünder
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Jemand anderem die EC-Karten-Pin verraten, immer das selbe, einfallslose Passwort verwenden, das umstrittene Teilen von Kinderfotos über Facebook: Eine Forsa-Umfrage hat ermittelt, wie häufig welche Fahrlässigkeiten beim Datenschutz vorkommen. Dabei geben 27 Prozent an, ganz ohne Sünde zu sein. Die größte Gruppe stellen hier mit 43 Prozent die über 60-Jährigen – mit sinkendem Alter nimmt die Prozentzahl der Sündenlosen ab. Bei den 45- bis 59-Jährigen sind es noch 28 Prozent, dann folgen die 30- bis 44-Jährigen (18 Prozent) und von den 18- bis 29-Jährigen sind nur zehn Prozent ohne Sünde. Die Frauen (30 Prozent) stehen besser da als die Männer (24 Prozent). Doch wo wird am meisten gesündigt?

Quelle: Forsa-Studie „Die größten Sünden 2015 – Teil 5: Datensicherheit“ im Auftrag der Gothaer

(Foto: Imago)
Platz 10: Auf Spam-Mail antworten
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Aus Versehen auf die Mail von zwielichtigen Absendern, die auf krumme Geschäfte hoffen, geantwortet – das ist doch jedem schon einmal passiert, oder? Ein Prozent der Befragten haben auf eine Spam-Mail geantwortet – vor allem machen das Männer im Alter von 45 bis 59 Jahren oder über 60 Jahre.

(Foto: Imago)
Platz 9: Einen Flug auf einem unbekannten Portal buchen
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Die Seite sieht aus wie mit Paint gemalt und liest sich wie frisch von Google übersetzt, aber dafür kostet der Flug nach New York und zurück auf auch nur 200 Euro. Gut, vielleicht ein leicht überzogenes Beispiel. Dennoch: Drei Prozent der Befragten haben sich schon einmal durch günstige Preise dazu hinreißen lassen, einen Flug auf einem unbekannten Portal zu buchen. Vor allem bei den Unter-30-Jährigen sind derartige Seiten beliebt (acht Prozent).

(Foto: Imago)
Platz 8: E-Mail-Anhang von Unbekannten öffnen
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Vertrauen Sie keinen E-Mail-Anhängen von unbekannten Absendern. Denn öffnen Sie auch nur einen falschen Anhang, kann ihr Computer schon infiziert sein. Insgesamt fünf Prozent haben bereits diesen Fehler gemacht. „Dateianhang nicht öffnen“ lautet hier die Devise.

(Foto: Imago)
Platz 7: Anderen Personen die Pin verraten
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Auffällig ist, dass vor allem junge Menschen zwischen 18 und 29 Jahren besonders fahrlässig mit Daten umgehen. Den Pin-Code, für das Smartphone zum Beispiel, verraten 13 Prozent anderen Menschen (gesamt: sechs Prozent).

(Foto: Imago)
Platz 6: Virenscanner abbrechen
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Wenn man keine Anti-Virus-Software verwendet oder diese nicht regelmäßig aktualisiert, ist das System ungeschützt vor Hackern. Auch weil es oft zu schnell gehen soll: Zwölf Prozent der Jüngeren (18 bis 29 Jahre) haben schon einmal den Virenscan abgebrochen, weil er zum Beispiel ihren Computer verlangsamte (gesamt: sieben Prozent).

(Foto: Imago)
Platz 5: Kinderbilder in sozialen Netzwerken teilen
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Wenn Eltern unbekümmert Bilder ihrer Kinder in sozialen Netzwerken posten, kann das gefährlich werden. Zehn Prozent der Befragten scheinen sich dieser Gefahr nicht bewusst zu sein.

(Foto: dpa)

Die Regeln der Gameshow: Die Spieler müssen sagen, ob sie meinen, ein Post sei irreführend formuliert oder komplett falsch. Zum Beispiel ein Post, der einen Artikel zur Clinton Foundation bewirbt. Im Post heißt es, Deutschland finanziere die Stiftung. In Wirklichkeit geht es im Artikel darum, dass die Stiftung und eine deutsche Organisation Geld für ein gemeinsames Entwicklungsprojekt ausgeben. Gepostet von „Sputnik“. Das Ziel des Spiels: Die Medienkompetenz der Facebook-Nutzer, in diesem Fall Republica-Besucher, stärken.

„Wir diskutieren hier auf der Republica die ganze Zeit über Fake-News, aber man kann etwas dagegen machen. Es gibt Material, mit dem man sich auseinandersetzen kann. Es gibt auch Menschen, die das verstehen. Fake-News sind keine Naturgewalt, die plötzlich über uns gekommen ist und der wir jetzt machtlos ausgeliefert sind“, erklärt Max Hoppenstedt. „Man kann dieses Phänomen differenzieren, analysieren, auseinander nehmen. Fake News – das ist nicht alles dasselbe.“

Auch Rasmus Kleis Nielsen, Director of Research am Reuters Institute für Journalismusforschung an der Universität Oxford, sieht ein großes Problem an der Debatte um Fake-News darin, dass sich zwar alle darüber einig seien, dass Fake-News schlecht sind, aber keinesfalls Einigkeit darüber herrsche, was diese konkret seien: „Wenn man irgendetwas untersuchen will, muss man es definieren. Die sehr einfache Definition ist falsch und gemachte Nachrichten, die sich als Journalismus tarnen“, erklärt Nielsen. Doch davon gäbe es wenige Fälle. Erweitere man die Definition auf Inhalte, die unwahre Positionen enthalten, dann würde es komplizierter: „Denn davon gibt es eine Menge.“

Nielsen will die Debatte um Fake-News wieder zur Wissenschaftlichkeit zurückführen: „Die Diskussion ist sehr intensiv und politisch. Zudem wird sie polarisiert geführt – und mit sehr wenigen Belegen.“ So wisse man zum Beispiel nicht, wie wichtig sie wirklich für den Ausgang der US-Wahl gewesen seien, so Nielsen: „Wir brauchen wissenschaftliche Beweise“, forderte der Journalismusforscher auf der Media Convention.

Auch die Netzaktivistin Jillian York plädierte auf der Republica für ein Umdenken. York ist Mitglied der Electronic Frontier Foundation, die sich für Grundrechte der digitalen Gesellschaft einsetzt: Die Debatte um Fake-News hätte ein Schwarz-Weiß-Denken etabliert, das es so nicht gäbe: „Auf der einen Seite gibt es Fake-News, auf der anderen die echten Nachrichten.“

Die dunkle Seite des Netzes
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