Snapchat Snap bringt Fotobrille Spectacles nach Europa

Der „Snapbot“ dient als Verkaufsautomat für die „Spectacles“.
Düsseldorf In der Berliner Innenstadt ist am Freitag ein kurioser Gegenstand gelandet – eine Mischung aus Cola-Automat und Minion, einem jener quirligen, lustigen Männchen aus dem gleichnamigen Animationsfilm. Genauso lustig und unbeschwert will sich auch der Aufsteller Snap geben: Die sogenannten Snapbots sind in verschiedenen europäischen Großstädten angekommen, um die hippe Fotobrille „Spectacles“ anzubieten, die es seit Freitag nicht mehr nur in den Vereinigten Staaten zu kaufen gibt.
Und so quirlig und lustig die Automaten aussehen und so verspielt die Kamerabrille auch ist, mit der Snapchat-Nutzer 30-Sekunden-Videos aufnehmen und auf der Plattform hochladen können, so sehr braucht Snap endlich eine Erfolgsgeschichte. Denn die letzten Quartalszahlen waren enttäuschend, Gründer Evan Spiegel brachte mit arroganten Kommentaren Analysten gegen sich auf und die Konkurrenz wächst schneller als seine eigene Plattform.
— Spectacles (@Spectacles) 2. Juni 2017
Die Expansion nach Europa ist ein weiterer Schritt, um aus der simplen App endlich die „Camera Company“ zu machen, als die man sich bei Börsenlistung selbst bezeichnete. Ein bisher unbekannter Zukauf unterstreicht diese Ambitionen. Doch werden Spiegels Hardware-Pläne ausreichen, um endlich ein profitables Unternehmen zu schaffen?
In Amerika ging die Strategie auf: Landeten die Snapbots mit den Fotobrillen in US-amerikanischen Städten, bildeten sich lange Schlangen. Jeder wollte sein Exemplar der „Spectacles“ aus dem Automaten ziehen. Von London über Paris bis Barcelona – überall in Europa erhofft sich das Unternehmen aus Los Angeles zahlreiche Begeisterte und potenzielle Käufer. Wer es nicht in die Großstadt schafft, der kann sich seine Brille auch gleich online bestellen. Rund 150 Euro muss einem die Spielerei wert sein.
Snapchat glaubt daran, dass es das sein wird. Evan Spiegel sagte zuletzt, dass die Kamera im Telefon die unmittelbare Verbindung zum Internet sei. Die Brille soll dabei eine völlig neue Erfahrung sein: Eine neue Visualisierung der Realität, ein Video des Sichtfeldes des Nutzers. Doch wird das reichen? Mit „Google Glasses“ scheiterte bereits schon einmal ein Konzern an den Datenströmen auf der Nasenspitze: Alphabet nahm sein Produkt schließlich wegen mangelnder Akzeptanz vom Markt.
Spiegel will es anders machen: Während die „Google Glasses“ sehr technisch aussahen, sind die „Spectacles“ eher ein hippes Accessoire. Für das „Wall Street Journal“ inszenierte Modemacher Karl Lagerfeld den 26-jährigen Spiegel in Modelpose mit seiner Datenbrille. Malibu Beach statt Star-Trek-Enterprise. Auch Experten rechnen Spiegel damit bessere Chancen aus als Googles Brille: „Spectacles“ nehme dem Gegenüber damit auch das Unwohlsein, ständig aufgenommen zu werden.
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