Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

SAP-Finanzchef Luka Mucic „Wir brauchen Cloud-DNA“

„Die Cloud ist in den Köpfen angekommen“: SAP-Finanzchef Luka Mucic ist davon überzeugt, dass sein Unternehmen den Wandel geschafft hat. Im Interview spricht er von zugekauftem Wissen und neuen Chancen im Mittelstand.
21.07.2016 - 11:48 Uhr Kommentieren
„ Wir sind im Cloud-Geschäft noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen“, sagt SAP-Finanzchef Luka Mucic. Quelle: dpa
SAP-Finanzchef Luka Mucic

Wir sind im Cloud-Geschäft noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen“, sagt SAP-Finanzchef Luka Mucic.

(Foto: dpa)

Düsseldorf SAP lässt keinen Zweifel daran: Das Cloud Computing ist für den größten europäischen Softwarekonzern das Maß aller Dinge. Der Umsatz steht in den Zwischenbilanzen stets an erster Stelle, es gibt sogar eine neue Kennzahl, die die Entwicklung des Geschäfts in der Zukunft nachvollziehbar machen soll.
Die Umstellung, hin zur IT aus der Datenwolke, war für den Konzern allerdings nicht einfach – in den letzten Jahren stemmte der Konzern mehrere Milliardenzukäufe und baute nicht mehr benötigte Posten ab. Im Gespräch mit dem Handelsblatt berichtet Finanzchef Luka Mucic, was der Konzern von den übernommenen Firmen gelernt hat und wie er künftig besser den Mittelstand erreichen will.

Herr Mucic, in den Quartalszahlen steht das Cloud Computing immer an erster Stelle. Ist SAP schon eine „Cloud Company“?
Auf jeden Fall! Wir sind im Cloud-Geschäft noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen, wir sehen für die kommenden Jahre noch viel Wachstumspotenzial. Bis 2020 sollen fast 30 Prozent des Umsatzes aus Cloud-Diensten stammen. Aber wir sind darauf ausgerichtet, unsere Chancen zu verfolgen. Unser Vertrieb ist klar auf die Cloud ausgerichtet. In der Entwicklung gehen wir ebenfalls mit einem „Cloud First“-Ansatz vor. Die Cloud ist in den Köpfen angekommen. Das ist auch wichtig, damit die Kunden zufrieden sind – sonst kündigen sie ihre Verträge.

Ein Großteil der Umsätze stammt aber noch aus dem Lizenzgeschäft...
Das Neugeschäft kommt aber sehr stark aus der Cloud: Von unseren Auftragseingängen waren es im letzten Quartal schon 40 Prozent. Es dauert nur eine Weile, bis man das in den Büchern sieht, weil der Umsatz über einen längeren Zeitraum verbucht wird. Auch in absoluten Zahlen sind wir schon nah dran am Lizenzgeschäft.

Von Success Factors bis Concur: Wie helfen die Übernahmen der letzten Jahre bei der Transformation?
Das ist ein ganz wichtiger Punkt: Neben den Lösungen haben wir auch Kompetenzen eingekauft. Mit Steve Singh, der über die Akquisition von Concur zur SAP gekommen ist, haben wir nun einen Cloud-Experten im Vorstand. Es ist wichtig, dass wir im Topmanagement und auf den unteren Ebenen Leute mit Cloud-DNA haben.

Die Akquisitionen haben auch die kritische Masse erzeugt, um andere Mitarbeiter der SAP stärker für das Cloud-Modell einzunehmen, vor allem in der Entwicklung. Wir sind ja bereits vor zehn Jahren in die Cloud gegangen, waren aber nicht sehr erfolgreich dabei, uns das Know-how selbst zu erarbeiten. Mit unseren neuen Kollegen sind wir jetzt an dem Punkt, dass wir erfolgreich selbst entwickelte Cloud-Lösungen am Start haben.

SAP galt früher nicht als die agilste Organisation. Haben die Zukäufe das nötige Tempo gebracht?
Es ist wichtig zu verstehen, was die Cloud-Entwicklung ausmacht. Es gibt rasche Innovationszyklen. Entwickler denken in kleineren, aber schnelleren Schritten. Die Lösungen müssen aber auch einfacher und billiger sein – dafür muss man so weit wie möglich Komplexität herausnehmen. Da sind wir ein deutliches Stück weiter – und das gesamte Unternehmen profitiert davon: Bei klassischer Software haben wir inzwischen halbjährliche Veröffentlichungszyklen. Wir sind also auch im Kerngeschäft schneller geworden.

Viele deutsche Kunden sind noch zurückhaltend: Die Deutsche SAP-Anwendergruppe DSAG hat ermittelt, dass 87 Prozent der Kunden keine oder nur geringfügige Investitionen in die Cloud planen.
Dieses Bild beginnt sich zu drehen. Der Trend hat in den USA begonnen, in Europa und Deutschland kommt er später zum Tragen. Wir haben hier erhebliche Wachstumsraten, gerade in Deutschland haben wir einen sehr hohen Auftragseingang im Cloud-Geschäft, es wird sehr bald unser zweitgrößter Cloud-Markt sein.

Wir müssen aber daran arbeiten, die Vorteile noch besser herauszustellen. In Deutschland gibt es Vorbehalte in Bezug auf Datenschutz und Datensicherheit. Da ist SAP schon lange ein verlässlicher Partner. Mit unserem Angebote „EU Access“ können Kunden ihre Daten innerhalb der EU halten. Das gibt uns ein Herausstellungsmerkmal gegenüber unseren amerikanischen Wettbewerbern.

Die Cloud mit ihren standardisierten Services bietet eine Chance, den Mittelstand zu gewinnen – aber das gelingt SAP bislang noch nicht so. Woran hakt es noch?
Wir sehen in der Tat eine große Gelegenheit. Der Mittelstand war für die SAP bislang vielleicht nicht das größte Fokusthema, aber deshalb kümmert sich der Vorstand jetzt mit einer dedizierten Organisation unter Steve Singh darum. Wir bringen eine Cloud-Suite für den Mittelstand an den Start. Die wesentlichen Bausteine dafür haben wir, zum Beispiel die Geschäftsnetzwerke Ariba und Concur, Lösungen fürs Personalwesen und das ERP-Paket Business By Design…

mit dem kleine und mittlere Unternehmen ihre Prozesse und Finanzen steuern können. Bislang war das allerdings nicht sehr erfolgreich.
Mittlerweile hat die Lösung guten Erfolg beim Kunden, aber das Geschäft kann noch erheblich größer werden. Grundsätzlich gilt: Wenn wir eine konsolidierte Suite für den Mittelstand herausbringen, haben wir in den nächsten Jahren schöne Wachstumsaussichten.

Bei der Cloud-Infrastruktur tobt ein harter Wettbewerb. Amazon, Microsoft und Google kämpfen um die Kunden. Was bedeutet das für SAP?
Wir sind auf einer anderen Ebene unterwegs: Wir stellen keine reine Infrastruktur zur Verfügung – da wären die Erfolgsaussichten auch nicht gut, weil die anderen Anbieter mit ihren riesigen Serverfarmen Größenvorteile haben. Wir sehen unseren Mehrwert in zugeschnittenen Lösungen, zum Beispiel beim Application Management von SAP-Software. Diese laufen auf den großen Plattformen. Der Preiskampf hat für uns einen Vorteil: Je günstiger reine Infrastruktur wird, desto günstiger werden auch unsere Systeme für unsere Kunden.

Allerdings konkurrieren Sie durchaus in einigen Bereichen mit IBM und Microsoft.
Das ist in unserer Industrie nicht ungewöhnlich. IBM war schon immer in manchen Bereichen ein Partner, in anderen ein Wettbewerber. IBM und Microsoft könnten sich auch beschweren, dass wir mit Hana eine eigene Datenbank entwickeln. Aber wir alle können mit so was umgehen. Am Ende geht es um das, was die Kunden erwarten.

Sie bieten mit der Hana Cloud Platform Entwicklern die Möglichkeit, eigene Cloud-Anwendungen zu schreiben, die auf SAP-Systeme zugreifen. Das Projekt kommt allerdings langsam in die Gänge.
Wir sehen von einer moderaten Basis aus großes Wachstum. Inzwischen setzen strategische Partner stark auf die Hana Cloud Platform, wie zum Beispiel Siemens mit einer Plattform fürs Internet der Dinge. Und Apple ermöglicht Entwicklern, Apps zu entwickeln, die an unsere Systeme angeschlossen werden können. Wir sind vielleicht später dran als andere, aber wir haben einen Vorteil: Wir haben mit unserer Datenbank Hana eine überlegene Technologie. Gerade im SAP-Umfeld können wir den Markt rasch für uns einnehmen.

Herr Mucic, danke für das Interview.

Startseite
Mehr zu: SAP-Finanzchef Luka Mucic - „Wir brauchen Cloud-DNA“
0 Kommentare zu "SAP-Finanzchef Luka Mucic: „Wir brauchen Cloud-DNA“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%