Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer „Ich mache jeden Tag Fehler“

Oliver Samwer musste zuletzt viel Kritik einstecken. Im Interview spricht der Gründer und Vorstandschef von Rocket Internet über die Vorhaltungen, unternehmerisches Risiko, den neuen Fonds und den schwachen Aktienkurs.
19.01.2016 Update: 19.01.2016 - 19:58 Uhr
„Es gibt eine gewisse Risikoaversion, die nur wenige in Deutschland überwinden.“ Quelle: picture alliance/dpa
Oliver Samwer

„Es gibt eine gewisse Risikoaversion, die nur wenige in Deutschland überwinden.“

(Foto: picture alliance/dpa)

Oliver Samwer ist nicht bekannt für überbordende Medienpräsenz. Seit er dem Handelsblatt vor dem Börsenstart seiner Internet-Plattform Rocket Internet ein großes Gespräch gewährte, sah man ihn allenfalls noch auf dem Podium des einen oder anderen Kongresses. Aber mittlerweile ist viel passiert rund um das Berliner Unternehmen. Allerdings nicht viel Gutes. Samwer muss und will sich erklären. Der Zeitpunkt ist günstig. Der 43-Jährige hat gerade viel Geld eingesammelt.

Herr Samwer, Sie sagten jüngst, einen Elon Musk könne es in Europa gar nicht geben, weil hier niemand bereit wäre, viele Milliarden Dollar in die Träume eines Einzelnen zu stecken. Ist es so schlimm um die hiesige Risikokultur bestellt?
Ich habe gesagt, einen Elon Musk könne es in Europa auch geben, aber er würde keine Finanzierung finden. Das ist wohl so, es gibt eine gewisse Risikoaversion, die nur wenige in Deutschland überwinden. Als Musk mit Tesla anfing, waren seine Elektroautos wirklich nicht mehr als ein Traum. Dennoch folgten ihm unglaublich viele Investoren… diese Bereitschaft, Risiko einzugehen müsste es in Deutschland noch stärker geben.

Seine Anleger sehen bislang nur, wie Musk ihr Geld ausgibt.
Aber in Amerika ist das Denken eben anders. Selbst wenn Musk etwas Außergewöhnliches ankündigt – wie einen Eisenbahntunnel von L.A. nach San Francisco – folgen ihm immer noch viele. Und auch wenn wir in Europa, auch in Deutschland mittlerweile wirklich einige große Wagniskapitalgeber haben, ist die Situation doch nicht mit der Kultur in den USA vergleichbar.

Sie starten nun selbst einen neuen Fonds mit zunächst 420 Millionen Dollar. Was soll der genau, denn Geld haben Sie doch eigentlich durch den Börsengang von Rocket Internet noch genug?
Es stimmt, dass wir noch rund 1,7 Milliarden Euro Cash zur Verfügung haben. Aber der Fonds kann ganz anders agieren.

Wie denn?
Wenn wir neue Firmen starten, haben wir bislang historisch immer Co-Investoren für einzelne Projekte ins Boot geholt, dies aber in sehr aufwendigen einzelnen Funding-Runden. Andererseits gab es Versicherungen, Pensionskassen oder andere Großanleger, die bei uns systematisch investieren wollten. Unser Fonds ist aus dem Stand der größte Internet-Fonds in ganz Europa. Wir spielen damit in der obersten Liga mit. Und er wird schon bald eine halbe Milliarde Dollar stark sein, und das hat auch für die Aktionäre von Rocket Internet nur Vorteile.

Konkreter bitte!
Der Fonds ist flexibler und kann schneller investieren. Rocket selbst ist mit insgesamt 28 Prozent an den gemeinsamen Investments mit dem Fonds beteiligt. Zusätzlich erhält Rocket 20 bis 25 Prozent Erfolgsbeteiligung. Damit profitieren unsere Anleger auch von der künftigen Erfolgsbeteiligung. Und der Fonds hat einen langfristigen Anlagehorizont von circa zehn Jahren, denkt also langfristig und ist von der Entwicklung der Rocket-Aktie völlig unabhängig.

Soll der Rocket Internet Capital Partners Fund auch ein bisschen beweisen, dass es noch genug Investoren gibt, die Ihnen vertrauen?
Es sind sehr viele professionelle Asset Manager aus Europa und den USA. Über 90 Prozent der Investoren sind Institutionen. Das ist ein großer Vertrauensbeweis – in Rocket, unser Geschäftsmodell, unsere Investments und in unser Management-Team.

Wenn Sie die Performance von Rocket Internet eine Schulnote geben müssten... welche wäre das zurzeit?
Dem Unternehmen an sich würde ich eine gute Note ausstellen. Es ist heute kein anderes als vor einem halben Jahr. Unser momentaner Aktienpreis könnte natürlich besser sein.

Das ist noch höflich ausgedrückt. Der Börsenkurs erreicht immer neue Rekordtiefen…
… und zeigt auch ein bisschen die Absurdität der Märkte.

Seit dem Start hat sich Ihr Kurs halbiert.
Gelitten unter dem schwierigen Marktumfeld haben in den letzten Wochen auch andere. Ich habe in der kurzen Zeit mit Rocket als Aktiengesellschaft schon alle Höhen und Tiefen erlebt: 50 Prozent plus ebenso wie 50 Prozent minus. Rocket Internet ist ja heute kein anderes Unternehmen als vor wenigen Wochen, ist aber dennoch etliche Prozent weniger wert. So viele Fehler können wir ja nun gar nicht gemacht haben.

Woran liegt’s?
Jedenfalls nicht an unseren langfristigen Investoren, die uns alle weiterhin die Stange halten. Ich denke, dass allgemeine Markt-Umfeld ist gerade sehr zurückhaltend bei Internet-Unternehmen, das trifft gerade fast alle Unternehmen dieser Branche. Selbst Finanzgrößen wie Blackrock und Fidelity haben ihre Beteiligungen an Startup-Investments kürzlich drastisch abgeschrieben. Internet ist gegenwärtig bei bestimmten Typen von Anlegern nicht besonders populär. Aber die Analysten, die sich wirklich mit uns beschäftigen, wissen um die Chancen unserer täglichen Arbeit.

Rocket lebt davon, Internet-Firmen am Fließband zu gebären... zum Beispiel Online-Möbelhändler wie Westwing oder Kochbox-Lieferanten wie Hello Fresh. Bei Letzterem war im Herbst plötzlich Schluss mit den hochtrabenden Plänen – einen Tag vor Veröffentlichung des Börsenprospekts. Warum?
Auch weit größere, klassische Konzerne mussten ihre geplanten Börsengänge aufgrund des Umfeldes immer mal wieder kurzfristig absagen. Das Schiff liegt voll aufgetakelt im Hafen, aber der Wind bleibt aus. Da macht es keinen Sinn, aus dem Hafen zu gehen. Die Märkte waren im Herbst schlicht nicht attraktiv.

„2016 wird für uns ein gutes Jahr“
Seite 12Alles auf einer Seite anzeigen
Mehr zu: Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer - „Ich mache jeden Tag Fehler“
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%