Schnelles Internet EU genehmigt umstrittenen Antrag der Telekom

Sieg in Brüssel.
Brüssel/Düsseldorf Gute Nachrichten aus Brüssel für die Deutsche Telekom: Die EU-Kommission wird einen Antrag des Unternehmens nun wohl doch durchwinken. Die Telekom will in einigen Gebieten exklusiv alte Kupferkabel mit der umstrittenen Vectoring-Technologie aufrüsten. Ziel ist es, das Internet zu beschleunigen.
Noch im Mai hatte EU-Digitalkommissar Günther Oettinger dagegen massive wettbewerbsrechtliche Bedenken geltend gemacht. Er folgte damit einer Beschwerde von Vodafone und anderen Konkurrenten der Deutschen Telekom.
Die zuständige deutsche Aufsichtsbehörde Bundesnetzagentur hatte auf diese Kritik reagiert und vorgeschlagen, der Telekom härtere Auflagen zu machen als ursprünglich geplant. Im April dieses Jahres hatte die Behörde einen Entscheidungsentwurf nach Brüssel geschickt, der jedoch zunächst auf Skepsis gestoßen war.
Ein neuer, überarbeiteter Regulierungsvorschlag der Bundesnetzagentur fand nun im Wesentlichen Zustimmung. „Nach unserer Intervention hat der deutsche Aufseher einen besseren Ausgleich gefunden zwischen der Modernisierung der Kabelnetze und einem qualitativ hochwertigen Zugang für Wettbewerber“, sagte Oettinger am Dienstag. Völlig zufrieden ist der deutsche EU-Kommissar allerdings noch nicht. „Es muss noch nachgebessert werden“, so Oettinger. Wenn das geschehen sei, werde er den Weg für Vectoring im Herbst endgültig frei machen.
Die noch offenen Kritikpunkte der Kommission betreffen den Zugang der Telekom-Konkurrenten zum Endkunden. Vectoring bedeutet, dass die Signale, die durch das Kupferkabel laufen, so abgeschirmt werden, dass sie sich gegenseitig nicht stören. Mit den derzeit angewendeten Systemen kann das technisch immer nur ein Unternehmen pro Verteilerkasten gewährleisten, die anderen verlieren damit den direkten Draht in die Haushalte. Als Alternative muss die Telekom ihren Konkurrenten nun einen virtuellen Zugang anbieten.
Dieses – derzeit noch nicht auf dem Markt befindliche – Produkt werde man genau auf Qualität und Preis prüfen, bevor man die endgültige Genehmigung für Vectoring erteile, hieß es in Brüssel. Streitpunkt dabei ist, inwieweit Wettbewerber ihre Daten im Netz steuern können. Die Konkurrenten der Telekom dürften damit kaum zufrieden sein. Ihre Verbände VATM, Breko und Buglas lehnen den Antrag der Telekom zum Ausbau des sogenannten Nahbereichs um Hauptverteiler kategorisch ab, weil sie darin eine Remonopolisierung der Telekom sehen. Bisher durften diese Bereiche nicht ausgebaut werden. Allerdings sind sie strategisch wichtig, da es sich oft um Gebiete handelt, in denen viele potenzielle Kunden wohnen. Bisher steht ihnen lediglich das langsamere VDSL zur Verfügung – oder aber sie haben einen Vertrag bei einem Kabelanbieter.
Für die Telekom ist der Antrag wichtig, weil der Konzern damit Boden gutmacht gegenüber den Konkurrenten Vodafone oder Unitymedia, die über ihre Kabelfernsehinfrastruktur vielerorts schnelleres Internet anbieten können.
Die Bundesregierung hat versprochen, bis 2018 alle Haushalte mit schnellem Internet (mindestens 50 Megabit pro Sekunde) zu versorgen. Der Ausbau des Nahbereichs helfe, dieses Ziel zu erreichen, argumentiert die Telekom.
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